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Sparkassen in Rheinland-Pfalz unter Fusionsdruck

Verbandspräsident Streuber: In fünf Jahren sechs Institute weniger - SPD-Abgeordneter Itzek regt Großsparkasse Vorderpfalz an

In den nächsten fünf Jahren wird die Zahl der Sparkassen in Rheinland-Pfalz von 31 auf voraussichtlich 25 sinken. Dies prognostiziert der Präsident des Sparkassen- und Giroverbands Rheinland-Pfalz, Hans Otto Streuber. Finanzpolitiker gehen noch weiter: Höchstens zehn Sparkassen werde es bis 2010 im Land noch geben, meint der SPD-Landtagsabgeordnete Gerd Itzek.

Der Druck auf die Sparkassen zu Fusionen wird nach Ansicht Streubers noch zunehmen. Als Gründe nennt Streuber im Gespräch mit der RHEINPFALZ unter anderem strengere Mindestanforderungen für das Kreditgeschäft sowie die Zunahme neuer Finanzdienstleister, die verstärkt auf den originären Bankenmarkt drängten. "Kleinste Sparkassen können diese Aufgaben nicht bewältigen, für sie führt kein Weg an einer Fusion vorbei." Hintergrund der Überlegungen ist offensichtlich auch der Wegfall der Gewährträgerhaftung im Jahre 2005, womit die Frage der Eigenkapitalausstattung einer Sparkasse zum entscheidenden Kriterium für die Beurteilung ihrer Zukunftsfähigkeit wird. In jüngster Zeit gab es in Rheinland-Pfalz fünf Sparkassen-Fusionen, drei davon in der Pfalz (Sparkasse Mittelhaardt, Sparkasse Südliche Weinstraße, Sparkasse Südwestpfalz). Angebahnt ist nach Streubers Worten für dieses Jahr die Fusion der Sparkassen Alzey und Worms. Darüber hinaus gebe es "an mehreren Stellen Gespräche".

Einige Institute, die Streuber nicht nennen wollte, stünden "sehr schwach" da. Als nötige Betriebsgröße schwebt Streuber eine Bilanzsumme von 2 Milliarden bis 4 Milliarden Euro vor. Dies sei "eine anspruchsvolle Zahl, aber diese Größe wird benötigt". Zum Vergleich: Die durchschnittliche Bilanzsumme der rheinland-pfälzischen Sparkassen beträgt 1,2 Milliarden Euro. In einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz können nach Streubers Ansicht sehr große Einheiten nicht entstehen, weil die regionale Identität sehr leicht verloren gehen könnte. Zwangsläufig hätten Fusionen auch Auswirkung auf die Struktur und Personalausstattung des Sparkassen- und Giroverbandes. Für den Präsidenten ist - analog zur Landeszentralbank - eine Fusion des Verbandes mit dem aus dem Saarland ein denkbares Zukunftsmodell.

Deutlich mehr Mut zu Fusionen fordert der Ludwigshafener SPD-Landtagsabgeordnete Gerd Itzek von den Instituten. Der Finanzexperte der Fraktion warnt vor extrem sinkenden Erträgen, falls die Verschmelzung nicht vorankommt. Höchstens zehn Sparkassen seien bis 2010 realistisch. Itzek plädiert dafür, das Regionalprinzip der Sparkassen nicht mehr im klassischen Sinn zu verstehen, sondern im Sinn zusammengehörender Wirtschaftsräume. Denkbar sei eine Großsparkasse Vorderpfalz, gebildet aus den Sparkassen Ludwigshafen (Stadt und Kreis), Schifferstadt, Speyer, Frankenthal und Mittelhaardt. Auch Fusionen über Bundesländergrenzen hinweg oder mit Volks- und Raiffeisenbanken dürften keine Tabus sein.

Von unserem Redakteur: Winfried Folz, Mainz

RON - RHEINPFALZ ONLINE, Freitag, 10. Jan , 03:45 Uhr

Weitere Informationen dazu :

Satzung der Stadtsparkasse Ludwigshafen am Rhein 2002 und 2005 mit entsprechender Ratsvorlage

Bericht "Wie steht es mit der Privatisierung der Sparkassen und öffentlichen Banken ?"

"Strukturdiskussionen in der Sparkassenorganisation" von Dr. Rolf Gerlach, Präsident des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes Vortrag im Bank- und Börsenseminar der Universität zu Köln vom 19. Mai 1999 unter http://www.meinepolitik.de/vortrspk.htm