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Oberhessische Zeitung vom 15.01.2008

Sechs Bahnhöfe stehen auf der Kippe

Im Dezember 2011 könnten Haltepunkte in Renzendort, Zell, Ehringshausen oder auch Wallenrod geschlossen werden

VOGELSBERGKREIS (vn). Entlang der Vogelsbergbahn werden möglicherweise sechs Bahnhöfe ab Ende 2011 nicht mehr bedient. Die Schließung sieht ein Expertenpapier vor, das die Anliegerkommunen im Februar beraten werden. Auf der Kippe stehen die kleinen Haltepunkte Renzendorf, Zell, Ehringshausen, Bimbach, Angersbach, Wallenrod, Lehnheim und Grünberg-Göbelnrod. Durch Schließungen soll die Vogelsbergbahn schneller und pünktlicher werden.

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) bereitet die Ausschreibung der Verkehrsleistungen auf der Vogelsbergbahn vor. Damit Unternehmen wissen, welche Leistungen sie für die Zeit ab Dezember 2011 anbieten sollen, muss der RMV festlegen, welche Züge wann und wo verkehren sollen. Zur Vorbereitung dieser Festlegung beauftragte der RMV das Frankfurter Fachbüro ETC Transport Consultants mit der Entwicklung einer Studie.

Die Experten erwarten, dass die lange geplante, 100 Millionen Euro teure Kom-plettmodernisierung der Strecke nicht mehr kommt. Die Bahn hat allerdings von 2003 bis 2007 bereits 34 Millionen Euro in Brücken und die Strecke investiert. „Wir wollen die verkehrliche Situation verbessern. Hauptziel ist es, die Geschwindigkeit zu erhöhen und die schlechte Pünktlichkeit bei der Ankunft in den Bahnhöfen Fulda und Gießen, die heute bei nur 80 Prozent liegt, abzustellen. Das ist zu erreichen, wenn einige Halte aufgegeben werden. Entschieden ist aber noch gar nichts", sagt Erhard Weigel, Dezernatsleiter für Verkehr im Zweckverband Oberhessischer Versorgungsbetricbc, der für die Landkreise Vogelsberg, Gießen und Wetterau den Nahverkehr organisiert.

Der RMV entscheide, berücksichtige aber die Haltung der Anlicgergemcinden. „Die betroffenen Gemeinden werden Schließungsüberlegungen nicht mit Freude aufnehmen. Aber einige Argumente sprechen für die Schließung. Man bekommt entweder mehr bediente Haltepunkte oder eine schnellere Bahn", so Weigel.

In dem Expertenpapier wird vorgerechnet, dass pro Werktag 97 Fahrgäste in Ehringshausen, 121 in Zell-Romrod, 65 in Renzetulorf, 62 in Wallenrod und 81 in Angershach ein- und aussteigen. Damit nutzten insgesamt nur 15 Prozent aller FAhrgäste die kleinen Bahnhöfe. In Ehringshausen und Wallenrod seien allerdings aus technischen Gründen auch weiterhin betriebliche Haltepunkte notwendig.

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Das Ende im Jahr 2011 ? Der Bahnhof in Zell ist jetzt noch ein Haltepunkt. (Foto: uhg)
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Das Papier kommt zu dem Schluss, dass die Haltestellen in Lehnheim, Zell-Rom-rod, Renzendorf und Wallenrod geschlossen werden sollen und eine Schließung der Bahnhöfe in Angersbach und Oberbimbach geprüft wird.

Die betroffenen Kommunen sind sich einig: Sie wollen sich gegen die Schließungspläne wehren. „Die Bahnverbindung ist für unsere Gemeinde extrem wichtig. Tatenlos würden wir eine Schließung, falls sie tatsächlich geplant würde, nicht hinnehmen", erklärt Wartenbergs Bürgermeister Manfred Dickel. „Wir setzen uns dafür ein, dass der Haltepunkt Wallenrod bleibt. Wir gehen auch nicht davon aus, dass es eine Mehrheit für die Schließung gibt", erklärt Stadtrat Peter Zielinski für die Stadt Lauterbach.

„Die einzige Verbindung"

„Für Romrod ist die Bahn die einzige Verbindung nach Alsfeld", argumentiert Romrods Rathauschefin Dr. Birgit Richtberg. Die Vogelsbergbahn müsse tatsächlich schneller werden, aber sie müsse auch in der Fläche präsent bleiben, fordert sie. Der Schwahntaler Bürgermeister Jürgen Adam kündigt ebenfalls Widerstand gegen eine Schließung des Haltepunkts Renzendorf an. Er befürchtet, dass die Debatte um die Schließung der Bahnhöfe vor allem mit dem Ziel losgetreten worden sei, um von den betroffenen Kommunen einen finanzielle Beteiligung zu bekommen.

Wie die Diskussion unter den Kommunen ausgehen wird, will Matthias Weitzel, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Vogels-bergbahn und Bürgermeister von Mücke, nicht prophezeien. „Wir haben uns noch keine abschließende Meinung gebildet. Wir müssen über die Schließungen reden, aber letztlich einen Konsens finden und einen Komprorniss schließen zwischen schnelleren Verbindungen und dem Erhalt möglichst vieler Stationen", erklärt Weitzel.