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FR vom 30.12.2005

Experten kritisieren Direktbank-Politik der Sparkassen

Zu viel Konkurrenz gilt als Gefahr für das klassische Filialgeschäft/Gründung eines zentralen Instituts wird angemahnt

Immer mehr Sparkassen und Landesbanken setzen auf eigene Direktbanken und verletzen damit das Regionalprinzip der Gruppe. Experten halten diese Entwicklung für gefährlich.

FRANKFURT A.M.- Die Frankfurter Sparkasse macht es, die Hamburger und die Bayern LB - bundesweit buhlen die Direktbanken der Sparkassen um Kunden und machen so den Instituten des Verbundes außerhalb ihres eigenen Gebietes Konkurrenz. Dabei sprechen sie vor allem junge Menschen an und jagen den klassischen Filialbanken Kunden ab. Dennoch wehrt sich die im Privatkundengeschäft dominierende Gruppe der Sparkassen vehement gegen die Gründung einer zentralen Direktbank. Sie laufe deswegen Gefahr, den Zug zu verpassen und Marktanteile zu verlieren, mahnen Experten.
„Die Gruppe muss eine Lösung zum Thema Direktbank finden. Man kann nicht warten und zusehen, wie Direktbanken, etwa die ING-DiBa, sehr erfolgreich wachsen", sagt Luis Antonio Maglanoc, Landesban-ken-Experte bei der HVB. Für Professor Klaus Fleischer von der Fachhochschule München führt an einer zentralen Direktbank kein Weg vorbei, wenn die Sparkassen ihre Kunden halten und junge, häufiger im Internet aktive Leute ansprechen wollten. Es fehle nur eine Einigung darauf, wie die Provisionen innerhalb der Gruppe geteilt würden.

Verband bleibt hart

„Aber es wird zu lange diskutiert, die Uhren der Sparkassen gehen einfach langsamer."
Betriebswirtschaftlich sei es nicht sinnvoll, mehrere Direktbanken ins Rennen zu schicken. „Dann hätte man Fixkosten in vielfacher Ausführung", erläutert der Professor für Finanz- und Bankwirtschaft. „Die Faustregel lautet: Je mehr Direktbanken es gibt, desto weniger wettbewerbsfähig sind sie."

Mittlerweile machen sich sogar schon Konkurrenten Sorgen um die Sparkassen: „Was die Sparkassen machen, ist gefährlich. Denn ein Kunde, der weg ist, wird nicht wieder zurückkommen", sagt ein Vorstandsmitglied einer privaten Direktbank. „Wenn er dann ein Haus baut und eine Baufinanzierung braucht, hat er seine Sparkasse schon vergessen."
Trotz aller Kritik und interner Diskussionen lehnt der Sparkassenverband eine zentrale Direktbank ab und hat dies kürzlich in der Berliner Erklärung - einer Art Treueschwur auf die bisherige Organisation des Verbundes - verankert. Den Direktbanken, die erfolgreich Kunden mit relativ hohen Zinsen auf kurzfristige Anlagen locken, warf Sparkassen Präsident Dietrich Hop-penstedt vor, nur auf „vagabundierende Gelder" aus zu sein. Das könne kein nachhaltiges Geschäftsmodell sein, kritisierte Hoppenstedt.

Nichtsdestoweniger steigen die Marktanteile und Kunclenzahlen der Direktbanken rasant, während die etablierten Anbieter im Verdrängungswettbewerb an Bedeutung verlieren.

Auch in den eigenen Reihen hat es Sparkassen-Präsident Hoppenstedt mit seiner Linie immer schwerer. WestLB-Chef Thomas
Fischer etwa hat dieses Jahr versucht, mit den Sparkassen in Nordrhein-Westfalen eine gemeinsame Direktbank auf die Beine zu stellen, konnte sich allerdings nicht durchsetzen.

Vorreiter Bayern LB

Die Landesbank Hessen-Thüringen ist schon weiter: Mit der Übernahme der Frankfurter Sparkasse hat sie sich die 1822direkt ins Boot geholt, die nun ausgebaut werden soll. Vorreiter war aber die BayernLB, die ihre Tochter DKB als Direktbank bundesweit und damit über ihr angestammtes Gebiet hinaus ins Rennen schickt. Das hat den Münchenern massive Kritik eingebracht.

Unterstützung bekommt Hoppenstedt, der im Frühjahr seinen Posten räumen wird, dagegen von LBBW-Chef Siegfried Jaschinski. Der Vorstandsvorsitzende der größten Landesbank lehnt eine gemeinsame Direktbank ab. „Wir würden uns daran auch nicht beteiligen." Wichtiger seien die richtige Strategie und ein leistungsfähiger Vertrieb, sagt Jaschinski. RTR