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Salzgitter beugt Übernahme vor

Vorstand bereitet Übertragung von Barbeständen in Fonds vor / Land hält an Sperrminorität fest

Der Stahlkonzern Salzgitter rüstet sich gegen feindliche Übernahmen. Das Unternehmen ist vor allem wegen des gestiegenen Aktienkurses beunruhigt.

Traditionsbetrieb

Die Wurzeln von Deutschlands zweitgrößtem Stahlkonzern gehen bis 1858 zurück. Den Namen Salzgitter trägt er jedoch erst seit 1998. Davor hieß das Unternehmen Preussag Stahl. Die Aktie des Konzerns stieg seit August um über 10 Prozent. Zum Aktionärskreis gehört auch das Land Niedersachsen (Anteil: 25,2 Prozent). prvr

Salzgitter · Finanzvorstand Heinz-Jörg Fuhrmann sagte dem Handelsblatt, es gebe "Überlegungen, einen Teil der Pensionsrückstellungen in einen externen Fonds auszulagern". Außerdem kaufe das Unternehmen verstärkt eigene Aktien zurück. Mit beiden Vorkehrungen sollten die hohen Barbestände, die den zweitgrößten deutschen Stahlkonzern als Übernahmeziel attraktiv machten, abgebaut werden, schrieb die Zeitung.

Zahlreiche Gerüchte

Ein Unternehmenssprecher sagte, dies sei nur eine von vielen Überlegungen. Sie signalisiere, dass man sich mit allen Eventualitäten auseinander setze. Gegenwärtig fühle sich das Unternehmen ausreichend geschützt. Zur Zeit gebe es keine Anhaltspunkte, dass Interessenten größere Aktienpakete sammelten, sagte der Sprecher.

Um den Stahlkocher gibt es seit Anfang September Übernahmespekulationen. Vor zwei Wochen kam das Gerücht auf, der britisch-niederländische Stahlkonzern Corus, die Nummer zwei in Europa, wolle Salzgitter kaufen.

Branchenkenner erwarten, dass der Salzgitter-Konzern 2005 einen Rekordgewinn vor Steuern von etwa 630 Millionen Euro einfahren wird. Dazu kommen hohe Barbestände, die bei einem Übernahmeversuch die Finanzierung erleichtern würden. Anderseits ist Salzgitter auf Expansionskurs und benötigt dazu ebenfalls liquide Mittel.

Vorstandschef Wolfgang Leese erklärte: "Die Salzgitter AG befindet sich in der von ihr angestrebten Position der Stärke. Nach Jahren der Konsolidierung sind wir bereit, unsere Zielsetzung Eigenständigkeit, Wachstum und Profitabilität weiter zu verfolgen."

Zum Schutz gegen feindliche Übernahmen will Salzgitter-Finanzchef Fuhrmann laut Handelsblatt einen großen Teil der Barmittel bei einem Angriff schnell in einen externen Pensionsfonds übertragen und sie damit vor dem Zugriff eines Aufkäufers schützen. Für eine Auslagerung der Pensionsverpflichtungen sei lediglich ein Beschluss des Aufsichtsrates notwendig, der sich binnen weniger Tage herbeiführen lasse, so Fuhrmann. "Entsprechende Pläne liegen fertig in der Schublade", bestätigten unternehmensnahe Kreise der Zeitung.

"Salzgitter ist noch immer nicht teuer, deswegen ist das Unternehmen interessant für Investoren", sagte Analyst Christian Obst von der Hypo-Vereinsbank. Außerdem habe Salzgitter erfolgreich gewirtschaftet, was das Unternehmen hoch attraktiv mache. "Aber mehr als 30 Prozent der Anteile liegen bei Eignern, die nicht daran interessiert sind, dass Salzgitter in andere Hände kommt."

Salzgitter hält nach eigenen Angaben rund 6,5 Prozent eigene Aktien. Das Land Niedersachsen besitzt mit 25,2 Prozent eine Sperrminorität. "Das Land behält seinen Anteil wie vereinbart bis mindestens 2010", erklärte der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU). dpa/rtr

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2005
Dokument erstellt am 15.09.2005 um 17:25:31 Uhr
Erscheinungsdatum 16.09.2005