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Private Banken zeigen sich erholt

Bundesverband mit Rentabilität noch nicht zufrieden / Rationalisierungswelle könnte erneut Stellen gefährden

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) betrachtet die Ertragskrise der Branche als überwunden. Trotz steigender Gewinne bleiben viele Arbeitsplätze jedoch unsicher.

Frankfurt a.M. · Der Präsident des BdB, Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller, sieht das private Bankgewerbe im Aufschwung. "Wir haben unsere Kosten gesenkt und unsere Risikomanagementsysteme weiter verbessert", berichtet der Sprecher der Lobby BdB. Während sein Vorgänger Rolf-Ernst Breuer die Lage der Branche noch mit der eines Intensivpatienten verglich, gibt sich Müller optimistisch. Angesichts jüngster Quartalsergebnisse - sowohl die Deutsche Bank als auch sein eigenes Haus hatten von hohen Gewinnsprüngen im dritten Quartal berichtet - diagnostiziert er den Zustand des Gewerbes als "quietschfidel". Die Bankenbranche trage mit 3,4 Prozent schon heute mehr zum Bruttosozialprodukt bei als die Chemie- (2,2 Prozent) und die Automobilindustrie (3,3 Prozent).

"Ruinöser Preiswettbewerb"

Müller weist allerdings auf Rückfallgefahren für das Geldgewerbe hin. Im internationalen Vergleich lasse die Rentabilität der Branche noch zu wünschen übrig. "Einen ruinösen Preiswettbewerb, wie er in Teilen schon wieder zu beobachten ist, können und sollten wir uns nicht leisten", sagt er. In seiner Eigenschaft als Commerzbank-Chef hatte Müller bereits vor wenigen Monaten berichtet, dass insbesondere ausländische Wettbewerber mit betriebswirtschaftlich nicht mehr nachvollziehbaren Konditionen um Marktanteile kämpfen würden.

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Bankenverband

Bundesverband deutscher Banken (BdB) - so nennt sich die in Berlin beheimatete Lobby der privaten Banken. Die Organisation repräsentiert zirka 230 private Geldhäuserund zwölf Mitgliedsverbände.

Der Marktanteil der privaten Banken beträgt, gemessen am Geschäfts- volumen der gesamten Kreditwirtschaft, gut 40 Prozent. Auf den Gehaltslisten der Geldhäuser stehen 170 000 Männer und Frauen. sal
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In Zukunft erwartet der deutsche Spitzenbanker noch schärfere Konkurrenzkämpfe. Unlängst habe er auf einer Tagung in Barcelona von Plänen international agierender Wettbewerber für das Outsourcing von Tätigkeiten in Niedriglohnländer erfahren, die ihn "krass erschreckt" hätten. Das werde "nicht ohne Folgen" für die deutschen Geldhäuser bleiben, sagt Müller. Der BdB-Präsident vermeidet es allerdings, sich zur Größenordnung eines möglichen Stellenabbaus im deutschen Bankgewerbe zu äußern, zumal er keine Aussagen über die öffentlichen und die genossenschaftlichen Institute treffen könne. "Beim besten Willen, ich weiß es nicht", sagt er.

Um im internationalen Konkurrenzkampf bestehen zu können, sei es für die hiesigen Geschäftsbanken unerlässlich, "dass Hindernisse für eine Neustrukturierung des deutschen Bankenmarkts beseitigt werden", sagt Müller und spricht sich erneut für eine Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Finanzsektors aus. Davon würden auch die Kunden profitieren. "Im Bankgewerbe würde eine Privatisierung ähnliche Vorteile mit sich bringen wie dies etwa in der Telekommunikationsbranche der Fall war", sagt er. Andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union seien Deutschland in dieser Hinsicht weit voraus. Bisher haben Sparkassen und Landesbanken den Einstieg privater Geldhäuser erfolgreich abgewehrt.

Die Lobby der privaten Banken rechnet jedoch damit, dass die Finanznot der Städte, Gemeinden und Landkreise die Kommunalpolitiker bald zur Privatisierung der öffentlichen Kreditinstitute zwingen wird: "Wir werden sehen, wie lange es die Oberbürgermeister noch aushalten, Kindergärten zu schließen und Sanierungen von Schulen aufzuschieben, nur um an den Sparkassen festzuhalten."

Bernd Salzmann

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2005
Dokument erstellt am 07.11.2005 um 17:04:03 Uhr
Erscheinungsdatum 08.11.2005