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FR vom 14.11.2006

Österreicher kaufen hessisches Wirtschaftsministerium

CA Immobilien Anlagen aus Wien erwirbt zweites Gebäude-Paket/CDU-Regierung will weiterverkaufen und packt schon „Leo III"

VON PETER DIETZ

Die Sache ist so gut wie eingetütet: Die österreichische CA Immobilien Anlagen wird vom Land Hessen ein Paket von 36 Objekten kaufen - darunter das Wirtschaftsministeri-um in Wiesbaden, das Polizeipräsidium in Gießen sowie die Finanzämter in Hofheira, Bensheim und Korbach. Das Land will die Gebäude später zurückmieten.

Noch ziert man sich in Wiesbaden und Wien, das Geschäft offiziell zu bestätigen. Eine Sprecherin von CA Immo sagte lediglich, die Aktiengesellschaft sei „in der Endphase des Bieterprozesses". Die Konkurrenz indes hat das Verfahren schon abgehakt; der Preis sei letztlich zu hoch gewesen, sagte die Sprecherin eines Mitbieters. 770 Millionen Büro hat der Finanzminister in den Haushalt eingestellt, dem Vernehmen nach aber soll CA Immo rund 800 Millionen Euro für die Objekte zahlen.

Schon beim ersten Paket - „Leo I" - hatte das Land mehr Geld erlöst als geplant. 18 landeseigene Immobilien hatten die Hessen im vergangenen Jahr auf den Markt geworfen. Mehr als eine Milliarde Euro hatten die Ministerien, Ämter, Behördenzentren und Präsidien letztlich in die Staatskasse gespült. In den Etat 2005 eingestellt hatte das Land damals 800 Millionen Euro. Unterm Strich zieht Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) positive Bilanz: Dem Erlös von einer Milliarde Euro stünde eine jährliche Nettomiete von knapp 55,3 Millionen Euro gegenüber.(1) So viel muss das Land dem neuen Eigener des ersten Pakets, der Commerz Immobilien, für die Nutzung der Gebäude zahlen, Der dickste Brocken von „Leo I" war das erst vor einigen Jahren fertig gestellte Frankfurter Polizeipräsidium in der Adickesallee.

„Langfristige Investition"

Im vergangenen Jahr noch freute sich der Finanzminister, dass mit der Immobilien-Tochter aus dem Commerzbank-Konzern „ein inländischer Bieter den Zuschlag erhalten" hatte. Nun also haben die Österreicher den Deal gemacht. CA Immo sei „an langfristigen Investitionen" interessiert, sagte die Sprecherin. Die Gesellschaft habe Erfahrung mit Kaüf-und-miet-zurück- Projekten. So habe CA Immo etwa in Wien ein Objekt von Siemens übernommen. In Deutschland aber sei dies das erste Geschäft dieser Art. Größter Anteilseigner der Gesellschaft ist mit rund fünf Prozent die Bank Austria Cre-ditanstalt. 153 Gebäude im Wert von 1,3 Milliarden Euro hat CA Immo derzeit; mittelfristig soll das Vermögen auf fünf Milliarden Euro wachsen.

Die CDU-Regierung will weiter landeseigene Immobilien verkaufen - welche sei indes noch offen. Die Experten seien derzeit dabei, das dritte Paket zu packen, sagte ein Sprecher. 2007 soll es auf dem Markt feil geboten werden. Zuvor aber muss der Landtag den Verkauf von „Leo II" beschließen.

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(1) Kurze Bemerkung dazu : Der Rendite des Käufers von 5,53 % steht ein heutiger Zinssatz für 30-jährige Bundesanleihen von 3,84 % (lt. Angaben der FR vom 14.11.2006) gegenüber. Es kommt außerdem auf die genauen Vertragsbestimmungen an.