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Geschichte der VW-Aktie

(Gescannter Auszug aus der FR vom 24.10.2007)  - Die hinzugefügten Passagen sind unterstrichen dargestellt.

1937: Die nationalsozialistische Deutsche Arbeitsfront (DAF) gründet die „GesellschaftzurVorbereitung des Deutschen Volkswagens mbh". Sie errichtet nahe des niedersächsischen Ortes Fallersieben das Werk, in dem der zunächst sogenannte KdF (Kraft durch Freude)-Wagen hergestellt werden soll. Mit der Konstruktion des Volkswagens haben die Nationalsozialisten 193*t den österreichischen Ingenieur Ferdinand Porsche beauftragt. Adolf Hitler hat zunächst gefordert, ein Auto zu bauen, das weniger als 1000 Reichsmark kostet. Es stellt sich schnell heraus, dass das unmöglich ist. Die DAF finanziert den Bau des ersten VW-Werks mit dem beschlagnahmten Vermögen der Gewerkschaften. Zudem holt sich die DAF Geld von Leuten, die auf einen KdF-Wagen sparen. 337 000 Menschen zahlen fünf Mark pro Woche, um die Berechtigung zum Erwerb eines Autos zu bekommen. Der Wagen wird aber nicht gebaut, das Geld ist futsch.

1939: Im VW-Werk beginnt die Produktion. Es werden jedoch ausschließlich Kriegsgüter hergestellt, zum Beispiel der Kübelwagen. Ab 19^1 leitet Anton Piech das Werk, der Vater des späteren Vorstandsvorsitzenden Ferdinand. Während der Kriegsjahre werden im VW-Werk etwa 20 000 Zwangsarbeiter und später auch KZ-Häftlinge eingesetzt. Der VW-Konzern zahlt 1998 rund zehn Millionen Euro in einen eigenen Fonds ein, aus dem 2000 Zwangsarbeiter entschädigt werden.

1946: Der Käfer kommt auf den Markt. Der Verkauf an Privatkunden ist zunächst verboten. Bereits im Oktober läuft der 10 000. vom Band.

1948: Heinrich Nordhoff wird VW-Chef und bleibt es bis zu seinem Tod 1968. Der Käfer kostet 19W nach der Währungsreform 5300 Mark. Ein Jahr später übergibt die britische Militärregierung, unter deren Verwaltung das VW-Werk mit Kriegsende gefallen ist, das Unternehmen an die Bundesrepublik
und das Land Niedersachsen. Die Briten haben 1945 zudem verfügt, dass der Ort, an dem 1938 das VW-Werk errichtet worden ist, den Namen Wolfsburg bekommt.

1. Ergänzung : Die Volkswagen-Sparer wehren sich  (Diese Passagen sind dem Abschnitt "Zur Geschichte des VW-Gesetzes" entnommen, welcher sich in dem am 13.10.2004 erschienenen offiziellen Berliner Bericht "Bundesregierung bedauert Entscheidung der Kommission zum VW-Gesetz" befindet, siehe Anlage)

Im Jahre 1949 erhoben außerdem die ehemaligen Volkswagen-Sparer Ansprüche auf Lieferung von Fahrzeugen, weil sie über mehrere Jahre in der Zeit bis zum Kriegsende einem staatlichen Aufruf gefolgt waren, die zum Kauf eines Fahrzeugs nötigen Mittel anzusparen. So hatten ca. 336.000 Sparer insgesamt 268 Mio. Reichsmark auf einem Sperrkonto bei einer Bank angespart. Die Forderungen der Volkswagen-Sparer stellten den Fortbestand von Volkswagen in Frage. Da somit bis zum Jahr 1949 bereits von vier verschiedenen Seiten Ansprüche geltend gemacht worden waren, wurde die Klärung der Eigentumsverhältnisse von der britischen Besatzungsmacht offen gehalten. Deshalb wurde, als sich im Oktober 1949 auch die britische Militärregierung aus dem Werk zurückzog, Volkswagen faktisch zum „herrenlosen Gut“.

Bis Ende der fünfziger Jahre hatte sich Volkswagen zu einem florierenden und dynamisch wachsenden Unternehmen entwickelt. Als sich abzeichnete, dass die Gerichte die Klagen der VW-Sparer gegen Volkswagen abweisen würden, wurden die Stimmen jener wieder lauter, die das Eigentum am Volkswagenwerk für sich reklamierten. Zusätzlich - als fünfter Anspruchsteller - erhoben nun auch die Arbeitnehmer Ansprüche und machten eigene Vorstellungen zur Regelung der Eigentumsverhältnisse geltend, da sie das Unternehmen letztlich in den letzten 15 Jahren eigeninitiativ zum Erfolg geführt hatten und der Aufbau von Vermögenswerten im Unternehmen deshalb ausschließlich auf sie zurückzuführen war. Von ihnen wurde deshalb die Umwandlung der GmbH in eine Stiftung oder die Einbringung der Gesellschaftsanteile in eine Stiftung befürwortet.

Kompromiss der folgenden mehrjährigen äußerst intensiven und teilweise sehr heftigen Diskussionen und Verhandlungen war ein klassischer Vergleich: der am 11./12. November 1959 zwischen der Bundesrepublik und dem Land Niedersachsen abgeschlossene „Vertrag über die Regelung der Rechtsverhältnisse bei der Volkswagenwerk Gesellschaft mit beschränkter Haftung und über die Errichtung einer Stiftung Volkswagenwerk“. Dieser Vergleich bestimmt, dass zunächst zwar alle GmbH-Anteile der Bundesrepublik Deutschland zustehen sollten, die bei der Umwandlung der GmbH entstehenden Aktien aber so zu verteilen waren, dass die Bundesrepublik und das Land Niedersachsen je 20% der Aktien erhielten und die restlichen 60% durch die Ausgabe von Aktien privatisiert werden sollten. Ferner verlangt der Vertrag die Schaffung von je zwei Entsendemandaten zu Gunsten des Landes Niedersachsen und der Bundesrepublik hinsichtlich des Aufsichtsrates sowie eines qualifizierten Mehrheitserfordernisses von 80%. Zusätzlich war Vertragsgrundlage, dass für die Gesellschaft eine Stimmrechtsbeschränkung gelten sollte. Die Erträge aus der Privatisierung sollte die zu gründende „VW-Stiftung“ erhalten, die damit Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre in Deutschland fördern sollte.


1950: Der Typ 2 geht in Serie, den es als Transporter und Kleinbus, besser bekannt unter dem Spitznamen VW-BuNi,gibt.

1955: Derdereinmillionste Käfer läuft in Wolfsburg vom Band. Unter Nordhoff beginnt der Automobilkonzern schon in den 50er Jahren mit seiner internationalen Expansion. Eine Verkaufsniederlassung in Kanada wird gegründet, eine in den USA, eine in Südafrika, in Brasilien steigt VW bereits 1959 zum größten Automobilhersteüer des südamerikanischen Landes auf.

1960: Der Bundestag beschließt das sogenannte VW-Gesetz. Die bisherige Volkswagen GmbH wird zur Aktiengesellschaft; Bund und Land Niedersachsen verkaufen 60 Prozent an dem Unternehmen über die Börse. Um die Herrschaft über den Konzern nicht zu verlieren, legen die Politiker fest: Kein Aktionär kann mehr als 20 Prozent der Stimmrechte ausüben, auch dann nicht, wenn er einen höheren Aktienanteil besitzt. Die VW-Papiere kommen zu einem Preis von 350 Mark an die Börse.


2.Ergänzung : Die VW- Volksaktie (Diese Passagen sind dem Text zur Sendung „16.03.1960 : Privatisierung des Volkswagenwerkes wird beschlossen“ entnommen, (siehe Anlage) 

Zum 2. Mal (nach der Privatisierung der Preussag) wurde auch bei VW die sog. „Volksaktie“ eingeführt. 

Eineinhalb Millionen Deutsche bekamen damals 2 oder 3 VW-Aktien zugeteilt. 30 Prozent waren Angestellte, 24 Prozent waren Hausfrauen, 14 Prozent waren Pensionäre und Rentner. Die Aktie wurde mit Sozialrabatten angeboten, so dass wohl niemand den Ausgabepreis von 350 Mark bezahlt hat. Geistiger Vater der VW-Privatisierung war Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, der heute als „Vater des Wirtschaftswunders“ durch die Geschichtsbücher geistert. „Wohlstand für alle“, auf diese Parole hat Erhard 1957 die CDU eingeschworen. Ein Mittel zum Zweck sollte die Ausgabe von Volksaktien sein:

Die CDU hat es sich zum politischen Ziel gesetzt, mit jedem weiteren wirtschaftlichen Fortschritt zu einer immer breiteren Streuung des Eigentums an Produktionsmitteln zu kommen. Das gilt in erster Linie für das in öffentlichem Eigentum stehende Produktivvermögen. Ich bin deshalb sehr glücklich, aufgrund des gestrigen Beschlusses der Fraktion verkünden zu dürfen, dass diese sofort nach Beendigung des Parteitages ein Initiativgesetz einbringen wird, dass die Überführung des wohl attraktivsten Bundesvermögens, nämlich des Volkswagenwerkes in breit gestreuten Privatbesitz bewerkstelligen soll.

 

1965: Zum 1. Januar geht die Auto-Union, eine Daimler-Benz-Tochter, in VW-Besitz über. Sie wird vier Jahre später mit NSU verschmolzen. Mit dem Audi baut der VW-Konzern eine zweite große
deutsche Marke auf.

1970: Der K70 kommt auf den Markt. Er wird kein überwältigender Verkaufserfolg, erregt aber deshalb Aufsehen, weil er der erste VW mit Frontantrieb ist. Der Konzern erschließt sich einen weiteren Geschäftszweig: Er kauft eine Autovermietungsfirma, die in „interRent" umbenannt und in den 80er Jahren mit Europcar fusioniert wird. Im Jahr 2000 übernimmt VW alle Anteile an der Firma.

1972: Als meistgebauter Personenwagen der Automobil-Geschichte löst der Käfer das T-Modell (Tin Lizzy)von Ford ab. Insgesamt werden im Laufe der Jahre weltweit mehr als 20 Millionen Käfer verkauft. Der letzte wird im mexikanischen Puebla 2003 hergestellt. (VW versucht später mit dem „New Beetle" an den Erfolg anzuknüpfen.) Den Namen „Käfer" bekommt der Wagen erst 1968 von einem Werbetexter. In den Vereinigten Staaten wird das kugelige Auto als „Beetle" verkauft. Berühmt wird der Reklameslogan „...und läuft... und läuft... und läuft".

1974: Mit dem Golf bringt VW einen neues Modell auf den Markt, das schon bald den Käfer als wichtigstes Fahrzeug des Konzerns ablösen wird. Es soll aber noch 28 Jahre dauern, bis der Golf auch von den Stückzahlen her der bedeutendste Volkswagen wird. Im Juni 2002 ist es soweit: 21,5 Millionen dieses Fabrikats sind bis dahin gebaut worden.

1982: Mit einer Firma in Schanghai schließt der Konzern sein erstes Kooperationsabkommen in der
Volksrepublik China.

In den folgenden Jahren erfährt die Internationalisierung des Konzerns , einen weiteren Schub. Er erwirbt 1986 die Mehrheit am spanischen Automobilhersteller Seat, dessen Fahrzeuge als eigenständige Marke integriert werden.

Auf die gleiche Weise verfährt VW 1990 mit Skoda.  Die tschechische Regierung verkauft die Firma an die Wolfsburger.

1993: Ferdinand Piech, der Enkel von Ferdinand Porsche, wird Vorstandsvorsitzender des Konzerns -und nach der Übergabe dieses Amtes 2002 an Bernd Pischetsrieder Vorsitzender des Aufsichtsrats. Piech wirbt den spanischen Manager Jose Ignacio Löpez de Arriortüa von der General-Motors-Tochter Opel ab. QM wirft Löpez, bei VW für den Einkauf zuständig, Industriespionage vor. Löpez muss VW 1996 verlassen. Nach drei Jahren juristischer Auseinandersetzung stimmen GM und VW einem Vergleich zu, der unter anderem besagt, dass der deutsche an den US-amerikanischen Automobilhersteiler 100 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen muss.

1994: Aufgrund wirtschaftlicher Probleme wird nach einer Vereinbarung zwischen Vorstand, Betriebsrat und IG Metall in Wolfsburg die Vier-Tage-Woche eingeführt. Treibende Kraft bei diesen und anderen Programmen zurStandort-und Beschäftigungssicherungist Peter Hartz, den Piech 1993 als Personalchef geholt hat. Hartz entwirft später auch das Projekt Auto 5000 GmbH, für das ein eigener Tarifvertrag geschlossen wird. Damit bekommen 5000 Leute einen Job, der mit 5000 Mark pro Monat bezahlt wird, ein im Vergleich zu den üblichen VW-Löhnen niedrigeres Gehalt.

1998: VW, bisher für den Bau von Klein- und Mittelklassewagen bekannt, will nachdem ausdrücklichen Wunsch von Piech sein Image aufwerten und in die automobile Oberschicht aufsteigen. Dafür kauft der Konzern nacheinander ausländische Luxusmarken. Er erwirbt den britischen Hersteller Bentley und die italienischen Marken Bugatti sowie Lamborghini. VW besitzt zunächst auch die Rechte an Rolls-Royce; im Bieterkampf setzen sich die Wolfsburger gegen BMW durch. Später jedoch verkauft VW die Namensrechte an die Münchner.

2000: Am Stammsitz in Wolfsburg eröffnet der Konzern die Autostadt, ein Museum und Erlebnispark,
in den nach Angaben des Konzerns jährlich etwa zwei Millionen Besucher kommen. Auf dem Gelände befindet sich ein Luxushotel der Ritz-Carlton-Gruppe. Weitere Imagepflege betreibt der Konzern, indem erden Fußbali-BundesligistenVfL Wolfsburg sponsert. An der VfL Wolfsburg GmbH besitzen VW 90 Prozent und der Verein selber noch zehn Prozent. Das Wolfsburger Stadion trägt den Namen Volkswagen-Arena.

2001: In der sogenannten Gläsernen Manufaktur in Dresden beginnt die Herstellung des Phaeton, einer Luxuslimousine aus eigener VW-Herstellung. Der Absatz bleibt jedoch sehr deutlich hinter den Erwartungen zurück. Ebenfalls zum hochpreisigen Segment gehört der Geländewagen Touareg, der seit 2002 gebaut wird.

2005: Eine Bestechungsaffäre erschüttert VW. Hochrangige Mitarbeiter haben nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf Kosten des Konzerns wiederholt Luxusreisen unternommen und Bordelle besucht. Zu den Beschuldigten gehören unter anderen Personalchef Peter Hartz und der Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert. Beide müssen VW verlassen.

2007: Porsche, das sich bei VW eingekauft hat, erhöht im März seinen Aktienanteil auf knapp 31 Prozent.