FR vom 21.05.2007 (gescannt)
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Privatisierung bringt Handwerk auf

Firmen fürchten um Aufträge an Schulen/Opposition kritisiert Baupläne der Frankfurter Regierung scharf

Nach dem Beschluss des Frankfurter Magistrats, vier Schulen von privater Hand demnächst neu bauen zu lassen, reißt die Diskussion darüber nicht ab. Die Schulen und das Bildungsdezernat sind zufrieden. Im Handwerk herrscht dagegen Unruhe -und die Römer-Opposition rebelliert.
FRANKFURT • Man beobachte die Entwicklung „nicht mit Begeisterung" sagte Handwerksmeister und ehrenamtlicher Stadtrat Peter Mensinger (CDU). Die Befürchtung, dass den ansässigen Firmen durch die Privatisierung der Schulen Aufträge verloren gehen, „könnte richtig sein", sagte der Seniorchef eines Malerbetriebs. Derlei Probleme gebe es aber bereits länger. So würden heute die meisten Bauprojekte der Stadt an einen Generalübernehmer vergeben, die Aufträge folglich nicht „gewerkeweise" erteilt.

Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) betonte auf Anfrage, er halte es für „legitim, dass sich das Handwerk äußert". Gleichwohl sehe er bei den Projekten „sehr stark die Möglichkeit, dass Mittelstand und Handwerk aus der Region zum Zuge kommen". Bei der geplanten Sanierung der Frankfurter Schulen Freiherr-vom-Stein-, Carl-von-Weinberg-, Heinrich-Kleyer-Schule sowie Bikuz Höchst würden die Bauleistungen gewerkeweise -also nach Handwerksleistungen getrennt -ausgeschrieben. Vor allembei den „Nachunternehmungen" lohne es sich nicht, Aufträge an entfernte Betriebe zu vergeben.

Die bisherige Erfahrung zeige durchaus, dass heimische Firmen in PPP-Projekten „stark vertreten sind", sagte Frank Heudorf von der Kämmerei. Freilich würden die Betriebe von den Privaten „mehr in die Verantwortung genommen".

Wie inzwischen bekannt wurde, werden auch die Carl-von-Weinberg-Schule in Goldstein wie auch die Freiherr-vom-Stein-Schule und das Höchster Bikuz einen Neubau erhalten. Die Kleyer-Schule wird hingegen von Grund auf saniert. Die Neubauten sollen gemäß städtischer Beschlusslage eine Wärmedämmung erhalten, die 30 Prozent über den aktuellen Vorgaben der Energieeinsparverordnung liegt. Insgesamt wird der von der Stadtregierung favorisierte Investor Hochtief 108 Millionen Büro in diese Projekte investieren.

Zufriedene Schulen

Die Schulen selbst fühlen sich in die Planung der Sanierung „gut eingebunden", sagt der Leiter der Freiherr-vom-Stein-Schule, Dieter Sauerhoff. „Es gab viele, viele Sitzungen. Wenn das so umgesetzt wird, sind wir hoch zufrieden." Beim Bau des Bildungszentrums Ostend hatten die beteiligten Schulen noch vehement über fehlende Absprachen geklagt.

Ebenfalls zufrieden ist man im städtischen Bildungsdezernat. „Mit einem konventionellen Verfahren hätten wir nie drei neue Schulen bekommen", schwärmt Referent Michael Damian.

Dagegen hat neben SPD und Linke.WASG auch die BFF-Fraktion im Römer das PPP-Projekt scharf kritisiert. In einer Erklärung ist die Rede von einem „Schurkenstück von kaum zu überbietender Mittelstandsfeindlichkeit". Hochtief arbeite mit „ausländischen Subunternehmern und Billigstarbeitern". Die BFF-Fraktion werde das Handwerk über die „Praktiken der Römer-Koalition" aufklären.

MARTIN MÜLLER-BIALON
Kommentar und Interview Seite 34