Zurueck zur Vorseite
Zurueck zur Homepage
Mindener Tageblatt  26.2.05

Arvato will „Prozesse optimieren"

Privater Dienstleister übernimmt Verwaltungsaufgaben in England

Von Michael Donhauser

Gütersloh (Inw). Wochenlang warten Bürger auf einen neuen Pass, monatelang auf den Steuerbescheid, und sie feixen fröhlich, wenn nach der zweiten Mahnung für das Parkknöllchen weitere Schritte ausbleiben.

Solche Auswüchse der Bürokratie sind Wasser auf die Mühlen von Rolf Buch, Vorstandsmitglied des Dienstleistungskonzems Arvato. In der englischen Gemeinde Bast Riding will die Gütersloher Bertelsmann-Tochter als erstes deutsches Unternehmen ab Juli beweisen, dass Private auch in der öffentlichen Verwaltung vieles besser können.

Branchenriese will neue Arbeitsplätze schaffen

Für 350 000 Menschen übernimmt Arvato die Verwaltung. 500 Mitarbeiter aus dem Rathaus wechseln zu dem Dienstleister. „Es geht darum, Prozesse zu optimieren", sagt Buch. Das Unternehmen will Erfahrungen ins Rathaus einbringen, die es in den vergangenen Jahren in privaten Geschärten, etwa beim Miles-and-More-Programm der Lufthansa, gesammelt hat. „Wir können keine politischen Entscheidungen treffen", sagt Rolf Buch. „Aber bestehende Regelungen glauben wir sehr gut umsetzen zu können."   Gleichzeitig  verpflichtet sich Arvato, mit 34 000 Beschäftigten weltweit und 3,8 Milliarden Euro Jahresumsatz ein Branchenriese, in der Region hunderte neuer Arbeitsplätze zu schaffen.

Buch sieht im Dienstleistungsgeschäft mit der öffentlichen Hand einen schlafenden Riesen. „Wir wollen das in England gut machen", sagt der Manager. Eine „Vitrine" will er in East Riding in der Grafschaft Yorkshire bauen, in der das gesamte Leistungsspektrum zu sehen ist. „Es laufen Gespräche mit weiteren Interessenten in England. Später zielen wir natürlich auch auf Deutschland." Frühestens nach zwei bis drei Jahren rechnet er mit ersten Gehversuchen im Inland.

Für den Deutschen Städtetag ist das Outsourcing eine Möglichkeit, kommunale Verwaltung effektiver zu machen. Ob eine solche Entscheidung getroffen werde, müsse jedoch im Einzelfall entschieden werden, sagte ein Sprecher. Wichtig sei, dass die Qualität der kommunalen Dienstleistung nicht leidet.