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Oberhessische Zeitung (Alsfeld)
Freitag, 3. Februar 2006 • Seite 16

Leserbrief :

„Profilierungs-Posse"

Betrifft: „Attac: Kommunalpolitik hat versagt", OZ vom 24. Januar.

In der von ihm bereits gewohnten Mischung aus falschen Behauptungen und Halbwissen unternimmt Hans-Georg Bo-dien in seiner neuesten Veröffentlichung im Namen von Attac Alsfeld / Vogelsberg einmal mehr den Versuch, die OVAG, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die kommunalen Politiker unserer Region zu diffamieren.

Interessant ist diesmal, dass er selbst davor nicht zurückschreckt, die „Wirtschaftsethik" der OVAG verächtlich zu machen. Dabei wissen wir alle: würde die OVAG nicht zu dieser Politik stehen, wäre Bodien der Erste, der dies kritisierte. Indem er jedoch die verantwortungsvolle Haltung des Unternehmens in dieser Frage versucht an den Pranger zu stellen, spricht sich Bodien also gegen sichere Arbeitsplätze, gegen eine hohe Quote von Ausbildungsplätzen, gegen Aufträge an die heimische Wirtschaft, gegen die Förderung von Vereinen und kulturellen und sozialen Projekten in unserer Region aus.

Wahrscheinlich wäre es Bodien lieber, würde ein Monopolist die Daseinsvorsorge in unserer Region übernehmen, der nicht mehr von kommunalen Politikern • kontrolliert wird, ein Monopolist vielleicht, dem die Förderung von beispielsweise Bundesligamannschaften näher steht als die ehrenamtlichen Mitglieder unserer Gemeinschaften vor Ort. Gut zu wissen.

Zur Aufklärung von Bodien: Nicht die OVAG, sondern die ovag Energie AG ist für die Strompreise verantwortlich. Er müsste eigentlich wissen, dass die OVAG eines der ersten Unternehmen überhaupt war, welche Vertrieb und Netz gemäß europäischem Gesetz getrennt hat.

Zur „geschickt eingefädelten Strompreiserhöhung": Alle 50 hessischen Stromversorger haben eine Preisanpassung beantragt. Allein deshalb, weil die Bezugskosten drastisch gestiegen sind. Falls es Bodien nicht bekannt ist: Einer Aufstellung der „Frankfurter Rundschau" vom 20. Dezember 2005 ist zu entnehmen, dass die ovag Energie AG von allen hessischen Versorgern die geringste Anpassung beantragt hat und danach immer noch mit am preiswertesten in ganz Hessen wäre. Übrigens liegen alle Stadtwerke, die von der ovag Energie AG den Strom beziehen - also Lauterbach, Schlitz, Butz-bach, Bad Nauheim sowie Bad Vilbel -fast gleichauf mit der ovag Energie AG im günstigen Bereich. Ein Erfolg des Managements der ovag Energie AG, den Bodien offenbar nur schwer verkraften kann.

Wie Bodien zu der Behauptung kommt, eine Eigengesellschaft dürfe keine Gewinne machen, ist ebenso schleierhaft wie viele andere seiner Ergüsse. Auch hier zu seiner Aufklärung: Laut Hessischer Gemeindeordnung ist ein wirtschaftliches Unternehmen, an dem eine Kommune beteiligt ist, sogar dazu aufgefordert Gewinne zu machen. Die Gewinne der OVVG allerdings fließen über die Haushalte der Landkreise direkt an die Bürgerinnen und Bürger zurück. Ist es Bodien lieber, wenn an Stelle der OVVG in unserer Region ein Monopolist völlig losgelöst von kommunaler Kontrolle die Geschäfte macht und die Gewinne dann an Aktionäre in ganz Europa fließen?

Wenn Bodien auch noch bemängelt, dass ZOV unseren heimischen Schulen mit Contracting-Modellen unter die Arme greift, bedarf dies keines Kommentars. Wahrscheinlich ist er auch dagegen, dass mit steuerlich erlaubten Einsparmodellen innerhalb der OVVG der öffentliche Personen-Nahverkehr unterstützt wird. Sollte dies nicht mehr der Falle sein, stiege der Preis für die Fahrkarten immens. Was gerade wirtschaftlich schwächere Haushalte sicherlich mehr treffen würde, als die von der ovag Energie AG beantragten 2,50 Euro Preisanpassung, wie sie einen vierköpfigen Haushalt durchschnittlich im Monat treffen würde. Allein schon die Eltern, deren Kinder auf den ÖPNV angewiesen sind, wissen dies - im Gegensatz zu Bodien - sehr wohl zu schätzen.

Völlig unglaubwürdig macht sich Bodien, wenn erbestreitet, der hohe Strompreis sei auf die Staatsabgaben zurückzuführen. Überall ist nachzulesen, dass unser Strompreis mit derzeit mit 40 Prozent derartigen Abgaben belastet ist.

Bei Bodiens offenbar unendlicher Profilierungs-Posse ist nur eines beruhigend: Die Menschen in Oberhessen gehen ihm nicht auf den Leim: Fast geschlossen sind sie trotz der Liberalisierung ihrer OVAG treu geblieben.

Hans-Ulrich Lipphardt und Rainer Schwarz, Vorstand der OVAG.