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Mein Schreiben, das von  Gudrun Seidl  dem Pressesprecher  auf der HV von Vattenfall am 01.03.2006  überreicht wurde

Sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

ich möchte Ihnen, stellvertretend für viele, eine Stellungnahme eines Aktionärs verlesen:

Meine Damen und Herren,

immer mehr Realvermögen erhalten die Superreichen und werden, wenn es so weiter geht, schliesslich alles, an dem es etwas zu verdienen gibt, an sich reissen.

Und das, was jetzt hier geschieht, ist ein weiterer Schritt.

Zum fünften Male werde ich also hier mit dem am 01.01.2002 in Deutschland eingeführten sog ."Squeeze-out" (auf deutsch : "Ausgequetscht!") konfrontiert. Es handelt sich um das Recht des Grossaktionärs, gegen eine geldliche Abfindung alle Kleinaktionäre von der AG auszuschliessen, d.h. faktisch zu "enteignen", wenn er mehr als 95 % besitzt.

Dies ist aus meiner Sicht der wirtschaftlichen Entwicklung das Ende einer Privatisierung (hier z. B. der Hamburger Elektritätswerke), die man so gar nicht mehr nennen kann, sondern man letztlich mit "Kapitalisierung" bezeichnen muss, da wohl in der Regel keine private Person, sondern die juristische Person einer Handelsgesellschaft (z.B. hier eine AG) als Inhaber in der Regel in Frage kommt.

Der Staat darf bekanntlich nur jemanden enteignen, wenn es im Interesse der Allgemeinheit erfolgt. Er darf aber (und das halte ich für pervers) beim Squeeze-Out einem Superreichen (das ist doch ein Grossaktionär !) dieses Recht zubilligen, in seinem eigenen Interesse seinen Teilhabern ihr reales (Sach)Vermögen wegzunehmen. Das als Ausgleich zugebilligte Geldvermögen ist letztlich doch nur ein Tauschmittel. Es muss erst wieder bei einer gleichwertigen Anlage zum Zug kommen. Abgesehen von der persönlichen Verbundenheit eines Kleinaktionärs mit seinem jahrelang verbundenen Unternehmen, die es auch geben soll, besteht doch hier die Gefahr, dass sich auf diesem Wege die "Superreichen" alle gut profitablen AGs aneignen können und den Rest der weniger profitablen bzw. risikoreichen Unternehmen den anderen belassen.

Und nun zurück zu Vattenfall : Diese Gesamtübernahme des Squeeze-Out (man spricht ja auch von einer "feindlichen Übernahme") hatte Vattenfall von Anfang an geplant, und zwar schon zu einer Zeit, bevor es überhaupt in Deutschland möglich war.

Kurz nach dem Kauf von 71 % der Hamburger E-Werke am 23.Mai 2001 unterbreitete Vattenfall am 01.Juni 2001 den restlichen Aktionären ein freiwilliges öffentliches Kaufangebot. Hierin konnte man folgendes lesen :

"Ab dem nächsten Jahr ist aufgrund der geplanten Einführung neuer gesetzlicher Vorschriften (novelliertes Aktiengesetz) damit zu rechnen, dass außenstehende Minderheitsaktionäre bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen gegen Gewährung einer Abfindung ausgeschlossen werden können. ("squeeze out").

Dies geschah dann auch zum 01.01.2002.

Dies war für mich der Beginn des Ausverkaufes der von mir als sicher geltenden Energie- Aktienwerte an die grossen Konzerne, und zwar nicht nur an die des Auslandes.


Siehe auch manager-magazin.de, 10.07.2003, 14:24 Uhr
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/maechtigste/0,2828,256576,00.html

DIE 50 MÄCHTIGSTEN - Der Vater des Squeeze-out - Von Andreas Nölting