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Koalition ringt um DFS

Verkauf der Flugsicherung offen

Langen / Berlin - Die große Koalition ringt weiter um eine verfassungsrechtliche Lösung bei der geplanten Teilprivatisierung der Deutschen Flugsicherung (DFS) mit Sitz im südhessischen Langen. Es gebe noch keine Einigung zwischen SPD und Union, sagte der Vize-Chef der Unionsfraktion, Hans-Peter Friedrich (CSU). Jedoch nehme der Zeitdruck zu, weil bis zum 1. Juni EU-Vorgaben umgesetzt werden müssten.

Bundespräsident Horst Köhler hatte im vergangenen Oktober das Privatisierungsgesetz wegen verfassungsrechtlicher Bedenken nicht unterschrieben. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will Ende April den Fraktionen von SPD und Union neue Vorschläge unterbreiten.

Die Arbeit der Fluglotsen hat für Piloten eine hohe Bedeutung: "Ohne sie geht es nicht. Sie sind für uns absolut unverzichtbar", sagte Lufthansa-Pilot Frank Lunemann. Das Zusammenspiel mit den Lotsen am Boden gebe den Piloten ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit, sagte der 47 Jahre alte Pilot, der seit 25 Jahren für die Lufthansa im Cockpit eines Airbus A340 sitzt. Die Kontakte zwischen ihm und dem zuständigen Lotsen beschränkten sich ausschließlich auf Informationen zur
Position, Höhe oder Abstand des Flugzeuges zu einer anderen Maschine. Gut einmal pro Minute stehe er mit einem Lotsen in Kontakt, sagte der 47-Jährige. Schon in der Ausbildung spiele das Zusammenspiel zwischen beiden Seiten eine wichtige Rolle. "Das nimmt einen hohen Prozentsatz ein, weil es für die tägliche Arbeit einfach enorm wichtig ist", sagte der Pilot. Seit rund sieben Jahren gebe es auch gemeinsame Lehrgänge von Lotsen und Piloten. Einige Lotsen würden zudem die Möglichkeit nutzen, ein Mal im Cockpit mitzufliegen, um so einen Eindruck von der Arbeit der Piloten zu bekommen.

Experten sehen die Privatisierungspläne mit Skepsis. Sorge bereitet den Kritikern vor allem die künftige Eigentümerstruktur. Der Bund beabsichtigt derzeit, lediglich eine Sperrminorität von 25,1 Prozent zu halten. Der Rest soll an private Investoren gehen; Flughafenbetreiber wie Fraport sowie Fluggesellschaften gelten als Interessenten. Aber auch Finanzinvestoren blicken nach Langen. Der Bund will über den Verkauf mehrere hundert Millionen Euro in die Staatskasse bekommen.

Die Monopolkommission billigt der DFS den Rang einer "Luftverkehrspolizei" zu; angesichts dieser Bedeutung sei eine Minderheitsbeteiligung nicht hinreichend. Die Experten fordern, der Bund solle zunächst 50,1 Prozent halten und erst in einer zweiten Stufe seinen Anteil verringern. Die rund 1800 Fluglotsen der DFS koordinieren jedes Jahr fast drei Millionen Flüge im deutschen Luftraum.
dpa/pdi

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Dokument erstellt am 13.04.2007 um 17:04:02 Uhr
Erscheinungsdatum 14.04.2007