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Oberhessische Zeitung (Alsfeld) Vogelsbergkreis

Mittwoch, 24. August 2005 • Seite 13

Preis für Wasser über dem Durchschnitt

Wasser in Kirtorf, Gemünden und Grebenhain besonders teuer - Einsamer Preisbrecher ist die Gemeinde Wartenberg

VOGELSBERGKREIS (vn). Die Preise für Frischwasser und Abwasser im Vogelsbergkreis liegen deutlich über dem Durchschnitt in Hessen. Auch innerhalb des Kreises sind die Unterschiede erheblich: In Kirtorf, Gemünden und Grebenhain zahlen die Bürger fast doppelt so viel wie in Wartenberg. Das ergibt eine Erhebung der hessischen Industrie- und Handelskammern (IHK).

Das Preisniveau für die Wasserver- und Entsorgung habe für die Qualität eines Wirtschaftsstandorts große Bedeutung, begründen die Kammern die Erhebung der Preise in allen 426 hessischen Kommunen. Hauptziel war, Transparenz zu schaffen und regional Diskussionen über das Preisniveau zu ermöglichen. „Es gibt viele gute Gründe, warum die Schere zwischen dem günstigsten Anbieter und der teuersten Kommune so groß ist", räumt IHK-Sprecher Joachim von Harbou.

Ungünstige geohydrologische Bedingungen, schwierige Topografie und sehr unterschiedliche Bevölkerungsdichten seien Gründe, die eine Kommune nicht beeinflussen könne: Wenn die Bürger auf engem Raum zusammen leben, werde der Abwasserkanal pro Person billiger als im dünn besiedelten Vogelsberg. Aber es gebe dennoch Kosten, die durch stärkere regionale Kooperationen und durch mehr Liberalisierung der Wasserwirtschaft reduziert werden könnten, ohne dass die Qualität des Wassers leide.

Bei einer Privatisierung der Trink- und Abwasserversorgung könnten, je nach Schätzung, zwischen zehn und 40 Prozent eingespart werden, behauptet die IHK.

Im Vogelsbergkreis ist die Abwasserbeseitigung in Kirtorf (5,00 Euro pro Kubikmeter), Schwalmtal (4,90 Euro) und Lautertal (4,80 Euro) besonders teuer. Über die geringsten Abwasserbeiträge freuen sich die Bürger in Wartenberg (2,30 Eure), Alsfeld (2,76 Euro) und Schlitz (2,90 Euro). Für Frischwasser zahlt man am wenigsten in Wartenberg und Feldatal (jeweils l,28 Euro), Lautertal (1,29 Euro) sowie in Mücke (l,44 Euro). Am teuersten ist das Trinkwasser in Alsfeld (2,06 Euro), Schotten (2,03 Euro) und Grebenhain (l,99 Euro).

Dass die Kubikmeter-Preise für Frischwasser und Abwasser nicht die gesamte Belastung der Bevölkerung wiedergeben, betont Kirtorfs Bürgermeister Ulrich Künz. Viele Gemeinden legen nämlich einen Teil der Investitionskosten im Wasser- und Abwasserbereich auf die Grundstücksbesitzer um, die dann einmalig Beträge von oft 3000 bis 5000 Euro zahlen müssen. Kirtorf — und auch andere Kommunen im Vogelsbergkreis - rechnen hingegen alle Investitionskosten auf den verbrauchten Kubikmeter Wasser und Abwasser um. „Dadurch zahlen nur die Bürger für die teure Wasserversorgung, die sie auch wirklich nutzen. Das ist, wie wir in Kirtorf finden, eine gerechte Lösung."

Kirtorfer Gebühren Spitze

Folge allerdings: Die Abwasserbeiträge sind entsprechend höher. Im gesamten Bereich der Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg ist das Abwasser nirgendwo so teuer wie in Kirtorf.

Besonders billig kommen die Bürger von Wartenberg davon. „Gründe dafür .sind, dass wir die großen Investitionen in die Teichkläranlage Angersbach und für Landenhausen in das Gruppenklärwerk Bad Salzschlirf schon in den sechziger und siebzigcr Jahren vorgenommen haben. Das gilt auch für die Hochbehälter und die Tiefbrunnen zur Wasserversorgung", erläutert Wartenbergs Bürgermeister Manfred Dickel. Für die Anlage in Angersbach sei auch der Personalaufwand extrem gering. Wartenberg habe zudem den im Vogelsbergkreis einmaligen Vorteil, dass es nur zwei kompakte Ortsnetze unterhal-
te, während alle anderen Kommunen zum Teil mehr als zehn verstreute Ortsteile versorgen müssen.

Die Höhe der Gebühren im Vogelsbergkreis wird im Vergleich mit dem Hessen-und dem Bundesschnitt sowie mit Nachbarkommunen besonders deutlich. Im Schnitt der alten Bundesländer zahlen die Bürger 1,61 Euro fürs Trinkwasser und l,92 Euro für das Abwasser, also insgesamt 3,53 Euro. Der Hessenschnitt liegt bei l,85 Euro fürs Trinkwasser, 2,87 Euro fürs Abwasser und 4,72 Euro insgesamt.


Wer weiß, dass Frankfurt sein Trinkwasser zu einem großen Teil aus dem Vogelsberg erhält, der wundert sich, dass das Wasser dort zum Teil billiger ist als an der Quelle. Die Frankfurter zahlen 2,01 Euro für Wasser und extrem billige 1,76 Euro für Abwasser, insgesamt 3,77 Euro. Sehr preiswert ist der Wasserverbrauch auch in Bad Hersfeld (je 1,90 Euro für Wasser und Abwasser, insgesamt 3,80 Euro), Gießen (2,05 Euro für Wasser, l ,79 Euro für Abwasser, insgesamt 3,84 Euro) und Schwalmstadt (l,34 Euro für Wasser, 2,71 Euro für Abwasser, insgesamt 4,05 Euro). Etwas teurer wird es in Fulda, das aber immer noch unter Vogelsberger Niveau liegt: Das Trinkwasser kostet 1,90 Euro, das Abwasser 2,60 Euro. Dies ergibt 4,50 Euro insgesamt.

In den Städten im südlichen Vogelsberg nähert man sich dem Preisniveau des Vogelsbergkreises: In Nidda zahlt man 1,37 Euro für Wasser, 3,63 Euro für Abwasser, insgesamt 5,00 Euro, in Büdingen 1,52 Euro für Wasser, 3,90 Euro für Abwasser und 5,42 Euro insgesamt. Noch mehr zahlen die Bürger in Schlüchtern, nämlich 1,77 Euro für Wasser, 3,70 Euro für Abwasser und 5,47 Euro insgesamt.