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Oberhessische Zeitung vom 18.09.2007
SPD für demokratischen Sozialismus
Überarbeiteter Programmentwurf rückt Partei nach links -
Scharfe Kapitalismus-Kritik
BERLIN (dpa). Die Sozialdemokraten wollen programmatisch wieder nach
links rücken. In dem überarbeiteten Entwurf für ein
neues Grundsatzprogramm werden traditionelle Werte der Sozialdemokratie
deutlich stärker betont. Anders als in der ursprünglichen
Fassung wird in dem neuen Konzept auch der Sozialstaat in der
bisherigen Form massiv verteidigt.
In dem von den beiden Parteilinken Andrea Nahles und Wolfgang Thierse
zusammen mit Generalsekretär Hubertus Heil verfassten neuen Text
wird auch der innerparteilich umstrittene Begriff des demokratischen
Sozialismus als SPD-Ziel gleich mehrfach offensiv vertreten.
Das neue Programm soll Ende Oktober auf einem Parteitag in Hamburg
verabschiedet werden. Die drei Verfasser hatten den Auftrag, den im
Januar verabschiedeten „Bremer SPD-Programmentwurf' mit 67 Seiten
klarer zu formulieren und inhaltlich zuzuspitzen. Herausgekommen ist
dabei ein 38 Seiten langer Entwurf mit deutlich anderen politischen
Akzenten.
So wird schon in den ersten Sätzen der Einleitung unterstrichen,
dass die SPD in der „stolzen Tradition des demokratischen Sozialismus"
stehe. Diesem Begriff wird auch ein eigenes Kapitel gewidmet. Mehrere
prominente Sozialdemokraten wie der designierte Parteivize Frank-Walter
Steinmeier hatten für die Streichung des Begriffs aus dem Programm
plädiert.
In dem neuen Text bekennen sich die Autoren auch zu der „marxistischen
Gesellschaftsanalyse" als einer der Wurzeln der SPD - neben Humanismus,
Aufklärung, christlicher Ethik und den Erfahrungen der
Arbeiterbewegung. Im „Bremer Entwurf" fehlte dieser ausdrückliche
Verweis auf Karl Marx. In der überarbeiteten Fassung ist auch eine
von Parteilinken geforderte scharfe Kapitalismus-Kritik enthalten. Der
globale Kapitalismus verschärfe alte und schaffe neue
Ungerechtigkeiten. Deshalb müsse die SPD eine „soziale Antwort"
darauf suchen, heißt es etwa. In der Sozialpolitik wird wird das
Festhalten an den Fundamenten des herkömmlichen Wohlfahrtsstaats
betont. Demgegenüber hatten der frühere Parteichef Matthias
Platzeck sowie andere SPD-Erneuerer wie Steinmeier und Partei-Vize Peer
Steinbrück versucht, die Partei stärker an einem
„vorsorgenden Sozialstaat" nach skandinavischem Vorbild zu orientieren.