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Wasserversorger zieht sich aus Argentinien zurück

Suez steigt bei Aguas Argentinas aus / Beabsichtigte Gebührenerhöhungen scheiterten an der Regierung in Buenos Aires

Der französische Wasserversorger Suez will sich aus Argentinien zurückziehen, nachdem jahrelange Verhandlungen mit der Regierung über höhere Gebühren und neue Investitionen gescheitert sind. Der Rückzug ist der größte Fehlschlag der Privatisierungspolitik seit der Krise 2001.

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Suez

- Weltweit führend ist Suez als börsennotiertes Unternehmen nach eigenen Angaben in den Sparten Energie und Umwelt.

- 2004 erzielte der Konzern mit rund 160 000 Beschäftigten in mehr als 100 Ländern 40 Milliarden Euro Umsatz.

- In Deutschland ist Suez mit Tochterfirmen auf den Gebieten Strom, Gas, Fernwärme und Energiedienstleistungen, Wasser sowie Entsorgung tätig.

- Gegründet wurde das Unternehmen 1858 für den Bau des Suezkanals.

- 1997 erfolgte die Fusion von Suez mit Lyonnaise des Eaux.

- Eine Entschädigungsklage gegen Argentinien läuft vor einem internationalen Tribunal. fr
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Rio de Janeiro · Suez, eines der größten Unternehmen dieser Branche weltweit, ist mit 39,9 Prozent Hauptaktionär von Aguas Argentinas, einem Dienstleister, der im Großraum der argentinischen Hauptstadt rund elf Millionen Verbraucher mit Wasser versorgt. Die Geschäftsleitung kündigte den Rückzug am Montag an, morgen sollen die Aktionäre entscheiden. "Sollen sie doch gehen, wenn sie gehen wollen, das Volk wird schon wissen, was es zu tun hat", rief der argentinische Präsident Néstor Kirchner der Firma hinterher, die als erstes internationales Dienstleistungsunternehmen in Argentinien aufgibt.

Firmen wollten Gebühren erhöhen

Nachdem Buenos Aires in den 90er Jahren den Kurs des Peso an den Dollar gebunden hatte, stieg Suez wie anderer Dienstleister in Argentinien ein. Nachdem das argentinische Modell jedoch Ende 2001 spektakulär zusammenbrach und der Peso dramatisch abgewertet wurde, wollten die Unternehmen ihre Gebühren ebenso kräftig erhöhen.

Die Regierung Kirchner wies das jedoch meist ab, um die Bürger und Wähler nicht zu verprellen - und weil sie sich vor Inflation fürchtete. Sie warf den Unternehmen vor, die notwendigen Investitionen in die Versorgungsinfrastruktur unterlassen zu haben und ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen. Anfang des Jahres verhängte Kirchners Kabinett deshalb hohe Konventionalstrafen gegen Aguas Argentinas und die Stromgesellschaft Edenor, die von der französischen Electricité de France kontrolliert wird.

Engpässe schließt Kirchner aus; auch wenn sich Suez zurückziehe, werde er nicht zulassen, dass "das argentinische Volk ohne Wasser und ohne Kläranlagen" dastehe. Das Thema ist hochaktuell und bewegt die Menschen im ganzen Land: Der argentinische Sommer steht vor der Tür, und Ende Oktober sind Parlamentswahlen.

Dass neue Investoren, die an die Stelle von Suez treten sollen, durch den spektakulären Rückzug und die Hintergründe abgeschreckt werden könnten, ist Kirchner zufolge nicht zu befürchten. Aus Regierungskreisen verlautete, in Frage kämen ein US-Fonds und eine Gruppe, die der argentinische Bankier Jorge Britos anführt.

Spanier sollen aushelfen

Der argentinischen Zeitung Clarín zufolge möchte die Regierung für eine Übergangsphase das spanische Unternehmen Aguas de Barcelona mit der Wasserversorgung betrauen, bevor neue Investoren einsteigen. Das Problem ist jedoch, dass an Aguas de Barcelona, die mit 25 Prozent der zweitgrößte Aktionär von Aguas Argentinas ist, wiederum Suez beteiligt ist.

Andere Unternehmen, die geringere Anteile von Aguas Argentinas halten, wollten sich Suez anschließen. Wolfgang Kunath

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Dokument erstellt am 20.09.2005 um 17:36:44 Uhr
Erscheinungsdatum 21.09.2005