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Kreis Marburg sucht Käufer für seine Verwaltungsgebäude

Eine Woche nach Zustimmung zum Sale-and-lease-back-Modell sind Interessenten rar / Geschäft soll neun Millionen Euro bringen

Nachdem der Marburger Kreistag Ende vergangener Woche den Weg für den befristeten Verkauf und die Rückmietung der kreiseigenen Verwaltungs- und Schulgebäude sowie Sporthallen frei gemacht hat, sind Interessenten noch Mangelware.

VON GEORG KRONENBERG

Marburg · 15. Oktober · "Es gibt noch keine Bewegung. Von einem Interessenten ist uns nichts bekannt", sagte Kreissprecher Markus Morr. Er verwies darauf, dass Immobiliengesellschaften oder Erbengemeinschaften als potenzielle Käufer "erfahrungsgemäß oft erst zum Jahresende aktiv werden". Zudem sei es illusorisch zu glauben, dass alle Gebäude auf einmal veräußert werden könnten.

Sechs bis neun Millionen Euro soll das Sale-and-lease-back-Geschäft einbringen, wenn alle Kreisgebäude verkauft würden. Mindestens ein Drittel davon will der Kreis Marburg-Biedenkopf in den Aus- und Umbau seiner Schulen investieren. Mit dem Rest soll der Schuldenberg des Kreises reduziert werden.

Am Freitag vergangener Woche hatte der Marburger Kreistag nach einer kontroversen Debatte grünes Licht für das umstrittene Steuerspar-Modell gegeben. 42 Parlamentarier von CDU, Freien Bürgern, FDP, Grüne und Republikaner hatten in namentlicher Abstimmung dafür, 30 Abgeordnete von SPD und PDS sowie zwei Parlamentarier der Grünen dagegen votiert.

"Ökonomisch scheint mir das ein Schildbürgerstreich zu sein", kritisierte PDS-Abgeordneter Georg Fülberth. Grund: Erbengemeinschaften könnten beim Sale-and-lease-back-Modell dem Staat Erbschaft- und Erbersatzsteuern entziehen, während die Kommune "mit einem kleinen Schmiergeld abgespeist" werde. Das Geschäftsmodell sei legal und habe nichts mit Steuerhinterziehung zu tun, begründete dagegen Grünen-Parlamentarierin Elke Siebler die mehrheitliche Zustimmung der Grünen.

Beim Sale-and-lease-back-Modell verkaufen Eigentümer - in diesem Fall der Landkreis - Immobilien an eine Objektgesellschaft, an der stille Teilhaber beteiligt sind. Durch die Teilhaberschaft kann ein Investor Steuern sparen. Der Kreis wiederum legt das Geld bei der Bank an und finanziert daraus Miete und Rückkauf der Immobilien nach zehn oder 15 Jahren. Dafür sind nur 97 bis 98 Prozent der Verkaufssumme zu zahlen - der Rest fließt als Gewinn in die Kreiskasse.

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2004
Dokument erstellt am 16.10.2004 um 00:04:50 Uhr
Erscheinungsdatum 16.10.2004 | Ausgabe: H-NORD | Seite: 37