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"Vernetzung der Kliniken besser als Privatisierung"

Die Sozialdemokraten in Mittelhessen regen eine regionale Gesundheitskonferenz an / Furcht vor dem Wirtschaften privater Betreiber

Die SPD hat bei ihrem Mittelhessen-Parteitag eine Krankenhausrahmenstruktur zur Vernetzung der Kliniken in der Region gefordert. Die von der Landesregierung geplante Fusion und anschließende Privatisierung der Universitätskliniken Gießen und Marburg Anfang 2006 wurde scharf kritisiert.

VON GEORG KRONENBERG

Giessen · 6. März · Private Krankenhausbetreiber rechneten mit Gewinnmargen von sechs bis 18 Prozent. Das könne bei einer Privatisierung der Universitätskliniken nur über Personalabbau und Qualitätsverringerung erwirtschaftet werden, sagte Thomas Spies, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, am Samstag in Gießen. "Sechs Prozent des Umsatzes entsprechen 600 Stellen in Marburg und Gießen."

Eine "Zwangsheirat mit Risiko" nannte Gastredner Bernhard Maisch, Dekan des Fachbereichs Humanmedizin der Marburger Uniklinik, die vom Land geplante Zusammenlegung und Privatisierung der Unikliniken in den benachbarten Lahnstädten. Die Hoffnungen, dass ein Universitätsklinikum Mittelhessen als Spitzenhaus eines Krankenhauskonzerns neue Patienten anzieht, bezweifelte Maisch. Er erwarte keine "wesentliche Rekrutierung neuer Patienten". Denn die beiden Kliniken seien bereits jetzt überregional anerkannte Hochleistungskrankenhäuser. "Die Privaten werden keinen Cent in Forschung und Lehre stecken. Es sei denn, man trifft vorher eine Vereinbarung - und dann werden sie sich jeden Handgriff teuer bezahlen lassen", kritisierte Klaus Hanschur, Personalratsvorsitzender der Uniklinik Gießen.

Statt auf eine Privatisierung setzen die Sozialdemokraten auf eine organisatorische und wirtschaftliche Vernetzung der beiden Unikliniken mit den über 30 anderen mittelhessischen Krankenhäusern. Dafür müsse eine gemeinsame Krankenhausrahmenstruktur entwickelt werden. So plädiert die SPD in dem am Samstag verabschiedeten Positionspapier zur Gesundheitspolitik für die Einrichtung einer "regionalen Gesundheitskonferenz".

Darin sollen etwa Vertreter der Krankenhäuser, der niedergelassenen Ärzte, sowie Patientenvertreter und Kommunalpolitiker dafür sorgen, dass die Hochleistungsmedizin in Unikliniken mit der medizinischen Grundversorgung in der Fläche wirkungsvoll verzahnt wird. Beispielhaft ist aus Sicht der Sozialdemokraten das Ärztenetz Lahn-Dill, das seit Jahren eine enge Kooperation untereinander sowie mit den lokalen Krankenhäusern praktiziere.

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2005
Dokument erstellt am 06.03.2005 um 18:16:34 Uhr
Erscheinungsdatum 07.03.2005