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Oberhessische Zeitung vom 10.11.2007, Seite 18
DÜSSELDORF (dpa). Trotz der
sinkenden Arbeitslosigkeit und der .anhaltend guten Konjunktur stecken immer
mehr Menschen in Deutschland in der Schuldenfalle. Die Zahl der als
überschuldet geltenden Privatpersonen ist nach einer Studie der
Wirtschaftsauskunftei Creditreform in diesem Jahr um 150 000 auf den neuen
Höchststand von 7,3 Millionen gestiegen.
Damit kann mehr als jeder zehnte Erwachsene seine finanziellen Verpflichtungen
auf absehbare Zeit nicht begleichen. Überschuldung sei nicht mehr nur ein
Problem der unteren sozialen Gruppe, sondern finde sich auch zunehmend in der
Mittelschicht, sagte Creditreform-Vorstand Helmut Rodel am Freitag in
Düsseldorf. Als überschuldet gilt, wer dauerhaft seine monatlichen Ausgaben
nicht durch seine Einnahmen decken kann.
Die Gründe für das Zuschnappen der Schuldenfalle sind nach Feststellungen von
Creditreform vielfältig. In fast jedem dritten Fall ist die Arbeitslosigkeit
die Hauptursache für das Abrutschen in die Überschuldung. Auf Platz zwei der
Gründe steht die Trennung vom Lebenspartner. Etwa eine Millionen Menschen,
hätten wegen „unangemessenen Konsumverhaltens" zu viele Schulden
gemacht.
Rodel wies in diesem Zusammenhang auf den starken Anstieg bei
Konsumentenkrediten hin. Der Kreditmarkt für Privatkunden sei heiß umkämpft,
entsprechend intensiv werde geworben. Neben einer verantwortungsbewussten
Kreditvergabe sei deshalb eine gezielte Verbesserung der Finanzkompetenz der
Bürger notwendig, die schon in den Schulen beginnen müsse.
Als besorgniserregend bezeichnete Rodel den überdurchschnittlichen Anstieg der
Überschuldung junger Erwachsener. Bei den 20- bis 29-Jährigen sei die
Verschuldungsquote in nur drei Jahren um 1,1 Punkte auf 8,6 Prozent
angestiegen. „Verschuldung wird immer jünger,,, so Rodel.
Die Überschuldung steige zwar nicht mehr so schnell an wie in den vergangenen
Jahren. Ein markanter Rückgang der Verschuldung sei aber selbst dann nicht zu
erwarten, wenn der Aufschwung langfristig anhalte. Dazu habe sich die
Verschuldungsproblematik in vielen Städten zu sehr verhärtet. Mancherorts könne
bereits von einem „Schulden-Ghetto" gesprochen werden, meinte Rodel.
In den neuen Bundesländern mit einer nahezu unveränderten Schuldnerquote
(Anteil der Überschuldeten im Verhältnis zur Gesamteinwohnerzahl der
Volljährigen) von 11,5 Prozent hat die Verschuldung im vergangenen Jahr weniger
stark zugenommen als in Westdeutschland. In den alten Bundesländern stieg die
Quote von 10,6 auf 10,7 Prozent.
Die niedrigsten Schuldnerquoten weisen Bayern (7,8 Prozent) und
Baden-Württemberg (8,1 Prozent) auf, die höchsten Bremen (15,5 Prozent) und
Berlin (15,3 Prozent). Unter den Kommunen hat Offenbach mit 20,9 Prozent die
höchste Quote, der Landkreis Eichstädt (Bayern) mit 4,3 Prozent die niedrigste.
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www.creditrefom.de