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Neue Westfälische vom 15.09.2006

Zauberformel PPP

Immer häufiger lassen Kommunen öffentliche Gebäude privat finanzieren

VON JOACHIM GÖRES

• Hannover. Rathäuser, Schulen, Kindergärten, Straßen, Gefängnisse : Immer häufiger lassen Länder und Gemeinden öffentliche Projekte von privater Seite finanzieren, bauen und betreiben. Das geht schneller und ist billiger. Das ist zumindest die Hoffnung vieler Kämmerer aus ganz Deutschland, wie in Hannover bei einem Kongress des Deutschen Städtetages deutlich wurde.

In Rietberg wurde 2005 mit der Paul-Maar-Schule eine der ersten privat finanzierten Schulen Peutschlands in Betrieb genommen. Der private Betreiber finanzierte mit Hilfe einer Bank den rund zehn Millionen Euro teuren Bau - und ist danach für die Instandhaltung und den technischen Betrieb zuständig. Der Schulträger als Mieter zahlt 30 Jahre lang pro Monat einen Festbetrag für diese Leistung. Nach 30 Jahren besteht eine Kaufoption. 10 bis 20 Prozent günstiger ist ein „Public-Private-Partnership"- Projekt gegenüber herkömmlicher Finanzierung, behaupten Banken und Baugesellschaften.

„Wichtig ist, dass in den Verträgen genau geregelt ist, was passiert, wenn der private Betreiber während der Vertragslaufzeit insolvent werden sollte. Bis vor ein paar Jahren lag in solchen Fällen das Risiko meist bei der öffentlichen Hand", sagt Alexander von Erdely,    Berater bei Ernst & Young, einer der größten deutschen Beratungsgesellschaften. Das heißt, Kommunen müssen die vereinbarten Raten auch dann an die finanzierenden Banken über die volle Laufzeit zahlen, wenn der Betreiber des PPP-Projektes insolvent wird und etwa für die Instandhaltung der Schule nicht mehr sorgen kann. Das Land Niedersachsen, wo es mit PPP neben NRW und Hessen die meisten Erfahrungen gibt, hat per Pilotprojekt in fünf Machbarkeitsstudien untersuchen lassen, ob diese Finanzierunggünstigerist. Ein konkretes Ergebnis liegt noch nicht vor.

Die Bundesregierung will solche Projekte per Gesetz erleichtern


Aber man kann jetzt schon sagen, dass es große Effizienzunterschiede in den einzelnen Projekten gibt. Ein Neubau ist leichter zu kalkulieren als eine Sanierung", sagt Dagmar Dupree, Referentin im niedersächsischen Wirtschaftsministerium. Nach ihren Worten ist es offen, ob das Land weitere PPP-Projekte unterstützt. PPP-Experte Werner Rügemer hält in seinem Buch „Privatisierung in Deutschland - eine Bilanz" bei steigenden Energiekosten die einkalkulierten Ersparnisse für unrealistisch. Nach der Analyse vieler PPP-Projekte kritisiert er die schlechtere Qualität von so finanzierten Neubauten. Zudem sei zu befürchten, dass die geringeren Kosten letztlich vom Bürger bezahlt würden, beispielsweise wenn ein privater Betreiber ein Hallenbad baue und die Eintrittspreise bestimme.

Derzeit sind in Deutschland laut Bundesbauministerium rund 300 PPP-Projekte mit einem Investitionsvolumen von gut sieben Milliarden Euro in Arbeit. Die Bundesregierung hat ein Beschleunigungsgesetz für öffentlich-private Partnerschaften bis Ende 2006 angekündigt? das PPP erleichtern soll. Ihr Ziel ist es. dass von den öffentlichen,. Bauaufträgen in Höhe von rund 35 Milliarden Euro pro Jahr 15 Prozent als PPP-Projekte abgewickelt werden.