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Schulterschluss im Protest gegen das Sparkassen-Gesetz

Kommunale Spitzenverbände üben mit Gewerkschaft und Personalräten Kritik an den Plänen der hessischen Landesregierung

Kommunen, Kreise und Verbände sind weiterhin gegen eine Änderung des hessischen Sparkassengesetzes. Die CDU-Landesregierung hält konsequent dagegen.

Wiesbaden - Manchmal sind auch simple Bilder sehr eindrucksvoll. So zertrümmern Beschäftigte hessischer Sparkassen - in der Gewerkschaft Verdi organisiert - mehr als ein Dutzend niedlicher Porzellan-Sparschweinchen vor dem hessischen Landtag.

Ein "Symbol" für die befürchtete Zertrümmerung der hessischen Sparkassenlandschaft durch die geplante Gesetzesänderung der CDU-Landesregierung, nannten es Verdi-Vertreter. Und die Gewerkschafter aus den Sparkassen in Hessen, sonst nicht gerade als Kämpfer bekannt, stehen nicht allein. "Ich bin beeindruckt von der Wucht der Ablehnung", sagte der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen, Gregor Böhmer, in einer Landtagsanhörung.Dem hessischen Wirtschaftsminister Alois Rhiel(CDU) schlägt zurzeit aus Sparkassen, Verbänden und den kommunalen Spitzenverbänden, sonst von den Landespolitikern gern als "kommunale Familie" umgarnt, einheitliche Ablehnung entgegen.

Ausgelöst hat den Schulterschluss von Kommunen, Gewerkschaften, Personalräten und Verbandsvertretern die von der Landesregierung geplante Änderung des Sparkassengesetzes: Denn der Weg, Stammkapital bei den Sparkassen zu bilden, Anteile damit zu einer handelbaren Größe zu machen und die Tür für Veräußerungsmöglichkeiten zu öffnen, wird von den Kommunalen Spitzenverbänden als Bedrohung gesehen.

Der Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, Karl-Christian Schelzke, sieht die "Gefahr eines schleichenden Entörtlichungsprozesses". Denn Sparkassen gelten bei Beschäftigten, Kommunen, Kreisen, aber auch dem Handwerk als Institute mit engem Regionalbezug, die örtliche Finanzdienstleistungen anbieten und der kommunalen Daseinsfürsorge verpflichtet sind. Sie seien eine Finanzierungssäule für "regional verwurzeltes Handwerk", heißt es in der Handwerkskammer. Da treffen sich dann die Interessen von regionalem Mittelstand und finanzschwächeren Privatkunden.

Denn, so formulierte es die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Personalräte, Elisabeth Schuchmann: Mit dem geplanten, bereits in der Plenarberatung befindlichen Novelle des hessischen Sparkassengesetzes seien "die Konten für Jedermann in Gefahr".

Furcht vor der Privatisierung

CDU-Wirtschaftsminister Rhiel und die Fraktion seiner Partei halten allerdings entschlossen am "wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem modernen Sparkassengesetz" fest - so der CDU-Abgeordnete Michael Boddenberg.

Die Kritiker glauben, dass die geplante Änderung des Sparkassengesetzes einen späteren Verkauf von Instituten an private Banken in die Wege leitet. Sie fürchten, dass der Europäische Gerichtshof die Vorgaben kippen wird, die eine Privatisierung bislang verhindern sollen.

Nach Ansicht der Sparkassen-Personalräte käme den Privatbanken ein vor dem Europäischen Gerichtshof erzwungener Verkauf "gerade recht". Bei ihnen stehe "das Gewinnstreben" im Vordergrund; sie hätten es vor allem auf die Privatkunden der Sparkassen abgesehen.

Das Ganze sei auch "europafest", wendet sich Wirtschaftminister Rhiel vehement gegen die Befürchtungen. Falsch sei es, von Privatisierung zu sprechen, so Rhiel. Der Anteilsverkauf von Stammkapital sei kein Einfallstor für Investoren sondern schaffe nur rechtliche Klarheit und sichere die Zukunftsfähigkeit der Sparkassen, betont er immer wieder. Allerdings: So recht glauben will Rhiel das keiner. Der Landesobmann der Sparkassen in Hessen und Thüringen, Georg Sellner, ist nicht der einzige, dem nicht "klar ist, weshalb der Gesetzgeber diesen Weg gehen will". Für Verbandspräsident Gregor Böhmer steht fest, dass die "hessischen Sparkassen nach der Gesetzesnovelle niemals wieder so sein werden, wie sie gewesen sind". Michael Grabenströer

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Dokument erstellt am 24.01.2007 um 17:36:02 Uhr
Erscheinungsdatum 25.01.2007