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Oberhessische Zeitung vom 16.02.2008  
(Gescannter Text)   Wirtschaft

Rekordgewinn trotz Kreditkrise

Postbank geht auf Augenhöhe in mögliche Fusionsgespräche

Klein: Habe Wunschpartner

FRANKFURT. Die Postbank geht gestärkt in mögliche Verhandlungen über eine Fusion oder die Übernahme durch ein anderes Institut. Der Gewinn nach Steuern kletterte im vergangenen Jahr um 25 Prozent auf 870 Millionen Büro, vor Steuern lag der Überschuss erstmals bei mehr als einer Milliarde Euro. Im laufenden Jahr soll er nach den Worten von Vorstandschef Wolfgang Klein auf 1,2 Milliarden, bis 2010 auf bis zu 1,45 Milliarden Euro steigen. Nach Steuern sollen es dann rund eine Milliarde sein.


Bislang gebe es weder ein Bieterverfahrenfür die Postbank „hoch Gespräche, die ich als konkret und nennenswert bezeichnen würde", sagte Klein in Frankfurt. Allerdings existiere ein konkreter Zeitplan, Über den er aber nichts sagen könne. Er habe auch einen Wunschpartner, den er ebenfalls nicht nennen wolle. Verzögerungen für den Verkauf oder eine mögliche Fusion durch die schweren Vorwürfe gegen und den möglichen Rücktritt von Postchef Klaus Zumwinkel erwartet Klein nicht. Die Postbank wolle aber auf jeden Fall ihren Beitrag zu Konsolidierung im Bankensektor leisten und dabei eine selbstbewusste Rolle spielen. „Wir werden uns nicht versperren. Wir brauchen in Deutschland andere, offenere und größere Strukturen". Sinnvoll wäre nach Ansicht von Klein ein

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Postbank-Chef Wolfgang Klein. Bild: dpa
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Marktanteil im Filialgeschäft von 10 bis 15 Prozent. Die Großbanken allein kommen zusammengerechnet derzeit nur annähernd auf eine solche Quote. Klein sieht die Postbank bei den anstehenden Verhandlungen nicht als Juniorpartner. „Auf Augenhöhe ist mit uns im Privatkundengeschäft niemand, da ist die Postbank die Nummer eins", behauptet der Vorstandschef.

Tritt auf Kostenbremse

2007 konnte die Postbank netto rund 140 000 neue Kunden gewinnen. Insgesamt waren es am Jahresende 14,5 Millionen, wobei allerdings nur rund 4,6 Millionen als aktiv gelten. Mit ihnen erwirtschaftet die Postbank im Filialgeschäft nach Angaben von Klein rund 75 Prozent ihrer Erträge. Die Kundeneinlagen belaufen sich derzeit auf rund 111 Milliarden Euro, wovon gutem Drittel auf klassische Spareinlagen entfällt. Im Gegenzug hat die Postbank Forderungen in Höhe von 92
Milliarden Euro an ihre Kunden, wobei allein 68 Milliarden Euro auf Baufinan-zierungen entfallen.

Wichtiger Bereich für die Postbank ist der Zahlungsverkehr, den sie mittlerweile auch für etliche andere Institute abwickelt. Im vergangenen Jahr ist die Hypo-Vereinsbank dazu gekommen, der Marktanteil der Postbank in diesem Geschäft liegt jetzt bei 20 Prozent.

Aus der Krise um die Papiere mit Orientierung auf den US-Hypothekenmarkt ist die Postbank bislang glimpflich heraus gekommen. Die Abschreibungen belaufen sich nach Angaben von Klein auf 112 Millionen Euro. Das Volumen des Bestandes an betroffenen Papieren beziffert er mit rund 800 Millionen Euro. Obwohl man alle Risiken berücksichtigt habe, will auch der Postbank-Chef je nach Entwicklung der Finanzmärkte weitere Abschreibungen nicht ausschließen.

Basis für den deutlichen Gewinnzuwachs war auch der anhaltende Tritt auf die Kostenbremse. Die Zahl der Mitarbeiter blieb mit rund 21500 bei einem Rückgang von rund 200 nahezu stabil. Ursache für den deutlichen Anstieg des Überschusses ist dank der Steuerreform auch eine stark von 26 auf nur noch 13 Prozent gesunkene Steuerquote. Die Aktionäre werden von dem deutlich gestiegenen Überschuss allerdings nicht profitieren, die Dividende bleibt bei l ,25 Euro. Klein begründet dies damit, dass es 2006 weder für den Erwerb der BHW Holding noch für den Kauf von 850 Filialen von der Post eine Kapitalerhöhung gegeben habe.    

Kommentar dazu :

Schmucke Braut


Von Rolf Obertreis, Frankfurt

Auch der Rücktritt von Post-Chef und Postbank-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel wird den Prozess nicht stoppen: In der deutschen Bankenlandschaft steht eine der größten Fusionen oder Übernahmen der letzten Jahre ins Haus. Daran kann es nach den jüngsten Eingeständnissen von Postbank-Chef Wolfgang Klein keinen Zweifel mehr geben. Der Zeitplan steht und einen Wunschpartner hat die Postbank auch schon. Ohne das Genaueres verraten wird. Aber die Kandidaten zeigen sich schon jetzt in den Farben des Bonner Instituts - entweder blau wie die Deutsche Bank oder gelb wie die Commerzbank. Die Bekenntnisse aus dieser Richtung in den letzten Tagen waren eindeutig. Eine andere Farbkombination wäre denn auch eine große Überraschung. Der Partner bekommt mit der Postbank in jedem Fall eine schmucke Braut. 14,5 Millionen Kunden, Einlagen in Höhe von 111 Milliarden Euro, aus denen sich einiges machen lässt. Und ein ansehnlich rentables Institut, das mehr als eine Milliarde Vorsteuer-Gewinn erwirtschaftet. Zudem ein Haus, das sich mit US-Hypotheken nui überschaubar verzockt hat. Kein Wunder, das Vorstandschef Klein Selbstbewusstsein verbreitet und mit breiter Brust in die Verhandlungen gehen wird. Die Post kann sich auf ansehnliche Einnahmen aus dem Verkauf freuen.

Einfach werden die Gespräche trotzdem nicht. Denn trotz des ansehnlichen Gewinns hinkt die Postbank bei der Qualität ihrer Produkte noch hinter den Großbanken her und macht zu wenig aus ihren Kundenbeziehungen. Und den Mitarbeitern fehlt trotz ihres großen Engagements noch das Know-how ihrer Kollegen aus den Großbanken, Aber dieses Manko lässt sich beheben. Ein Hindernis für eine Großbanken-Hochzeit mit Bonner Beteiligung ist es nicht. Die größte Hürde ist am Ende der Preis.