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Partnerschaftsstopp in Chemnitz

Städteübergreifendes ver.di-Kooperationsprojekt zu PPP

Auch wenn Milton Friedman tot ist: Der Glaube, dass mehr Wettbewerb automatisch bessere Arbeitsabläufe/ Kostenersparnis, Effizienz- und Effektivitätsvorteile etc. produziert, ist ungebrochen. Doch Skepsis und ein genauer Blick lohnen sich bei Glaubenssätzen immer. Ergänzend zu dem Beitrag von Ulrich Maaz über das »Zauberwort PPP« dokumentieren wir einen Beitrag aus der ver.di-Mitgliederzeitung »Standort« für den Fachbereich Gemeinden, der zeigt, dass hartnäckiges Nachfragen Über die vermeintlichen Vorteile der »Public Private Partnership« mitunter zur schnellen Entzauberung beitragen kann.

Es lohnt sich, geplante PPP-Projekte genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese Erfahrung hat ver.di in Chemnitz gemacht. Denn dort wurde ein geplantes PPP-Projekt auf Eis gelegt -auch dank ver.di.

Was ist passiert?

Der Chemnitzer Stadtrat erteilte der Verwaltung im Februar dieses Jahres den Auftrag, ein PPP-Projekt zu prüfen, und engagierte auch gleich einen externen Berater. Von diesem Zeitpunkt an beschäftigten sich auch der Chemnitzer Personalrat und ver.di mit dem geplanten Konstrukt.

Einbezogen wurden auch die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Führungskräfte und die Stadtratsfraktionen. Noch im Frühjahr lag der Verwaltungsspitze eine Machbarkeitsstudie für ein PPP-Projekt vor, das acht Chemnitzer Schulen einbezog. Einige Dienststellenleitungen versagen in solchen Fällen dem Personalrat Informations-, Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte. Auch in Chemnitz sollten dem Personalrat offenbar alle wesentlichen Informationen sowie die Machbarkeitsstudie vorenthalten werden. Da auch nach mehrfacher Aufforderung, der Personalrat die Unterlagen nicht erhielt, reichte er beim zuständigen Verwaltungsgericht Klage ein — und bekam die Papiere.

Mit Unterstützung von Kommunalberater Robert Kösling wurde die Machbarkeitsstudie analysiert und bewertet. Der Personalrat leitete seine Stellungnahme der Dienststellenleitung und den Stadtratsfraktionen zu. Außerdem vertrat er im Hauptausschuss seine Position so überzeugend, dass dieser und die Verwaltung einen Rückzieher machten und das Vorhaben nicht weiter verfolgten. Die Kommunalwahl in Sachsen hat zudem zu einem Wechsel in der Verwaltungsspitze geführt. Damit sieht ver.di gute Chancen für eine neue Stadtpolitik, in der die Kompetenzen der kommunalen Beschäftigten stärker für die künftige Stadtentwicklung genutzt werden.

Im ver.di-Projekt »Gemeinwohl-und Arbeitnehmerorientierung in kommunalen PPPs« sind die Personalräte der Städte Chemnitz, Hannover und Hamburg sowie des Landkreises Goslar beteiligt. Dabei geht es um die Auseinandersetzung mit PPP-Vorhaben beim Neubau, der Sanierung und der Bewirtschaftung von städtischen Schulgebäuden beziehungsweise im Zusammenhang mit Schulen oder kommunalem Straßenbau. Neben der Projektbeteiligung einzelner Städte wurde eine Materialsammlung zu kommunalen PPPs aufgebaut. Dabei wurden Vorhaben, Verfahren und erste Ergebnisse zu PPP gesammelt und aus gewerkschaftlicher, personalrätlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht bewertet. Das Projekt wird noch bis Ende dieses Jahres laufen, anschließend werden die Ergebnisse veröffentlicht.
Ansprechpartnerin: Renate.Sternatz@verdi.de