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WELT - ONLINE
22. November 2007, 04:00 Uhr

Staatsanwaltschaft knöpft sich weiteren Medienfondsanbieter vor


Pullach - Auf die Medienfonds-Anleger der Hannover Leasing kommen möglicherweise hohe Steuerrückzahlungen zu. 70 Steu-erfahnder der Staatsanwaltschaft München durchsuchten die Geschäftsräume und die Privatwohnungen der Geschäftsführer des in Pullach ansässigen Fondsinitiators. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der Initiator sieben Medienfonds, die in den Jahren 2000 bis 2002 aufgelegt wurden, steuerlich korrekt abgerechnet hat.

"Wir kooperieren in vollem Umfang mit den Behörden", sagt Wilhelm Patt, Sprecher der Geschäftsführung der Hannover Leasing. Er sei überzeugt, dass die Ermittlungen am Ende "die Richtigkeit unserer Konzeptionen bestätigen werden". Die Anleger der Filmfonds kamen in den Genuss hoher Steuerabschreibungen. Zur damaligen Zeit konnten Filmproduktionskosten unter bestimmten Voraussetzungen sofort und in voller Höhe als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Es bestünden jedoch Zweifel, ob die Fonds der Hannover Leasing diese Voraussetzungen erfüllten, verlautet aus Kreisen der Ermittler. Es bestehe der Verdacht, dass zu hohe steuerliche Verluste ausgewiesen wurden.

Die Ermittlungen leitet Staatsanwalt Alexander Meyberg, der bereits das Verfahren gegen die VIP Medienfonds führte. Vergangene Woche verurteilte das Landgericht München dessen Gründer Andreas Schmid wegen Steuerhinterziehung zu sechs Jahren Haft. Der ehemalige Geschäftsführer Andreas Grosch erhielt eine zweijährige Strafe auf Bewährung. VIP hatte lediglich 20 Prozent der Anlegergelder in die Filmfinanzierung gesteckt. 80 Prozent ruhten als "Garantie" auf Bankkonten. Dennoch hatte die Gesellschaft Steuererklärungen ausgestellt, wonach die Anleger den gesamten investierten Betrag absetzen konnten. Mehr als 10 000 VIP-Fondszeichner müssen deshalb hohe Steuerrückzahlungen leisten.

Die Hannover Leasing habe vor Auflegung der Fonds "intensiv steuerrechtliche Fragen mit den Finanzbehörden erörtert", sagt Patt: Dabei sei dem Initiator zu "keinem Zeitpunkt der Eindruck vermittelt worden, die Finanzbehörden würden Unregelmäßigkeiten bei den Filmfonds sehen". Beatrix Boutonnet, Analystin beim Branchendienst Fondstelegramm.de, geht davon aus, dass Finanzbehörden und Staatsanwaltschaft demnächst die Steuersparmodelle weiterer Medienfondsanbieter untersuchen werden: "Sämtliche Initiatoren dürfen sich nun warm anziehen." Die Hannover Leasing hat seit 1981 mehr als 400 000 Anleger für ihre 122 geschlossenen Fonds gewonnen. rhai rhai