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KURHAUS-HOTEL

Bad Orb ächzt unter den Leasing-Raten

BAD ORB. Von "Finanzierungsoptimierung" sprach der Direktor der Deutschen Anlagen-Leasing (DAL), Jürgen Ranft, als die Kurgesellschaft Bad Orb Ende 1995 ihr Kurhaus-Hotel an die von vier Landesbanken, darunter Hessen-Thüringen mit 16,7 Prozent Anteilen, getragene Gesellschaft mit Sitz in Mainz verkaufte und zurückmietete. Das "Sale-and-lease-back"Verfahren verbessere Eigenkapitaldecke und Bilanzbild für Stadt und Kurbetrieb um jährlich 600 000 Mark, jubelten Bürgermeister und Kurdirektor damals.

Knapp acht Jahre später ächzt das Heilbad im Spessart unter den Leasing-Raten für das Anfang der 80er Jahre nahezu ohne Eigenmittel errichtete, von Steigenberger gepachtete 168-Betten-Haus. Speziell durch die Zinsentwicklung hat sich das Modell, das seinerzeit vor allem die Liquidität der Kurgesellschaft verbesserte, als schlechtes Geschäft erwiesen. Ende der 90er Jahre ließ das Land verschiedene Leasing-Verträge begutachten und attestierte den Orbern ungünstige Konditionen. Eine Finanzierung über Banken wäre demnach sehr viel billiger gewesen. Wirtschaftsprüfer monieren, dass in die Bilanzen "Drohverlust-rückstellungen" nötig seien. Kritiker stoßen sich zudem an den Verwaltungskosten von mittlerweile rund 25 000 Euro jährlich für die Grundstücksgesellschaft.

Mehr als 6,5 Prozent Zinsen zahlt die 100-prozentig städtische Kurgesellschaft in den jährlichen Leasing-Raten von rund 700 000 Euro. Weil Kommunalkredite schon ab 3,5 Prozent verfügbar sind, denkt die 10 000-Einwohner-Stadt längst über einen Ausstieg nach. Zum "Sale-and-lease-back"-Vertrag wurden die Finanzprüfer des Main-Kinzig-Kreises und die Stadtverordneten nie gehört, weil das Geschäft über die Kurgesellschaft lief. Seit Jahren drängt die Kommunalaufsicht Bad Orb zum Verkauf der Kur-Immobilien. jan

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2003
Dokument erstellt am 27.08.2003 um 23:57:54 Uhr
Erscheinungsdatum 28.08.2003 | Ausgabe: S | Seite: 33