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FR vom 26.11.2005

Taunus-Sparkasse fürchtet Reform

Vorstand nennt geplante Änderung des Sparkassengesetzes gefährlich - Rückgang beim Gewinn prognostiziert

Die Taunus-Sparkasse kalkuliert für 2006 einen sinkenden Betriebsgewinn ein, sollten die Zinsen wie erwartet steigen. Vorstandschef Hans-Dieter Homberg kritisiert die Pläne der Landesregierung, das Sparkassengesetz zu ändern, als „gefährlich". Er fürchtet einen Ausverkauf der Sparkassen.
BAD HOMBURG • Hans-Dieter Homberf blickt mit Skepsis in die Zukunft. Zwar wirc sein Haus in diesem Jahr den Zinsüber-schuss um mehr als ein Prozent auf 75,5 Millionen Büro und das Betriebsergebnis um fast sieben Prozent auf 27,7 Millionen Büro steigern. Doch es droht Ungemach.

Die Leitzinsen in Euro-Land werden demnächst wohl steigen, und das werde auch die Taunus-Sparkasse „unter Druck setzen", sagt der Vorstandsvorsitzende. Die Anleger erwarteten, dass sein Institut ihnen höhere Zinsen gewähre, im Kreditgeschäft indes hätten sich die Gläubiger mit langfristigen Verträgen niedrige Sätze gesichert. Zudem erforderten steigende Zinsen Abschreibungen auf Wertpapiere. Als „vorsichtiger Kaufmann" rechnet Homberg für 2006 „erstmals seit Jahren wieder mit einem rückläufigen Betriebsergebnis".

Angst vor dem Präzedenzfall

Aber nicht nur der Markt, auch die Politik fordert den Banker. Für „gefä? rlich" hält Homberg die Pläne der Landesregierung, das Sparkassengesetz zu ändern. Ginge es nach Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) könnten Sparkassen künftig an Schwesterinstitute, deren Träger und die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) verkauft werden. Ein Gesetzentwurf sieht zudem die Möglichkeit stattlicher Ausschüttungen vor. Das sei ein „falscher Schritt", meint Homberg.

Die vom Land vorgesehene Kauf beschränkung auf die öffentlich-rechtliche Gruppe werde von den Privatbanken nicht hingenommen, fürchtet der Manager. Eine entsprechende Klage bei der EU-Kommission in Brüssel könnte Erfolg haben. Dann sei es „nur noch eine Frage der Zeit", wann die erste klamme Kommune ihre Sparkasse an den Meistbietenden verkauft. Und das werde wohl eine Privatbank sein, meint Homberg. Denn eine solche werde fast jeden Preis zahlen - „nur um einen Präzedenzfall zu schaffen". Die Taunus-Sparkasse habe von ihren Trägern den klaren Auftrag, das Haus so ertragsstark zu machen, dass die Eigenständigkeit gewahrt bleibt. Die Stärke der Sparkassen sei die Nähe zum Kunden in einer überschaubaren Region, sagte Homberg. Eine großes Rhein-Main-Institut könne das nicht leisten.

Nah am Kunden sieht sich die Taunus-Sparkasse auch nach der Reform ihres Filialkonzepts. Zehn Niederlassungen hat das Institut zu so genannten Beratung-Plus-Filialen umgebaut. Diese neuen Geschäftsstellen bestehen nur noch aus einer Selbstbedienungszone mit Automaten sowie einer Beratungszone. Die Abteilung Service wurde eingespart. „Das Projekt ist abgeschlossen", sagt Vorstandsmitglied Holger Mai. Trotz
der Einschränkungbeim Service sei die Kundenzahl unterm Strich „leicht" gewachsen. Entscheidend für den positiven Saldo ist laut Mai, dass das Kredit inst itut binnen Jahresfrist bereits mehr als 7000 neue Kunden gewonnen habe.

Dennoch ist die Bilanzsumme um 2,7 Prozent auf 3,6 Milliarden Büro gesunken. Rückläufig war vor allem das Kreditgeschäft mit Firmenkunden. Der Wettbewerb um Kommunaldarlehen mittels günstiger Konditionen habe sich „extrem verschärft", sagt Vorstandsmitglied Karin-Brigitte Göbel. Da die Taunus-Sparkasse aber nur Geschäfte mache, an denen sie verdient, hätten einige Städte und Gemeinden andere Kreditgeber gesucht und gefunden.

PETER DIETZ

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DAS RUNDE GELDHAUS

• Öffentliche Träger der Taunus-Sparkasse sind der Main-Taunus-und der Hochtaunuskreis. Das Institut mit mehr als 150 000 Kunden ist die viertgrößte Sparkasse in Hessen. Das Haus mit Sitz in Bad Homburg unterhält 61 Filialen und beschäftigt rund 820 Männer und Frauen.

• Im aktuellen Geschäftsjahr erwartet die Sparkasse bei einer Bilanzsumme von 3,6 Milliarden Euro einen Zins-überschuss in Höhe von 75,5 Millionen Euro und einen Betriebsgewinn in Höhe von 27,7 Millionen Euro.
PDI
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