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Preisanstieg
Strom wird für den Verbraucher immer teurer
Strom wird für die Verbraucher
immer teurer: Anfang des Jahres stieg der Preis für einen
Musterhaushalt gegenüber dem Beginn des Vorjahres deutlich. Die
Elektrizitätsbranche setzt alles daran, die von Brüssel
geplante Entflechtung der Netze zu verhindern.
Hannover - Die Verbraucher müssen schon wieder mehr für Strom
bezahlen: Gegenüber dem Beginn des vorigen Jahres musste ein
dreiköpfiger Musterhaushalt mit 59,38 Euro 4,6 Prozent mehr an
seinen Energielieferanten überweisen. Das teilte der Verband der
Elektrizitätswirtschaft (VDEW) mit. Damit ist der Strompreis im
siebten Jahr in Folge gestiegen, obwohl die Bundesregierung mit der
Liberalisierung der Märkte Ende des vergangenen Jahrzehnts
für eine niedrigere Stromrechnung sorgen wollte.
Die Elektrizitätslobby macht für den Preisanstieg vor allem
Abgaben an den Staat verantwortlich - etwa die Erhöhung der
Mehrwertsteuer zu Jahresbeginn. Nach Einschätzung des
Bundesverbandes der Verbraucherzentralen ist dagegen "für mehr als
zwei Drittel der Tarifsteigerungen die Stromwirtschaft verantwortlich".
Wenn man die Situation mit anderen Branchen wie etwa der
Telekommunikation vergleiche, wo es eine Marktöffnung gegeben
habe, müsse man "klar feststellen: Die Liberalisierung im
Stromsektor ist nicht bei den Verbrauchern angekommen", betonte der
Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV),
Holger Krawinkel gegenüber der FR. Er nannte es "fatal, dass eine
Marktöffnung betrieben worden ist, ohne dass von vornherein die
Spielregeln für diesen Wettbewerb festgelegt wurden. Die Folge
sei, dass sich "in erster Linie international operierende Konzerne
bereichern und die Konsumenten leer ausgehen".
Über die Entwicklung der Strompreise in den nächsten Monaten
möchte VDEW-Präsident Werner Brinker keine Prognose
formulieren. Sie könnten steigen, zwingend sei dies jedoch nicht.
Im Sommer sei eine weitere Verteuerung von elektrischer Energie nicht
auszuschließen: Wenn es keinen Regen gebe und in Spanien und
Norwegen die Talsperren leer blieben. Dann würden diese
Länder Strom bei den europäischen Nachbarn kaufen, und die
Tarife würden steigen: "Der Strompreis ist inzwischen
abhängig von der Klimaentwicklung, sagt Brinker.
Streit mit Brüssel
Das Klima zwischen den deutschen Stromkonzernen und Europäischen
Kommission ist derzeit erheblich gestört. Das Reizwort heißt
Entflechtung der Stromübertragungsnetze, was der Brüsseler
Kommission zufolge mehr Wettbewerb bedeuten soll. Eine Argumentation,
die der VDEW-Chef unter diesem Aspekt überhaupt nicht
nachvollziehen will. An dem De-Facto-Netzmonopol ändert sich
seiner Meinung nach durch die Entflechtung nichts. Der Lobbyist findet
es rechtlich bedenklich, den Firmen das Eigentum an den Netzen
wegzunehmen.
Das sieht der Energieexperte Krawinkel ganz anders: Er hält die
Netzentflechtung für "dringend erforderlich, damit es mehr
Konkurrenz bei der Stromerzeugung gibt". Fraglich ist auch, ob es sich
bei den früher mit öffentlichen Mitteln aufgebauten Netzen
tatsächlich um "Eigentum" der Stromriesen. Das hat auch DB
Research, die Forschungs-Tochter der Deutschen Bank, in Zweifel gezogen.
Die "Zerschlagung" der Energielieferanten könnte sich als
"Investitionsbremse" erweisen, warnt dagegen Brinker. Denn sie
führe zu erheblicher Verunsicherung mit neuen Vorschriften und
Übergangslösungen. Die Bundesregierung nimmt der
VDEW-Präsident in diesem Zusammenhang in Schutz. Denn die
Entflechtungsidee habe ihren Ursprung hauptsächlich in Frankreich
und Großbritannien. cri/mbe/ap
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Copyright © FR online 2007
Dokument erstellt am 16.04.2007 um 17:44:02 Uhr
Letzte Änderung am 16.04.2007 um 17:54:40 Uhr
Erscheinungsdatum 17.04.2007