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Hessen will Bildungszentren schaffen

Ministerpräsident Koch stellt das Projekt "Hessen-Campus" vor / GEW protestiert gegen "Zwangsvereinigung"

Volkshochschulen, Berufs- und Abendschulen für Erwachsene sowie private Einrichtungen in ganz Hessen sollen zu Bildungszentren zusammengefasst werden. Ministerpräsident Roland Koch (CDU) erwartet davon mehr Qualität in der Weiterbildung und eine bessere Nutzung von Räumen, Maschinen und Lehrkräften.

Frankfurt - "Die Erwachsenenbildung in Hessen genügt nicht den Anforderungen an Qualität und Quantität, die wir in Zukunft benötigen", sagte Koch am Dienstag auf einer Fachtagung in Frankfurt. Vor allem die Veränderung in der Berufswelt machten es nötig, dass sich Menschen ein Leben lang weiterentwickeln müssten. Die Bedeutung von Weiterbildung werde "immens zunehmen". Deshalb sollen im ganzen Land unter dem Namen Hessen-Campus "Zentren für lebensbegleitendes Lernen" entstehen.

Darin sollen Volkshochschulen, Berufs- und Abendschulen zusammengefasst werden. Auch Bildungseinrichtungen von Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmen und Verbänden sowie anderer freier Träger könnten sich beteiligen. Sie sollen Räume und Ausstattung gemeinsam nutzen, Personal austauschen und zusammen Angebote entwickeln. Dort sollen Fremdsprachenkenntnisse ebenso erworben werden können wie Berufs- und Schulabschlüsse oder Zusatzqualifikationen für den Beruf.

Kultusministerin Karin Wolff (CDU) trat Befürchtungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) entgegen, bisher kostenlose Leistungen wie die nachgeholten Schulabschlüsse könnten gebührenpflichtig werden. "Dies ist nicht beabsichtigt, es bleibt bei dem öffentlichen Bildungsauftrag der staatlichen Schulen", sagte sie der Frankfurter Rundschau am Rande der Tagung. Stattdessen könnten dort, wo es bisher parallele Angebote gebe, die Kräfte gebündelt werden und Zusatzleistungen wie Sprachzertifikate geschaffen werden.

Lernen im Zentrum

Hessen-Campus ist der Name, unter dem die "Zentren des lebensbegleitenden Lernens" in Hessen bekannt werden sollen. Dort werden Bildungseinrichtungen von Land, Kommunen und freien Trägern zusammengefasst. Acht Pilotregionen bauen zurzeit Zentren auf: Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Dreieich, Main-Taunus- und Rheingau-Taunus-Kreis, Kassel und Kreis Waldeck-Frankenberg. Gefördert werden die Zentren vom Land mit jeweils bis zu 200 000 Euro. 400 000 Euro stehen für die wissenschaftliche Begleitung bereit. pghMinisterpräsident Koch appelierte an die Teilnehmer der Fachtagung, sich "auf ein Abenteuer einzulassen". Noch wisse niemand genau, wie sich die Zusammenarbeit entwickeln werde. Es sei aber sicher, dass mehr Qualität nur durch eine Vernetzung erreicht werden könne. Zurzeit entstehen an acht Orten in Hessen "Zentren des lebensbegleitenden Lernens". Weitere zehn Regionen, so Ministerin Wolff, hätten sich um eine Teilnahme beworben. Das Land stellt je Standort bis zu 200 000 Euro zur Verfügung, weitere 400 000 Euro gibt es für die wissenschaftliche Begleitung.

Die Tagung im Bildungszentrum Ostend war begleitet von Protesten der GEW, die die Mitbestimmungsrechte der Mitarbeiter verletzt sieht. Bildung werde durch die "Zwangsvereinigung" unter ausschließlich betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu einer käuflichen Ware gemacht. Außerdem warnte sie vor einer "Absenkung des Qualifikationsniveaus der Ausbilder und Lehrkräfte". Peter Hanack

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Copyright © FR-online.de 2007
Dokument erstellt am 09.05.2007 um 00:08:07 Uhr
Letzte Änderung am 09.05.2007 um 07:54:46 Uhr
Erscheinungsdatum 09.05.2007 | Ausgabe: S | Seite: 28