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Aus „Erziehung und Wissenschaft“,
Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW 5/2007, Seite 19
In Thesenform bringt Jochen Nagel, Vorsitzender der G EW Hessen, „sieben
Sünden" der Privatisierung von Bildung auf den Punkt.
Privatisierung ist Demokratieabbau.
Durch den Verkauf von in gesellschaftlichem (staatlichem) Besitz befindlichen
Institutionen geht die Möglichkeit demokratischer Einflussnahme verloren.
Privatisierung ändert die pädagogische Ausrichtung der Arbeit in den
Bildungseinrichtungen.
Auf Ebene des „heimlichen Lehrplans" werden humanistische und
soziale Zielsetzungen durch an der Profitlogik des Marktes orientierte Ziele
ersetzt.
Privatisierung ändert die inhaltliche Ausrichtung von Bildung.
Die kritische Auseinandersetzung mit den negativen Folgen des Kapitalismus oder
auch mit dem Handeln potenzieller Geldgeber (Sponsoren) wird zumindest stark
erschwert.
Privatisierung verschärft die soziale Ausgrenzung.
Durch Gebühren oder indirekte Zuwendungen werden gleichberechtigte Individuen
zu Kunden mit unterschiedlichen ökonomischen Möglichkeiten. Aber auch
aufgrund der Tatsache, dass die Arbeit mit Bildungsbenachteiligten weniger
profitabel ist, werden deren Zugangsmöglichkeiten zu besseren Angeboten weiter
eingeschränkt.
Privatisierung schafft Deregulierung.
Um den Gewinn zu maximieren, werden in öffentlichen Institutionen noch
vorgehaltene Angebote und Qualitätsstandards als so genannte Kostenfaktoren restriktiv
gehandhabt. Arbeitsbedingungen werden zunehmend dereguliert, Personal wird nur
noch im Kernbereich vorgehalten und ansonsten ausgelagert bzw. in prekären
Arbeitsverhältnissen beschäftigt.
Privatisierung reduziert den öffentlichen Raum.
Gerade im Bildungsbereich erfahren junge Menschen dabei, dass es immer weniger
nicht vom Kommerz beeinflusste Räume gibt. Die marktradikale Durchdringung
aller Lebcnsbereiche und Räume wird früh verinnerlicht.
Privatisierung ist teuer.
Während die negativen Folgen von Eisenbahnprivatisierung (Unfälle),
Stromprivatisierung (Stromausfälle) oder Wasserprivatisierung (Qualität)
relativ leicht zu veranschaulichen sind, kommen diese bei Bildungsprozessen
meist nur sehr vermittelt zum Vorschein. Eines bleibt aber auch klar: Wenn die
Privatisierung nicht zu den von den Kapitalgebern gewünschten Profiten führt,
muss die Gesellschaft die Defizite teuer bezahlen.
Jochen Nagel
Vorsitzender der GEW Hessen