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Berliner Bankenskandal

Am Ende bleibt ein gigantischer Schaden

Der Berliner Bankenskandal wird die Steuerzahler nach Expertenschätzung am Ende mindestens sechs Milliarden Euro gekostet haben. Am heutigen Mittwoch fallen die Urteile im Hauptprozess gegen die Bankmanager. Bis Jahresende soll die Landesbank Berlin (LBB) verkauft sein.

Berlin - Bei der Privatisierung der Landesbank kann die Hauptstadt mit einem Erlös von rund fünf Milliarden Euro rechnen, schätzen Experten. Dadurch werde der weit höhere Schaden durch den Bankenskandal aber nicht einmal zur Hälfte ausgeglichen, sagte der Finanzexperte der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Jochen Esser, im Gespräch mit der FR. "Am Ende bleibt auf jeden Fall ein gigantischer Schaden", so Esser.

Wegen der komplexen Materie und der schwierigen Beweislage schließen Beobachter milde Urteile und sogar Freisprüche für die 13 angeklagten Bankmanager und Aufseher nicht aus. Das werde aber - ebenso wie die mittlerweile gelungene Sanierung des Finanzkonzerns - nichts daran ändern, dass die Steuerzahler letztlich Milliardenlasten wegen des Skandals tragen müssten, betont der Finanzexperte.

Aus der skandalträchtigen Bankgesellschaft Berlin (BGB) ist mittlerweile die Landesbank Berlin (LBB) geworden, zu der auch die Sparkassen an der Spree gehören. Um den Kauf der LBB bewerben sich zahlreiche Finanzgruppen im In- und Ausland, darunter die deutsche Sparkassenorganisation. Mit dem Verkauf der LBB bis zum Jahresende muss das Land Berlin eine Auflage der EU-Kommission erfüllen.

Brüssel hatte der milliardenschweren Rettung der BGB durch den Staat vor sechs Jahren nur unter Bedingungen zugestimmt. Die wichtigste Vorgabe: Das Land muss sich bis Ende 2007 aus dem Bankgeschäft zurückziehen. Mit der Berliner Bank war 2006 bereits die erste der drei Teilbanken des Finanzkonzerns verkauft worden. Die Deutsche Bank sicherte sich für 680 Millionen Euro den Zuschlag und damit 60 Filialen in der Hauptstadtregion mit 320 000 Kunden.

Die Sanierung der BGB, zu der auch die Berlin Hyp gehörte, gilt als gelungen. Der vor sechs Jahre angetretene Vorstandschef Hans-Jörg Vetter habe "einen guten Job gemacht", lobt auch Oppositionspolitiker Esser. Nun bestehe nicht mehr die Gefahr, "dass das Land die Bank für einen Euro hergeben muss, um Käufer zu finden".

Ein erster Privatisierungsanlauf des Landes war vor einigen Jahren kläglich gescheitert. Damals blieben im Bieterwettlauf nur zwei US-Finanzgruppen übrig, die einen hohen Ausgleich für die Sanierungslasten verlangten. Der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) blies darum den Verkauf ab.

Unter Vetter ist der Finanzkonzern, der zu den größten deutschen Banken gehörte, zum Regionalinstitut geschrumpft. Die Belegschaft wurde auf gut 8000 Beschäftigte mehr als halbiert. Die Privatisierung der LBB gilt in der Finanzbranche als einmalige Chance besonders für Privatbanken, in der deutschen Hauptstadt auf einen Schlag zum Marktführer zu werden. Erstmals überhaupt in Deutschland stehen zudem Sparkassen zum Verkauf.

Die schwere Schieflage der BGB wurde durch fragwürdige Immobilien- und Fondsgeschäfte verursacht, die mehr als 140 strafrechtliche Ermittlungsverfahren auslösten. Ein politischer Untersuchungsausschuss kam zum Ergebnis, dass der Grund für den Skandal in der organisierten Verantwortungslosigkeit lag, die bei dem halbstaatlichen Finanzriesen herrschte.

Hohe Fondsrisiken

Erstmals hatte das Land in der BGB private und öffentliche Banken unter einer Holding vereint. Die Manager nutzten die verworrene Konstruktion. Den Steuerzahlern wurden Fondsrisiken von nominal 35 Milliarden Euro aufgebürdet. Dazu übernahm meist die LBB bis zu 30 Jahre lang absurd weitreichende Miet- und Ausfallgarantien für mehr als 70 000 Fondsanleger. Die "Rund-um-Sorglos-Fonds", die zudem hohe Steuervorteile für Topverdiener brachten, wurden bundesweit zum Renner, besonders in den Führungsetagen von Politik und Wirtschaft. Allein aus Fondsrisiken würden die Steuerzahler letztlich wohl mit sechs bis sieben Milliarden Euro belastet, meint Esser. Fast fünf Milliarden habe das Land zudem bereits die Rettung der BGB und der damit verbundene Kapitalschnitt gekostet, bei dem das Eigenkapital verloren ging. "Dieses Geld ist endgültig weg", sagt Esser. Thomas Wüpper

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Copyright © FR online 2007
Dokument erstellt am 20.03.2007 um 17:36:02 Uhr
Letzte Änderung am 21.03.2007 um 14:00:06 Uhr
Erscheinungsdatum 21.03.2007