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Ovag beteiligt sich an den Kreiswerken Hanau
Friedberger Unternehmen soll knapp die Hälfte des Wasserversorgers
übernehmen
lu. MAINKINZIGKREIS. Die Oberhessische Versorgungsbetriebe
Aktiengesellschaft (Ovag) mit Sitz in Friedberg soll 49 Prozent der
Anteile des MainKinzigKreises an der Kreiswerke Hanau GmbH
übernehmen. Den Preis der Geschäftsanteile bezifferte die
Kreisverwaltung gestern auf elf Millionen Euro. Der Kreisausschuss habe
den Vorschlag von Landrat Erich Pipa (SPD) bereits befürwortet. Am
Freitag in einer Woche soll dann der Kreistag seine Zustimmung zu dem
Geschäft geben. Der Landrat habe die Pläne allen
Kreistagsfraktionen im Vorfeld erläutert.
Die Kreiswerke Hanau sind eine hundertprozentige Tochtergesellschaft
des MainKinzigKreises. Sie versorgen die Bevölkerung
schwerpunktmäßig im Gebiet des früheren Landkreises
Hanau. Geliefert wird das Wasser nach Bruchköbel, Erlensee,
Freigericht, Hasselroth, Langenselbold, Neuberg, Nidderau,
Niederdorfelden, Rodenbach, Schöneck,
HammersbachMarköbel und BiebergemündLützel. In
Maintal und HammersbachLangenbergheim sind die Kreiswerke mit der
technischen Betriebsführung beauftragt.
In einer Pressemitteilung spricht der Landrat gleich von mehreren
Vorteilen des Anteilsverkaufs. Er sichere den Erhalt des Unternehmens
in Hanau mit seinen 80 Arbeitsplätzen. Der Kreis behalte die
Mehrheit und damit seinen Einfluss auf die Versorgung für die
Bürger. Zudem habe man mit der Ovag ein ebenfalls kommunal
getragenes Unternehmen gefunden, "das unsere Sprache spricht". Pipa
bezeichnet den Zusammenschluss als einen "strategischen Schritt in die
Zukunft". Nach Angaben des Kreises erwirtschaftete das Unternehmen im
vergangenen Jahr einen Überschuss von einer Million Euro. Von
diesen Gewinnen, die über die Konzessionsabgaben an die Kommunen
und den Kreis fließen, würde nach einem Verkauf auch die
Ovag profitieren. Angesichts der Konzentration auf dem Versorgungsmarkt
ist für Pipa aber der wirtschaftliche Erfolg langfristig nur
über eine Partnerschaft zu sichern.
Derzeit gebe es 6560 Wasserversorger in Deutschland, doch nur 100 von
ihnen beherrschten 50 Prozent des Marktes. Gleichzeitig sinke der
Wasserverbrauch durch gestiegenes Umweltbewusstsein und moderne Technik
in Haushalten und Unternehmen. Bundesweit sei der Wasserverbrauch pro
Kopf von täglich 147 Liter im Jahr 1995 auf 127 Liter im Jahr 2004
gesunken. Bei den Kreiswerken Hanau sei die Abgabemenge im gleichen
Zeitraum von 7,5 Millionen Kubikmeter auf rund 5,5 Millionen Kubikmeter
zurückgegangen. Mit höheren Preisen könne das nicht
ausgeglichen werden. Die Kreiswerke Hanau hätten sich zudem mit
der Landeskartellbehörde geeinigt, schrittweise den Preis von
derzeit 2,10 Euro pro Kubikmeter auf 1,87 Euro im Jahr 2008 zu senken.
Hinzu komme, dass die Konzessionsverträge für Maintal und die
Linsengerichter Ortsteile Geislitz und Waldrode ausgelaufen seien.
Kooperationsgespräche habe es seit 1997 immer wieder gegeben.
Erste konkrete Angebote hätten 2003 vorgelegen. Die EAM, heute
Eon Mitte, habe für 49 Prozent vier bis fünf Millionen
Euro angeboten. Die Firma Üwag in Fulda habe zwar deutlich mehr
geboten, aber die Bildung eines Zweckverbands gewünscht. Darin sah
der Kreis eine zu starke Einschränkung seiner
Einflussmöglichkeiten. Eine ins Auge gefasste Verschmelzung mit
dem Stromversorger Kreiswerke Gelnhausen GmbH sei an schwierigen
Verhandlungen mit dessen Anteilseigner Eon Mitte und an
"begrenzten Synergiepotentialen" gescheitert. Da die Kreiswerke
Gelnhausen nicht im Wassergeschäft tätig seien, wären
Arbeitsteilungen nur in der Verwaltung möglich gewesen.
Seit Mai liegt laut Pipa das Angebot der Ovag auf dem Tisch. Mit elf
Millionen Euro für 49 Prozent sei es finanziell am attraktivsten.
Einig seien sich der MainKinzigKreis und die OVAG darin, die
Geschäftsführung und den Aufsichtsrat der Kreiswerke Hanau
paritätisch zu besetzen. Der Erhalt des Standortes Hanau und der
Arbeitsplätze sei fest vereinbart. Vorgesehen sei es, acht der elf
Millionen Euro im Unternehmen zu belassen, um die Eigenkapitalquote von
derzeit 24,7 auf 38 Prozent zu erhöhen. Die verbliebenen drei
Millionen Euro fließen in den Haushalt des
MainKinzigKreises. Pipa nimmt an, dass der Kreistag mit
breiter Mehrheit zustimmen wird.
Text: F.A.Z.,
06.07.2006, Nr. 154 / Seite 59