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Oberhessische Zeitung (Alsfeld) vom 17.03.2004

Bundesbank-Goldschatz weckt Begehrlichkeiten
Bundesregierung will mit Verkauf des Edelmetalls Löcher im Etat stopfen - Notenbank-Chef Welteke gegen Veräußerung

FRANKFURT (otr). Finanzminister Hans Eichel weiß schon lange, dass ihm die Bundesbank erheblich weniger überweisen wird als die bereits im Etat verplanten 3,5 Milliarden Euro- eventuell werden es nur 500 Millionen Euro sein - wegen der niedrigen Leitzinsen und des schwachen Dollar. Logische Folge: Die Begehrlichkeiten aus Berlin auf das Gold der Bundesbank steigen. Durch den Verkauf eines Teils des Edelmetalls könnten die Löcher im Etat zumindest zum Teil gestopft werden.

Freilich: Ohne Zustimmung der Bundesbank kann die Bundesregierung nichts machen: Obwohl das Gold Volksvermögen ist, ist es keine freie Verfügungsmasse. Der EU-Vertrag schreibt vor, dass die nationale Notenbank die Währungsreserven, also auch das Gold, hält und verwaltet. Eine Einfluss-nahme staatlicher Stellen würde die Unabhängigkeit der Notenbank verletzen. Bundesbank-Präsident Ernst Welteke ist ohnehin gegen einen Verkauf. Grund: Das Gold wäre mit einem Schlag weg und der Sparanreiz für die Regierung würde untergraben.

Nach dem Ablauf eines Abkommens der wichtigsten Notenbanken zum Schutz des Goldpreises könnte die Bundesbank frühestens ab Oktober Gold „verflüssigen": 120 Tonnen pro Jahr. Dann flössen beim derzeitigen Goldpreis zwischen 900 Millionen und einer Milliarde Euro pro Jahr - zu wenig um das Loch im Haushalt zu stopfen. Generell gibt es keine Notwendigkeit mehr, das Gold bei der Bundesbank zu deponieren. Die Europäische Zentralbank ist ausreichend mit Reserven ausgestattet.

Laut Welteke sichern die Gold-Reserven aber das Vertrauen in die Währung und könnten zur Verteidigung der Währung in Krisenzeiten eingesetzt werden. Insgesamt verfügt die Bundesbank mit knapp 3440 Tonnen über den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Gegenwert derzeit: Rund 37 Milliarden Euro.