Kommentar :
Konsolidierung überfällig
Von Rolf Obertreis, Frankfurt
2004 könnte das Jahr des bisläng größten Umbruchs werden: Nie zuvor waren die Anzeichen so deutlich, dass der Banken-und Sparkassenmarkt in Deutschland in Bewegung geraten und die überfällige Konsolidierung in Gang kommen könnte. Fusionen und Übernahmen sind zwar seit Jahren an der Tagesordnung, aber nur innerhalb der einzelnen Lager, zwischen Sparkassen einerseits und Volksbanken andererseits. Über die Grenzen hinweg zu den Privatbanken hin aber herrscht Stillstand. Jetzt werden diese Barrieren offenbar endlich nach und nach abgetragen. Die Sparkasse Stralsund, besser die Stadtoberen, könnten das Signal geben für den Aufbruch verkrusteter Strukturen.
Die Bundesbank entdeckt auf einmal die Einschränkung des Wettbewerbs durch das bei den Sparkassen verankerte Regionalprinzlp. Sogar innerhalb des Sparkassen-Verbandes, der sich noch immer vehement gegen das £nde der öffentlich-rechtlichen Eigner-Struktur wehrt, wird kontrovers diskutiert. 50 Prozent der Banken sind immer noch direkt oder indirekt in öffentlicher Hand. Das ist ein Anachronismus. Mit Markt und Wettbewerb hat das nur bedingt zu tun.
Dem Kunden kann es nur recht sein, wenn die Strukturen in Bewegung kommen. Dass freilich die Großbanken nicht immer der richtige Partner sind, nicht nur in Stralsund, steht auf einem anderen Blatt. Zuviel ist in den vergangenen Jahren bei ihnen schief gelaufen, ihr Interesse an Mittelstand und normal verdienendem Privatkunden darf angezweifelt werden.
Wer eine Sparkasse verkaufen will, wie etwa die Stadtaberen in Stralsund,
darf nicht nur auf den Preis, er muss auch auf Qualität und Absichten
des Käufers schauen. Aber dies sollte für jedes Geschäft
gelten. Deutsche oder Commerzbank können ein guter Partner sein, es
könnte sich aber auch die Sparkasse aus der Nachbarstadt als ideal
erweisen. In Bonn und Köln wählt man gerade diesen Weg. Allerdings:
Eine Großbank hätte wegen der politisch diktierten Abschottung
auch gar keine Chance. Genau darum aber geht es.