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Wie sich nach 21 Jahren ein Gerücht über "Bertelsmann" bewahrheitete

In dem 2004 erchienenen

Buch "Bertelsmann - Hinter der Fassade des Medienimperiums"
von Frank Böckelmann und Hersch Fischler

entdeckte ich in dem Abschnitt "Medienunternehmen oder Gemischtwarenladen ? - Weiss Bertelsmann, was es auf dem Weltmarkt will ? unter der Überschrift

"- Bertelsmann kapert RTL -"

auf der Seite 279 den folgenden Abschnitt :

"Anfang der Siebzigerjahre klang das noch ganz anders. Reinhard Mohn ließ damals im Einklang mit der Medienpolitik der sozialliberalen Koalition erklären, er habe mit dem privaten Rundfunk nichts im Sinn (obwohl er sich kurz zuvor am Urlauberrundfunkprogramm Radio Adria beteiligt hatte). Gut zehn Jahre später waren jene programmatischen Aussagen vergessen. 1984 erwarb Manfred Lahnstein, ehemaliger Bundesfinanzminister im Kabinett Helmut Schmidt, als Mittelsmann Reinhard Mohns eine Beteiligung von 37,1 Prozent bei RTL Plus. Die Übernahme erfolgte in Absprache mit einem anderen Gesellschafter, dem Konzern der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Lahnstein verfügte über beste Kontakte zur Lizenzgeberin von RTL plus, der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Die in den Achtziger- und Neunziger Jahren weit verbreitete Auffassung, Bertelsmann fahre im privaten Rundfunk »auf dem Ticket der SPD«, ist demnach nicht aus der Luft gegriffen."

1984 war ich Delegierter auf dem damaligen Bundesparteitag der SPD : zunächst Ersatz-, am letzten Tag ordentlicher Delegierter. Es wurde damals in einem Grundsatzbeschluss die Möglichkeit der Einführung des privaten Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland beschlossen. Von meinem damaligen SPD- Unterbezirk Höxter und SPD- Bezirk Ostwestfalen- Lippe waren Beschlüsse gegen die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen anvisiert worden, die dem Parteitag aber nicht vorlagen.

Diese Tatsache veranlasste mich kurze Zeit nach dem Parteitag an Hand der mir vorliegenden Unterlagen (wörtliches Protokoll, Beschlusstexte) eine Informationsschrift zu erstellen, an der ich aus meiner damaligen persönlichen Sicht eine Entwicklung feststellte, die in der Behandlung eines auf dem Parteitag vorliegenden Antrags des SPD-Bezirks Hannover gegen Privatisierung eine "Manipulation" sah, welche die Durchsetzung des "Beschlusses für ein privates Fernsehen" sichern sollte.

Damals wurde auch am Rande des Parteitags über Bertelsmann und der damaligen Verbindung dieser Firma zu dem 1982 ausgeschiedenen Bundesfinanzminister Lahnstein (SPD) gesprochen, der ja aus NRW stammte. Da dies damals aber für mich "unbeweisbare Gerüchte" waren, habe ich sie damals in meinem Bericht nicht erwähnt, zumal ich diesen verschiedenen Parteigremien vorlegen wollte, was dann auch geschah.

Und das ist mein Bericht vor über 20 Jahren mit dem damaligen Titel :

Was unternimmt die SPD gegen die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen und Unternehmen ?  -  Betrachtungen des SPD- Kreistagsabgeordneten Wilhelm Rühl, Höxter über die Privatisierungsdiskussion in der SPD vor und auf dem Bundesparteitag 1984 in Essen

( Der auf einer besonderen Seite befindliche Bericht wurde von mir im  Jahre 1984 erstellt und war mit den damaligen inhaltlichen "Bemerkungen zu den organisatorischen Rahmenbedingungen der Energie- und Wasserversorgungswirtschaft" Diskussionsgrundlage in verschiedenen Parteigremien, z. B. im Landesvorstand NRW der AfA - vergl. Schreiben vom 31.01.1985)

Weiter .........

Auf den SPD- Bundesparteitagen 1986 und 1988 konnten aber dann unsere grundsätzlichen Beschlüsse gegen Privatisierung durchgesetzt werden.

Dazu die Berichte :

1. Alle Anträge gegen die Privatisierung von öffentlichen Dienstleistugen und Unternehmen erhalten auf dem SPD- Parteitag von Nürnberg 1986 Mehrheiten

2. "Revanche für 1984" : Beschlusslage "Gegen Privatisierung" von 1986 wurde auf dem 1988-er Parteitag der SPD bestätigt,

1985 war es nämlich gelungen, unseren Regierungsbezirk Detmold vor dem Zugriff des Wasserkonzerns Gelsenwasser zu "retten" (vergl..- Wasser-Konzerne in NRW - Bericht aus dem "IKT- Infodienst" 10/Januar 1988 ( Herausgegeben von der Interessengemeinschaft zur Erhaltung der kommunalen Trinkwasserversorgung in Bayern (IKT )

Der o. a. Auszug aus dem 2004-er Buch über Bertelsmann hat also nach über 20 Jahren die damaligen Gerüchte bestätigt.