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Prospekt zum Informationsfilm "Börsenwasser- Die ganz legalen Machenschaften des Gelsenwasserkonzerns"
Gescannter Text
BÖRSENWASSER
DIE GANZ LEGALEN
MACHENSCHAFTEN
DES GELSENWASSER
KONZERNS
DOKUMENTARFILM ÜBER DIE ÖKOLOGISCHEN UND ÖKONOMISCHEN FOLGEN DES BESITZ- UND GEWINNSTREBENS EINES WASSERKONZERNS IM RUHRGEBIET.
1983 BRD, Farbe, 22 Minuten, U-Matic-oder VHS- Video-Kassette
Regie + Montage: Klaus Stanjek, Sigi Benker
Kamera: A.Letzel, H.Stadler; Ton: D.Zschekel, H. Spitra
Produktion und Verleih: B.0.A.-Video-Kooperative München;
Verleihpreis: DM 25,--
B .O.A.- Video -Kooperative
Tel. 069-2714023
Schraudolphstraße 25
0-8000 München 40
Zum Inhalt
Was geschieht ist komplex, Eindeutiges ist selten nachzuweisen, aber die wissenschaftlichen Studien häufen sich, die Hinweise verdichten sich: Es geht den Bach herunter mit dem Wasser. Die Katastrophe kommt unaufhaltsam. Der Regen sauer, die Landschaft zubetoniert, der Ackerboden kaputt, die Wiesen drainiert, die Flüsse begradigt. Ein Bild des Jammers von der Etsch bis an den Belt, und mit den unter Deutschlands Erde befindlichen Grundwasservorräten sieht es nicht viel besser aus. Der Grundwasserspiegel sinkt in vielen Gegenden, häufig ist das Grundwasser verschmutzt mit allem was der Bauer stäubt und spritzt, von den Düngemtteln über die Pflanzenschutzmittel (vulgo: hochgradige Gifte) bis zu den massenhaft anfallenden Exkrementen der Tierproduktionsfabriken. So ist das mit dem Wasser. Aber Gott schuf die GELSENWASSER AG und siehe, sie bringt Ordnung in den gestörten Wasserhaushalt der Natur. Wie sie das tut, und wem das nützt, das beschreibt der Film "Börsenwasser". Die bis jetzt noch hauptsächlich im Ruhrgebiet operierende GELSENWASSER AG ist nämlich kein kleiner Fisch, sondern das größte Wasserversorgungsunternehmen in Europa, und dazu noch als Aktiengesellschaft weitgehend in privater Hand, z. B. in der der ALLIANZ. Mit dem immer knapper werdenden Gut Trinkwasser lassen sich immer bessere Geschäfte machen. Das fängt mit der Aufbereitung von verschmutztem Wasser zu Trinkwasser an; die ist kostenspielig, also das Wasser - es gilt das Kostendeckungsprinzip - dem Verbraucher teuer zu verkaufen. Auf diese Weise macht die nur ihre Kosten deckende AG einen schönen Gewinn, ablesbar an den Börsenkursen, welcher dem Unternehmen immer neue, nachhaltig auf Rendite gerichtete Investitionen ermöglicht. Die GELSENWASSER AG expandiert auf Kosten der Verbraucher. Sie hat sich weitgehende Pumprechte gesichert an den reichsten Grundwasservorkommen in Nordrhein-Westfalen. Sie baut Fernwasserleitungen quer durch das Bundesland. Immer mehr kleine Wasserwerke müssen schließen, weil das Grundwasser, das sie bisher pumpten, nicht mehr sauber ist, immer mehr Gemeinden werden von der GELSENWASSER AG abhängig. So profitiert der Konzern vom Raubbau an der Natur, von der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Natürlich sieht die GELSENWASSER AG das alles ganz anders, sie sieht sich eher in der Rolle eines Wohltäters. Der Widerstand, der sich neuerdings zunehmend regt, von Gelsenkirchen, Höxter, Recklinghausen bis Haltern gefällt ihr nicht, und die Darstellung der Geschäftspraktiken in dem Film "Börsenwasser" gefällt ihr ganz und gar nicht. Unter Androhung von gerichtlichen Schritten, mit der Begründung die Darstellung sei diffamierend, falsch und geschäftsschädigend, forderte die GELSENWASSER AG in einem episch-breiten Drohbrief von der B.O.A.-Videokooperative ultimativ die freiwillige Einstellung von Vertrieb und weiterer Verbreitung des Filmes "Börsenwasser" nebst Werbeprospekt. Die Anregungen des Konzerns beherzigend, können wir jetzt ein Bild der heilen GELSENWASSER-Welt entwerfen: Wasser ist reichlich vorhanden, die Wasserpreise - nach dem Prinzip der Kostendeckung gebildet - sind angemessen niedrig, das Trinkwasserprodukt entspricht den einschlägigen technischen Vorschriften (DIN 2000) und ist von gutem Geschmack, es wird nach z. T. kostspieligen Aufbereitungsverfahren unmittelbar ins Rohrnetz gepumpt, und, Engel lacht euch sterblich, wo die Gelsenwasser pumpt, sind ökologische Schäden oder Bauschäden nicht zu verzeichnen. Jeder, der etwas anderes behauptet, kann das höchstens aus der Luft gegriffen haben, wo aus der Luft doch nur der Regen kommt. Und der ist sauer.
Unbeeindruckt von der Drohung und den Behauptungen der GELSENWASSER AG sind die B.O.A.-Videokooperative und ihre in dieser Angelegenheit beauftragte Anwaltskanzlei der Meinung, daß bei der Herstellung des Films die zumutbare Sorgfaltspflicht erfüllt wurde und die im Film gemachten Aussagen den Tatsachen entsprechen, bzw. im Rahmen der Wahrnehmung berechtigter Interessen zulässig sind. Der Film wird also weiterhin in der festen Überzeugung verliehen, daß die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel und der Aggregatzustand von Wasser durchaus nicht nur ein flüssiger ist : GELSENWASSER verfestigt es zu harter Münze.
So kann Benno.Weimann, der mit allen Wässern - Präsident der Vereinigung
Deutscher Gewässerschutz e.V., Bonn, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für
Umweltfragen e.V., Bonn, CDU-Landtagsabgeordneter - gewaschene
Vorstandsvorsitzende der GELSENWASSER AG stolz sein auf sein Rohrnetz von 6000
km Länge und auf seine Hand am Puls von 2,5 Millionen Verbrauchern. Mit Recht.
Die GELSENWASSER AG verstößt gegen kein Gesetz, das hat sie gar nicht nötig.