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Dossier
Hochtief finanziert Ausbau der A4
http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Hochtief%20Ausbau%20A4/266963.html
von
Matthias Ruch (Düsseldorf)
Der
Baukonzern Hochtief übernimmt zusammen mit einem französischen Partner den Bau
und Betrieb der geplanten Ausbaustrecke der A4 von Gotha nach Eisenach. Das
Projekt in öffentlich-privater Partnerschaft (PPP) gilt als Modell für weitere
Straßenbauvorhaben.
Für
die Bundesregierung hat das gewählte Modell den Charme, dass der Bau von
Hochtief und dem französischen Partner Vinci selbst finanziert wird. Die
Konzerne erhalten lediglich eine Anschubfinanzierung vom Staat - und kassieren
nach der Fertigstellung über 30 Jahre die Lkw-Maut.
Hochtief-Autobahn: Teilabschnitt auf der A4
Nach
dem Zuschlag in Ostdeutschland könnten für Hochtief auch die Chancen
für den Zuschlag bei zwei weiteren Autobahnprojekten dieser Art steigen.
"Bei der A1 in Niedersachsen sind wir einer von zwei verbliebenen
Bietern", teilte der Konzern am Mittwoch mit. "Bei der A5 in
Baden-Württemberg stehen wir mit drei weiteren Mitbewerbern in der ersten
Bieterphase."
In
Bayern, wo im Sommer das erste Projekt dieser Art in Deutschland vergeben
wurde, war Hochtief dagegen leer ausgegangen. Dort baut nun ein
niederländisch-französisch-deutsches Konsortium die A8 zwischen München und
Augsburg sechsspurig aus. Auch dafür wurde ein Konzessionsvertrag über 30 Jahre
geschlossen.
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Für den Baudienstleister
Hochtief spielt das Geschäft mit öffentlich-privaten Partnerschaften
mittlerweile eine zentrale Rolle. "Viele Projekte könnten ohne PPP mangels
Finanzierbarkeit gar nicht ausgeschrieben werden", heißt es im Konzern.
Neben dem Ausbau der Autobahn in Ostdeutschland ist Hochtief weltweit an 15
PPP-Projekten im Hochbau und weiteren zehn Mautstraßenprojekten beteiligt. Den
eigenen Anteil an den Investitionen beziffert das Unternehmen auf mehr als 2
Mrd. Euro.
Der
Bau von Mautstraßen gilt in Europa als Wachstumsmarkt. Bis 2009 rechnet die
Branche für die Infrastruktur mit einem Investitionsbedarf von etwa 20 Mrd.
Euro. Anders als etwa in Frankreich und Spanien, wo Autobahnen seit vielen
Jahren mautpflichtig sind, gibt es in Deutschland aber noch starke Vorbehalte
gegen ein solches System. Das mussten Hochtief und Bilfinger Berger etwa in
Lübeck erfahren, wo die beiden größten deutschen Baukonzerne den Herrentunnel
für 179 Mio. Euro gebaut und Mitte 2005 für den Verkehr freigegeben hatten. Der
Bund hatte weitere 89 Mio. Euro zugeschossen, die er ansonsten für den Bau
einer neuen Brücke hätte aufwenden müssen. Die Unternehmen dürfen den Tunnel
nun über 30 Jahre betreiben und während dieser Zeit Maut erheben. Die Zahl der
Nutzer ist bislang allerdings deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
"Das Thema Maut ist in Deutschland nach wie vor ein ungeliebtes
Kind", sagte eine Konzernsprecherin.
Wesentlich
bedeutender ist für Hochtief und Bilfinger Berger das Prestigeprojekt Fehmarnbelt.
Seit Jahren verhandelt die Politik über eine 20 Kilometer lange Brücke zwischen
Dänemark und Deutschland, die ebenfalls durch eine Maut finanziert werden soll.
Experten schätzen die Baukosten auf 6 Mrd. Euro. Eine politische Entscheidung
steht weiter aus.
Aus der FTD vom 18.10.2007
© 2007 Financial Times Deutschland