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„Sicher und sauber"

Die Versorgung klappt

In Deutschland ist Wasser zu teuer? Stimmt nicht, sagt die Managerin Gunda Röstel von Gelsenwasser.

FR: Frau Röstel, Wasser wird weltweit immer knapper, Experten fürchten Kriege um diese Ressource. Ist das unausweichlich?

Gunda Röstel: Die Sorge, dass es Konflikte geben wird, ist berechtigt. Süßwasser ist eine begrenzte Ressource -und sehr ungleich auf dem Planeten verteilt. Bei uns in Deutschland muss sich keiner Sorgen machen, 4ass aus dem Wasserhahn nichts kommt oder dass man sich infiziert, wenn man sich beimZähneputzen verschluckt. In vielen Regionen der Erde ist das anders.

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DIE MANAGERIN
• Gunda Röstel ist Managerin für Projektentwicklung undUrrterneh-mensstrategie bei Gelsenwasser, Tochter der Dortmunder und Bochumer Stadtwerke, zudem Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden. Die Ex-Lehrerin wurde als Vorstandssprecherin der Grünen bekannt; sie hatte das Amt von 1996 bis 2000 inne. Jw
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Im Nahen Osten, in Teilen Asiens und Südamerikas ist Wasserwegen natürlicher Trockenheit ohnehin knapp, zudem steigt der Bedarf, durch Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft.

Es gibt durchaus technische und organisatorische Wege, die Lage zu verbessern. Die UN hält es für möglich, die Zahl der Menschen bis 2015 zu halbieren, die keine sichere Wasserver- und -entsorgung haben. Allerdings sind dafür enorme Finanzmittel und eine gemeinsame Kraftanstrengung öffentlicher und privater Akteure nötig.

Ein Feld für die deutschen Wasserversorger? Ihre französische Konkurrenz hat sich schon vielerorts in Entwicklungsländern eingekauft - was allerdings nicht unumstritten ist.

Ein Feld für alle Unternehmen, die sorgsam mit der Ressource Wasser umgehen können. International wäre ein stärkeres Engagement der deutschen Wasserwirtschaft aus entwicklungs-, aber auch wirtschaftspolitischen Gründen wünschenswert. Hier sind den überwiegend öffentlichen Versorgern bislang leider Fußfesseln angelegt.

Die Standards in der deutschet Wasserversorgung gelten inzwischen als sehr gut, trotzdem gibt es Modernisierungsbedarf. Was muss geschehen?

Die Struktur unserer Branche ist mit 14 000 Unternehmen in der Ver- und Entsorgung zu zersplittert, um gut mit allen Herausforderungen fertig zu werden. Die Bevölkerung nimmt ab, und die Bürger verbrauchen immer weniger Wasser. Wir brauchen größere Zusammenhänge, wenn kein Geld in den Sand gesetzt werden soll.

Nur noch drei Giganten wie in Frankreich?

Nein. Das ist nicht das Ziel. Aber regionale statt lokale Ver- und Entsorgung, das schafft Synergien und wirkt kostenbremsend. Die Entscheidungen darüber treffen aber die Kommunen selbst.

Die deutschen Wasserpreise sind im EU-Vergleich hoch.

Man darf doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. In anderen Ländern wird zum Teil stark staatlich subventioniert, bei uns nicht. Außerdem: Unser Trinkwasser hat höchste Reinheitsgrade, wir finanzieren Hochwasserschutz und Gewässerunterhaltung, und wir haben die Abwasserbehandlung auf Hightech-Niveau gebracht. Beispiel Elbe: Sie war vor 15 Jahren eine stinkende Kloake. Heute finden Sie hier 45 Fischarten, es gibt Flussbadetage. Die Bürger zahlen pro Tag für eine sichere, hygienisch einwandfreie Wasserver- und -entsorgung weniger als für die Tageszeitung. Das ist doch nicht zu viel.

Es gibt die Debatte, ob Wasser überhaupt privatisiert werden darf.

Die Frage ist falsch gestellt. Sie finden gute und schlechte kommunale Unternehmen und genauso gute und schlechte private. Außerdem: Wasser bleibt grundsätzlich ein öffentliches Gut. Die Frage ist nur: Wer macht die Dienstleistung? Hier können privat wirtschaftende Unternehmen oftmals günstiger anbieten, weil sie sich freier am Markt bewegen können.

Private Unternehmen wollen Rendite machen. Also: Der Verbraucher zahlt mehr als notwendig?

Nein, das tut er nicht. Aber natürlich muss das eingesetzte Kapital verzinst werden, das gilt für private wie für öffentliche Unternehmen. Gewinne sind okay, sie brauchen schließlich Rücklagen und Eigenkapital für künftige Investitionen.

Interview: Joachim Wille