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Nr. 81   Neue Westfälische vom 05.04.1979 (gescannt)

SPD-Arbeitnehmer:  Keine Steuergelder

Kreis Höxter. „Wir begrüßen den Beschluß der SPD-Landesarbeitnehmer-konferenz in Düren bei Aachen, alle SPD-Landespolitiker aufzufordern, eine weitergehende Privatisierung bzw. Teilprivatisierung von Trinkwasseranlagen im Lande Nordrhein-Westfalen nicht zuzulassen.

Wir fordern deshalb konkret: Öffentliche Landesmittel, also Steuergelder, sind bei Wasserverbundleitungen nur Öffentlichen Trägern zu gewähren.

Der Gelsenwasser AG und ihren Tochtergesellschaften sind für ihre Wasserverbundleitungen, vor allem im Raum von Ostwestfalen-Lippe, Landesmittel zu verweigern, da sie zum großen Teif in Millionenhöhe in das Vermögen von privaten Aktionären eingehen."

Diese Resolution verabschiedete auf ihrer letzten Vorstandssitzung die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen {AfA) in der SPD des Unterbezirks Höxter. Die Sitzung fand im Lokal „Berghof" in Brakel statt.

Auf der Vorstandssitzung wurde von den Delegierten der SPD-Landesarbeit-nehmerkonferenz berichtet, daß ein von ihnen eingebrachter Initiativantrag die Zustimmung des höchsten Organs der SPD-Arbeitnehmerschaft von Nordrhein-Westfalen fand. Die Stellungnahme des Landesverbandes ist deshalb von Belang, weil die Gelsenwasser AG als vermutlich einziges privates Trinkwasserversorgungsunternehmen der Bundesrepublik ihren Konzernsitz in Gelsenkirchen hat und im Ruhrgebiet sich nach der Schließung von Kohlengruben, die sie seinerzeit mit Industriewasser versorgte, auf Trinkwasser umstellt.

In  der  Diskussion  wurde  geäußert, daß durch den Anschluß an diesen Konzern die Wasserpreise des Kreises Höxter an die hohen Wasserpreise der Ruhr-Städte, die durch große Aufbereitungs- und Verteilungskosten in etwa auch berechtigt seien, angeglichen werden sollen. Die Gelsenwasser AG werde dann den erheblichen Preisunterschied als Gewinn abschöpfen.

Diese These wurde durch die Preisgestaltung in der Stadt Höxter, wo Gelsenwasser bekanntlich wirtschaftet, wie folgt belegt: Die Vereinigte Gas- und Wasserversorgungs- GmbH mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück (eine hundertprozentige Gelsenwasser-Tochter), die im Besitz sämtlicher Höxteraner Brunnen ist, verkaufe zur Zeit das Wasser zu einem Kubikmeterpreis von 0,20 DM an die Gas- und Wasserversorgungs- GmbH Höxter (50 % VGWV + 50 % Stadt Höxter), was etwa den Förderungs- und Aufbereitungskosten entspreche.

Der Verbraucher muss aber pro cbm 1,30 DM (4- monatliche Anschlussgebühr von 6 DM) bezahlen, obwohl 1977 die genannten Kosten (einschließlich Verteilung) 0,42 DM betragen hätten. 1980 werde lt. Wassertieferungsvertrag der Kubikrneterpreis von 0,20 auf 0,38 DM (+ Kostenangleichung) erhöht, so dass man von einer Verdoppelung sprechen könne. Ob auch der Verbraucherpreis von 1,30 DM auf 2,60 DM verdoppelt werde, sei noch nicht abzusehen. Tatsache allerdings sei, dass die Gelsenwasser AG in ihrem sonstigen Verbraucherbereich pro Wasseruhr monatlich 12 DM Anschlussgebühr, also das Doppelte, erhebe.