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http://www.welt.de/wirtschaft/article1543391/RWE_will_Industrie_an_Kraftwerken_beteiligen.html
11. Januar 2008, 19:42 Uhr Von David Schraven
Der Energieversorger RWE
will den deutschen Markt umkrempeln – indem er Kraftwerkskapazitäten an
Industrie und Kommunen verkauft. Das soll für kostante Preise sorgen. Und
energieintensiven Branchen deutlich mehr Sicherheit geben.
Der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers RWE, Jürgen Großmann, will
Industrieunternehmen und Kommunen an Kraftwerksprojekten des Konzerns
beteiligen. Nur in Kopperation zwischen Versorger, Industrie und Städten seien
die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen, sagte Großmann. „Wir
brauchen dringend moderne, neue Kapazitäten für mehr Wettbewerb und
Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa.“
Vor allem der Industrie bot Großmann Auktionen von bereits existierenden
Kraftwerkskapazitäten an. „Der Kunde, der den Zuschlag erhält, wird so
gestellt, als ob ihm der ersteigerte Anteil an dem Kraftwerk gehört. Auch das
schafft Preiskonstanz gerade für die energieintensive Industrie.“
Aber auch bei Kraftwerken, die noch gebaut werden sollen, will Großmann
Industrie und Stadtwerke beteiligen. Besonders die kommunalen Betriebe seien
oft unerfahren in der Unterhaltung von Kraftwerken. „Da macht man Fehler,
die Geld kosten können. Zuerst bei der Errichtung, später dann im
Betrieb.“ Der RWE-Chef bot deswegen den Kommunen und energieintensiven
Betrieben eine Beteiligung an RWE-Kraftwerken an. „Wir wollen helfen,
solche Fehler zu vermeiden.“ Als Beispiel für eine gelungene
Zusammenarbeit nannte Großmann das neue Steinkohlenkraftwerk in Hamm. An der
Anlage mit einer Leistung von 1600 Megawatt würden über 20 Städten und
Gemeinden beteiligt. Für eine eigene Investition erhielten die Kommunen
direkten Zugriff auf eine Kraftwerksscheibe, deren Leistung sie nach eigenem
Gutdünken nutzen könnten. „Für mich sind solche kooperativen Wege ein
Zeichen funktionierenden Wettbewerbs in der deutschen Energiewirtschaft“,
sagte Großmann. Der RWE-Chef kündigte weiter an, auch bei Projekten im
Bereich der Erneuerbaren Energien ähnliche Modelle durchzusetzen. „Ich
bin mir sicher, dass wir auch hier Kräfte sinnvoll bündeln können.“
Gleichzeitig kündigte Großmann an, seinen Konzern bei der Zusammenlegung der
Stadtwerken Bochum und Dortmund auf den kommunalen Ruhrgebietsversorger
Gelsenwasser beteiligen zu wollen. Das neue kommunale Großunternehmen würde
nach den aktuellen Planungen zu den zehn größten Energiekonzernen Deutschlands
aufschließen. „Wir brauchen solche Lösungen, um erforderliche Synergien
zu heben“, sagte Großmann. Bereits jetzt ist RWE an der Energietochter
der Stadtwerke Dortmund zu 47 Prozent beteiligt. Großmann sagte, er sei sich
sicher, rund um Gelsenwasser „eine langfristig tragfähige Lösung
hinzubekommen.“ Hieran werde sich RWE „als Mitgesellschafter“
aktiv beteiligen.