Weiterhin Streit um Privatisierung
Spies: Unikliniken werden verkloppt - Debatte im Landtag
WIESBADEN (Ihe). SPD, FDP und Grüne im Landtag haben die Pläne der Union zur Privatisierung der Universitätskliniken Gießen und Marburg kritisiert. Die Unikliniken würden "verkloppt", sagte der SPD-Abgeordnete Thomas Spies. Ein privates Unternehmen wolle Gewinne machen und müsse dafür Personal abbauen. Regierung und CDU wollen die Kliniken noch in diesem Jahr zusammenlegen und Anfang 2006 privatisieren. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf hatte die CDU-Fraktion in das Parlament eingebracht.
"Dieses Konzept ist der beste Weg, die Hochschulmedizin an beiden Standorten zu sichern und die Qualität auszubauen", sagte die CDU-Abgeordnete Anne Opper-mann. Mit der Zusammenlegung entstünde die fünftgrößte Uniklinik bundesweit. Nach dem Willen der CDU soll sich der private Betreiber verpflichten, bis 2010 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen, die Kranken Versorgung sowie die medizinische Forschung und Lehre zu sichern und beide Standorte zu erhalten.
Nach Ansicht von SPD und Grünen droht bei einer Privatisierung dennoch
ein Stellenabbau. Der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen biete
keinen Stellenschutz bei Betrieben mit einer hohen Fluktuation des Personals,
kritisier-
te die Grünen-Abgeordnete Sarah Sorge. SPD, Grüne und FDP haben außerdem
Zweifel daran, dass die Freiheit von Forschung und Lehre gesichert ist.
"Es kommt darauf an, ob sie in der Praxis nicht ganz subtil ausgehebelt
wird", sagte Spies. Die Oppositionsparteien warfen der Regierung zudem
vor, Alternativen nicht ausreichend geprüft zu haben. Außerdem habe sie
kein Gesamtkonzept für die Hochschulmedizin.
Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) betonte, die Privatisierung habe
keine ideologischen Gründe. "Es gibt sehr klare Sachgründe". So könne das
Land den Investitionsbedarf am Gießener Klinikum von rund 200 Millionen
Büro nicht alleine stemmen. Andere Modelle mit einer öffentlich-rechtlichen
Trägerschaft hätten den Landeshaushalt belastet.
Der Gesetzesentwurf der CDU regelt die Fusion der Kliniken. Zudem ermächtigt
er die Landesregierung, die Privatisierung mit einer Rechtsverordnung und
damit ohne Zustimmung des Parlaments zu regeln. Das stieß auf scharfe Kritik
aller Oppositionsparteien. "Es ist Sache der Landesgesetzgebung, eine solche
Entscheidung durch Gesetz zu treffen", sagte Nicola Beer von der FDP. Die
Liberalen lehnten eine Privatisierung aber nicht grundsätzlich ab. Ähnlich
äußerten sich die Grünen.