Zurueck zur Vorseite
Zurueck zur Homepage
Oberhessische Zeitung (Alsfeld) vom 17.05.2005

Für 725 Millionen Euro in staatliche Hand

Angeschlagene Fraspa wird an Helaba verkauft - Ministerpräsident Koch zufrieden - Private Großbanken üben Kritik

Von unserem Korrespondenten Rolf Obertreis

FRANKFURT. Die angeschlagene Frankfurter Sparkasse (Fraspa) wird zu einem Tochter-Unternehmen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und bleibt damit im Sparkassenlager. 725 Millionen Euro zahlt die Helaba an die bisherigen Eigentümer, den Bürgerverein Polytechnische Gesellschaft und die Stadt Frankfurt. Dazu kommt eine Gutschrift von etwa 60 Millionen Euro für anstehende Steuererstattungen an die Fraspa. Außerdem wird die Helaba ihre neue Tochter mit 200 Millionen Euro frischem Eigenkapital ausstatten.

Während Hessens Ministerpräsident Roland Koch und der deutsche Sparkas-sen-Verband DSGV die gefundene Vereinbarung ausdrücklich begrüßen, kommt von den privaten Großbanken deutliche Kritik. Tatsächlich scheinen mit dem Fraspa-Verkauf an die Helaba das Aufbrechen des Sparkassen-Sektors und damit Fusionen oder Übernahmen zwischen Sparkassen und privaten Banken auf absehbare Zeit ad acta gelegt zu sein.

Während der DSGV gutheißt, dass die „unerwünschte Fragmentierung" des Sparkassenlagers "zu Lasten des deutschen Finanzmarktes" vermieden worden sei, sieht Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller eine größere Gefahr, dass die notwendige Konsolidierung im überbesetzten deutschen Geldgewerbe jetzt durch ausländische Konkurrenten eingeleitet wird. Commerzbank. Dresdner Bank und auch die Postbank hatten Interesse an der Fraspa gezeigt. Allerdings hatten sie nie eine Chance, weil die Verkaufsverhandlungen von Anfang exklusiv auf die Helaba beschränkt gewesen waren. Schon dies hatte in der Finanzszene für Verwunderung und Unmut gesorgt. Auch der Frankfurter Stadtkämmerer Horst Hemzal hätte eine offene Ausschreibung lieber gesehen, weil dies vermutlich zu einem höheren Verkaufspreis und größeren Einnahmen für die Stadt geführt hätten.
Tatsächlich war der Wert der Fraspa in einigen Gutachten auf zum Teil mehr als eine Milliarde Euro angesetzt worden. Der sonst als Anhänger des freien Marktes geltende hessische Ministerpräsident Koch hatte die exklusiven Gespräche allerdings gedeckt. Er will am Bankenplatz Frankfurt eine starke Bank unter staatlichem Einfluss schaffen. Mit der Einbindung der Fraspa unter das Dach der Helaba, an der das Land zehn Prozent hält, ist er diesem Ziel einen Schritt näher gekommen.

Die im Jahr 2003 durch die Aufdeckung wackeliger und fauler Kredite in die Schieflage geratene Fraspa soll rückwirkend zum l. Januar in die Helaba eingegliedert werden, Name und Filialen sollen erhalten bleiben. Davor allerdings muss das Institut in eine AG umgewandelt werden.

--------------------------
Das Logo der Frankfurter Sparkasse 1822 (Fraspa) ist in der Frankfurter Innenstadt vor dem Gebäude der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zu sehen. Der Verkauf der traditionsreichen Frankfurter Sparkasse an die Landesbank Hessen-Thüringen ist perfekt. Bild:dpa
---------------------------

Derzeitige Eigentümer sind zu 60 Prozent die Polytechnische Gesellschaft. Diesem Verein gehören rund 300 angesehene Frankfurter Bürger an - unter anderem Banker, Politiker und Kirchenvertreter. Der Verein erhält jetzt rund 435 Millionen Euro. Die übrigen 290 Millionen Euro gehen an die Stadt Frankfurt, der 40 Prozent der Fraspa gehören. Die Verhandlungen hatten sich rund sechs Monate hingezogen, weil es Differenzen über die Aufwendungen der Pensionsanspnäche der rund 2000 Fraspa-Mitarbeiter gab. Jetzt aber, so hieß es bei allen Beteiligten, sei eine "faire und marktgerechte" Lösung gefunden worden, die dem Bankenplatz Frankfurt positive Impulse gebe. Nicht nur Commerzbank-Chef Müller dürfte dies anders sehen. Auch in den anderen Frankfurter Bankentürmen hält sich die Zustimmung sehrin Grenzen.

Kommentar