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Welteke will Gold verkaufen

Bundesbank plant Stiftung

Frankfurt a. M. · 14. Oktober · sal · Die Deutsche Bundesbank will vom nächsten Jahr an tonnenweise Gold verkaufen. Voraussetzung für den Abbau ihrer Reserven sei allerdings, dass das Washingtoner Goldabkommen im Frühjahr neu vereinbart werde und der Verkaufserlös am Kapitalmarkt Gewinn bringend angelegt werden könne, bestätigt ein Sprecher der FR. Mit einem Bestand von 3440 Tonnen Gold ist die deutsche Währungsbehörde nach der US-Notenbank zweitgrößte Halterin des Edelmetalls.

Mit dem Washingtoner Abkommen verständigten sich im September 1999 Notenbanker aus 15 europäischen Ländern darauf, innerhalb von fünf Jahren maximal 2000 Tonnen Gold zu verkaufen. Um den Goldpreis nicht einbrechen zu lassen, wurde das jährliche Verkaufsvolumen bei 400 Tonnen gedeckelt. Nach einem Bericht der Börsen-Zeitung gehen Finanzkreise davon aus, dass die Notenbanker das Volumen in einem neuen Abkommen um bis zu 15 Prozent aufstocken werden. Der Goldmarkt könne das angesichts einer günstigeren Nachfrage gut verkraften.

Bislang verzichteten die Bundesbank-Manager im Unterschied zu ihren Kollegen in der Schweiz und Großbritannien auf den Verkauf von Gold. Sie legten lediglich eine Ein-Mark-Goldmünze auf. Wie viele Tonnen des Edelmetalls die Frankfurter von Herbst 2004 an zu verkaufen gedenken, bleibt unklar. In der Börsen-Zeitung ist von 400 bis 600 Tonnen in einem Zeitraum von fünf Jahren die Rede. Der Verkauf brächte am Goldmarkt zwischen vier und sieben Milliarden Euro ein. Die Feinunze wurde gestern mit gut 373 Dollar gehandelt.

Bundesbankpräsident Ernst Welteke lehnt es seinem Sprecher zufolge ab, Gewinne aus dem Verkauf von Goldreserven dem Bund zur Schuldentilgung zu überlassen. Sollten entsprechende Erlöse via Bundesbankgewinn dem Bund zufließen müssen, sei mit Goldverkäufen nicht zu rechnen. Welteke schwebe vielmehr vor, die Erlöse anzulegen und daraus resultierende Erträge in eine Stiftung einzubringen, die Bildung und Forschung fördert, sagt der Sprecher.

Welteke hat schon früher die Absicht von Goldverkäufen bekundet, falls das Washingtoner Abkommen neu aufgelegt werde. Auf dem Goldmarkt löst die Nachricht daher keine nennenswerten Reaktionen aus. Die genannte Menge von 400 bis 600 Tonnen liege unter den Erwartungen und könne deshalb den Goldpreis stützen, urteilt ein Händler.

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Dokument erstellt am 14.10.2003 um 18:08:52 Uhr
Erscheinungsdatum 15.10.2003