1937: Die
nationalsozialistische Deutsche Arbeitsfront (DAF) gründet die
„GesellschaftzurVorbereitung
des Deutschen Volkswagens mbh". Sie errichtet nahe des
niedersächsischen
Ortes Fallersieben das Werk, in dem der zunächst sogenannte KdF
(Kraft durch
Freude)-Wagen hergestellt werden soll. Mit der Konstruktion des
Volkswagens haben
die Nationalsozialisten 193*t den österreichischen Ingenieur
Ferdinand Porsche
beauftragt. Adolf Hitler hat zunächst gefordert, ein Auto zu
bauen, das weniger
als 1000 Reichsmark kostet. Es stellt sich schnell heraus, dass das
unmöglich
ist. Die DAF finanziert den Bau des ersten VW-Werks mit dem
beschlagnahmten
Vermögen der Gewerkschaften. Zudem holt sich die DAF Geld von
Leuten, die auf
einen KdF-Wagen sparen. 337 000 Menschen zahlen fünf Mark pro
Woche, um die
Berechtigung zum Erwerb eines Autos zu bekommen. Der Wagen wird aber
nicht
gebaut, das Geld ist futsch.
1939: Im VW-Werk beginnt die Produktion. Es werden jedoch
ausschließlich
Kriegsgüter hergestellt, zum Beispiel der Kübelwagen. Ab 19^1
leitet Anton
Piech das Werk, der Vater des späteren Vorstandsvorsitzenden
Ferdinand. Während
der Kriegsjahre werden im VW-Werk etwa 20 000 Zwangsarbeiter und
später auch
KZ-Häftlinge eingesetzt. Der VW-Konzern zahlt 1998 rund zehn
Millionen Euro in
einen eigenen Fonds ein, aus dem 2000 Zwangsarbeiter entschädigt
werden.
1946: Der Käfer kommt auf den Markt. Der Verkauf an Privatkunden
ist zunächst
verboten. Bereits im Oktober läuft der 10 000. vom Band.
1948: Heinrich Nordhoff wird VW-Chef und bleibt es bis zu seinem Tod
1968. Der
Käfer kostet 19W nach der Währungsreform 5300 Mark. Ein Jahr
später übergibt
die britische Militärregierung, unter deren Verwaltung das VW-Werk
mit
Kriegsende gefallen ist, das Unternehmen an die Bundesrepublik
und das Land Niedersachsen. Die Briten haben 1945 zudem verfügt,
dass der Ort,
an dem 1938 das VW-Werk errichtet worden ist, den Namen Wolfsburg
bekommt.
1. Ergänzung : Die
Volkswagen-Sparer wehren sich (Diese
Passagen sind dem Abschnitt "Zur Geschichte des VW-Gesetzes"
entnommen, welcher sich in dem am 13.10.2004 erschienenen offiziellen
Berliner
Bericht "Bundesregierung bedauert Entscheidung der Kommission zum
VW-Gesetz" befindet, siehe Anlage)
Im Jahre 1949
erhoben
außerdem die ehemaligen Volkswagen-Sparer Ansprüche auf
Lieferung von
Fahrzeugen, weil sie über mehrere Jahre in der Zeit bis zum
Kriegsende einem
staatlichen Aufruf gefolgt waren, die zum Kauf eines Fahrzeugs
nötigen Mittel
anzusparen. So hatten ca. 336.000 Sparer insgesamt 268 Mio. Reichsmark
auf
einem Sperrkonto bei einer Bank angespart. Die Forderungen der
Volkswagen-Sparer stellten den Fortbestand von Volkswagen in Frage. Da
somit
bis zum Jahr 1949 bereits von vier verschiedenen Seiten Ansprüche
geltend
gemacht worden waren, wurde die Klärung der
Eigentumsverhältnisse von der
britischen Besatzungsmacht offen gehalten. Deshalb wurde, als sich im
Oktober
1949 auch die britische Militärregierung aus dem Werk
zurückzog, Volkswagen
faktisch zum „herrenlosen Gut“.
Bis Ende der
fünfziger Jahre
hatte sich Volkswagen zu einem florierenden und dynamisch wachsenden
Unternehmen entwickelt. Als sich abzeichnete, dass die Gerichte die
Klagen der
VW-Sparer gegen Volkswagen abweisen würden, wurden die Stimmen
jener wieder
lauter, die das Eigentum am Volkswagenwerk für sich reklamierten.
Zusätzlich -
als fünfter Anspruchsteller - erhoben nun auch die Arbeitnehmer
Ansprüche und
machten eigene Vorstellungen zur Regelung der
Eigentumsverhältnisse geltend, da
sie das Unternehmen letztlich in den letzten 15 Jahren eigeninitiativ
zum
Erfolg geführt hatten und der Aufbau von Vermögenswerten im
Unternehmen deshalb
ausschließlich auf sie zurückzuführen war. Von ihnen
wurde deshalb die
Umwandlung der GmbH in eine Stiftung oder die Einbringung der
Gesellschaftsanteile in eine Stiftung befürwortet.
Kompromiss der
folgenden
mehrjährigen äußerst intensiven und teilweise sehr
heftigen Diskussionen und
Verhandlungen war ein klassischer Vergleich: der am 11./12. November
1959
zwischen der Bundesrepublik und dem Land Niedersachsen abgeschlossene
„Vertrag über die Regelung der Rechtsverhältnisse bei der
Volkswagenwerk
Gesellschaft mit beschränkter Haftung und über die Errichtung
einer Stiftung
Volkswagenwerk“. Dieser Vergleich bestimmt, dass zunächst zwar
alle
GmbH-Anteile der Bundesrepublik Deutschland zustehen sollten, die bei
der
Umwandlung der GmbH entstehenden Aktien aber so zu verteilen waren,
dass die
Bundesrepublik und das Land Niedersachsen je 20% der Aktien erhielten
und die
restlichen 60% durch die Ausgabe von Aktien privatisiert werden
sollten. Ferner
verlangt der Vertrag die Schaffung von je zwei Entsendemandaten zu
Gunsten des
Landes Niedersachsen und der Bundesrepublik hinsichtlich des
Aufsichtsrates
sowie eines qualifizierten Mehrheitserfordernisses von 80%.
Zusätzlich war
Vertragsgrundlage, dass für die Gesellschaft eine
Stimmrechtsbeschränkung gelten
sollte. Die Erträge aus der Privatisierung sollte die zu
gründende
„VW-Stiftung“ erhalten, die damit Wissenschaft und Technik in
Forschung und Lehre in Deutschland fördern sollte.
1950: Der Typ 2 geht in Serie, den es als Transporter und Kleinbus,
besser
bekannt unter dem Spitznamen VW-BuNi,gibt.
1955: Derdereinmillionste Käfer läuft in Wolfsburg vom Band.
Unter Nordhoff
beginnt der Automobilkonzern schon in den 50er Jahren mit seiner
internationalen Expansion. Eine Verkaufsniederlassung in Kanada wird
gegründet,
eine in den USA, eine in Südafrika, in Brasilien steigt VW bereits
1959 zum
größten Automobilhersteüer des südamerikanischen
Landes auf.
1960: Der Bundestag beschließt das sogenannte VW-Gesetz. Die
bisherige
Volkswagen GmbH wird zur Aktiengesellschaft; Bund und Land
Niedersachsen
verkaufen 60 Prozent an dem Unternehmen über die Börse. Um
die Herrschaft über
den Konzern nicht zu verlieren, legen die Politiker fest: Kein
Aktionär kann
mehr als 20 Prozent der Stimmrechte ausüben, auch dann nicht, wenn
er einen
höheren Aktienanteil besitzt. Die VW-Papiere kommen zu einem Preis
von 350 Mark
an die Börse.
2.Ergänzung : Die VW- Volksaktie
(Diese Passagen sind dem Text zur Sendung „16.03.1960 : Privatisierung des
Volkswagenwerkes wird beschlossen“ entnommen, (siehe
Anlage)
Zum 2. Mal (nach der Privatisierung der Preussag) wurde auch bei VW die sog. „Volksaktie“ eingeführt.
Eineinhalb
Millionen
Deutsche bekamen damals 2 oder 3 VW-Aktien zugeteilt. 30 Prozent waren
Angestellte, 24 Prozent waren Hausfrauen, 14 Prozent waren
Pensionäre und
Rentner. Die Aktie wurde mit Sozialrabatten angeboten, so dass wohl
niemand den
Ausgabepreis von 350 Mark bezahlt hat. Geistiger Vater der
VW-Privatisierung
war Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, der heute als „Vater des
Wirtschaftswunders“ durch die Geschichtsbücher geistert.
„Wohlstand
für alle“, auf diese Parole hat Erhard 1957 die CDU eingeschworen.
Ein
Mittel zum Zweck sollte die Ausgabe von Volksaktien sein:
Die CDU hat es
sich zum
politischen Ziel gesetzt, mit jedem weiteren wirtschaftlichen
Fortschritt zu
einer immer breiteren Streuung des Eigentums an Produktionsmitteln zu
kommen.
Das gilt in erster Linie für das in öffentlichem Eigentum
stehende
Produktivvermögen. Ich bin deshalb sehr glücklich, aufgrund
des gestrigen
Beschlusses der Fraktion verkünden zu dürfen, dass diese
sofort nach Beendigung
des Parteitages ein Initiativgesetz einbringen wird, dass die
Überführung des
wohl attraktivsten Bundesvermögens, nämlich des
Volkswagenwerkes in breit
gestreuten Privatbesitz bewerkstelligen soll.
1965: Zum 1. Januar
geht die
Auto-Union, eine Daimler-Benz-Tochter, in VW-Besitz über. Sie wird
vier Jahre
später mit NSU verschmolzen. Mit dem Audi baut der VW-Konzern eine
zweite große
deutsche Marke auf.
1970: Der K70 kommt auf den Markt. Er wird kein
überwältigender Verkaufserfolg,
erregt aber deshalb Aufsehen, weil er der erste VW mit Frontantrieb
ist. Der
Konzern erschließt sich einen weiteren Geschäftszweig: Er
kauft eine
Autovermietungsfirma, die in „interRent" umbenannt und in den 80er
Jahren mit Europcar fusioniert wird. Im Jahr 2000 übernimmt VW
alle Anteile an
der Firma.
1972: Als meistgebauter Personenwagen der Automobil-Geschichte
löst der Käfer
das T-Modell (Tin Lizzy)von Ford ab. Insgesamt werden im Laufe der
Jahre
weltweit mehr als 20 Millionen Käfer verkauft. Der letzte wird im
mexikanischen
Puebla 2003 hergestellt. (VW versucht später mit dem „New Beetle"
an
den Erfolg anzuknüpfen.) Den Namen „Käfer" bekommt der Wagen
erst
1968 von einem Werbetexter. In den Vereinigten Staaten wird das
kugelige Auto
als „Beetle" verkauft. Berühmt wird der Reklameslogan „...und
läuft... und läuft... und läuft".
1974: Mit dem Golf bringt VW einen neues Modell auf den Markt, das
schon bald
den Käfer als wichtigstes Fahrzeug des Konzerns ablösen wird.
Es soll aber noch
28 Jahre dauern, bis der Golf auch von den Stückzahlen her der
bedeutendste
Volkswagen wird. Im Juni 2002 ist es soweit: 21,5 Millionen dieses
Fabrikats
sind bis dahin gebaut worden.
1982: Mit einer Firma in Schanghai schließt der Konzern sein
erstes
Kooperationsabkommen in der
Volksrepublik China.
In den folgenden Jahren erfährt die Internationalisierung des
Konzerns , einen
weiteren Schub. Er erwirbt 1986 die Mehrheit am spanischen
Automobilhersteller
Seat, dessen Fahrzeuge als eigenständige Marke integriert werden.
Auf die gleiche Weise verfährt VW 1990 mit Skoda. Die
tschechische
Regierung verkauft die Firma an die Wolfsburger.
1993: Ferdinand Piech, der Enkel von Ferdinand Porsche, wird
Vorstandsvorsitzender des Konzerns -und nach der Übergabe dieses
Amtes 2002 an
Bernd Pischetsrieder Vorsitzender des Aufsichtsrats. Piech wirbt den
spanischen
Manager Jose Ignacio Löpez de Arriortüa von der
General-Motors-Tochter Opel ab.
QM wirft Löpez, bei VW für den Einkauf zuständig,
Industriespionage vor. Löpez
muss VW 1996 verlassen. Nach drei Jahren juristischer
Auseinandersetzung
stimmen GM und VW einem Vergleich zu, der unter anderem besagt, dass
der
deutsche an den US-amerikanischen Automobilhersteiler 100 Millionen
US-Dollar
Schadenersatz zahlen muss.
1994: Aufgrund wirtschaftlicher Probleme wird nach einer Vereinbarung
zwischen
Vorstand, Betriebsrat und IG Metall in Wolfsburg die Vier-Tage-Woche
eingeführt. Treibende Kraft bei diesen und anderen Programmen
zurStandort-und
Beschäftigungssicherungist Peter Hartz, den Piech 1993 als
Personalchef geholt
hat. Hartz entwirft später auch das Projekt Auto 5000 GmbH,
für das ein eigener
Tarifvertrag geschlossen wird. Damit bekommen 5000 Leute einen Job, der
mit
5000 Mark pro Monat bezahlt wird, ein im Vergleich zu den üblichen
VW-Löhnen niedrigeres
Gehalt.
1998: VW, bisher für den Bau von Klein- und Mittelklassewagen
bekannt, will
nachdem ausdrücklichen Wunsch von Piech sein Image aufwerten und
in die
automobile Oberschicht aufsteigen. Dafür kauft der Konzern
nacheinander
ausländische Luxusmarken. Er erwirbt den britischen Hersteller
Bentley und die
italienischen Marken Bugatti sowie Lamborghini. VW besitzt
zunächst auch die
Rechte an Rolls-Royce; im Bieterkampf setzen sich die Wolfsburger gegen
BMW
durch. Später jedoch verkauft VW die Namensrechte an die
Münchner.
2000: Am Stammsitz in Wolfsburg eröffnet der Konzern die
Autostadt, ein Museum
und Erlebnispark,
in den nach Angaben des Konzerns jährlich etwa zwei Millionen
Besucher kommen.
Auf dem Gelände befindet sich ein Luxushotel der
Ritz-Carlton-Gruppe. Weitere
Imagepflege betreibt der Konzern, indem erden
Fußbali-BundesligistenVfL
Wolfsburg sponsert. An der VfL Wolfsburg GmbH besitzen VW 90 Prozent
und der
Verein selber noch zehn Prozent. Das Wolfsburger Stadion trägt den
Namen
Volkswagen-Arena.
2001: In der sogenannten Gläsernen Manufaktur in Dresden beginnt
die
Herstellung des Phaeton, einer Luxuslimousine aus eigener
VW-Herstellung. Der
Absatz bleibt jedoch sehr deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Ebenfalls zum
hochpreisigen Segment gehört der Geländewagen Touareg, der
seit 2002 gebaut
wird.
2005: Eine Bestechungsaffäre erschüttert VW. Hochrangige
Mitarbeiter haben nach
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf Kosten des Konzerns wiederholt
Luxusreisen unternommen und Bordelle besucht. Zu den Beschuldigten
gehören
unter anderen Personalchef Peter Hartz und der Betriebsratsvorsitzende
Klaus
Volkert. Beide müssen VW verlassen.
2007: Porsche, das sich bei VW eingekauft hat, erhöht im März
seinen
Aktienanteil auf knapp 31 Prozent.