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Exklusiv: NordLB paktiert im Auslandsgeschäft

von Fidelius Schmid, Patrick Jenkins, Sven Clausen, Frankfurt, und Clemens Bomsdorf, Stockholm

Die NordLB geht als erste deutsche Landesbank eine weit reichende strategische Partnerschaft mit einem ausländischen börsennotierten Institut ein. Nach Informationen aus Finanzkreisen bündelt das Haus sein gesamtes Skandinavien- und Osteuropa-Geschäft in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Norwegens größter Bank DnB Nor.

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Details der Transaktion sollen am Dienstag bekannt gegeben werden. Entsprechende Informationen der FTD kommentierten NordLB und DnB Nor nicht. Mit dem Deal betritt die NordLB Neuland im öffentlich-rechtlichen Sektor. Sie ist die erste Landesbank, die eine private Bank an einem bedeutenden strategischen Geschäftsfeld beteiligt.

Experten waren allerdings uneins, ob das Gemeinschaftsunternehmen vor dem Hintergrund seiner strategischen Phantasie oder seiner industriellen Logik betrachtet werden solle. Die NordLB bringt in das Joint Venture ihre Geschäft in Skandinavien, Polen und dem Baltikum ein. DnB Nor steuert die Standorte Hamburg, Stockholm, Kopenhagen und Helsinki bei.
Einerseits könnte die Transaktion der Auftakt für weitere Kooperationen bis hin zur grenzüberschreitenden Konsolidierung sein. Andererseits liegen für beide Häuser die objektive Faktoren auf der Hand: In Skandinavien erhalten beide Gruppen durch die Bündelung potenziell größere Schlagkraft. Außerhalb Norwegens ist die DnB Nor in Skandinavien nicht besonders stark vertreten, in Osteuropa sogar überhaupt nicht.

Die NordLB findet durch den Schritt einen Partner für die skandinavische Region und ihre Aktivitäten in Polen sowie den baltischen Staaten. In Finanzkreisen hieß es, sie habe zudem möglicherweise kurzfristig die Option, im Osteuropageschäft Kapital freizusetzen.

Auftakt für weitere Kooperationen

Das Joint Venture beider Häuser bildet für die NordLB den Auftakt zu weiteren internationalen Kooperationen. So interessiert sich die japanische Shinsei Bank aus dem Dunstkreis des US-Investors Christopher Flowers für die geplante Plattform, die NordlB und WestLB zur Abwicklung fauler Kredite errichten wollen.

Der neue Partner der NordLB, die DnB Nor, entstammt einem ähnlichen Hintergrund wie die NordLB. Ihr größter Eigner ist der Staat Norwegen mit einem Anteil 34 Prozent, weitere 10,6 Prozent werden von der Sparkassenorganisation Sparebankstftelsen DnB Nor gehalten. In ihrer heutigen Form war die Bank 2003 entstanden - durch die Fusion von der nach Übernahmen stark gewachsenen Den norske Bank (DnB) mit dem Sparkassen- und Versicherungskonzern Gjensidige Nor.

Das Institut hat nach eigenen Angaben eine Bilanzsumme von 1200 Mrd. norwegischen Kronen (rund 150 Mrd. Euro) und beherrscht 38 Prozent des norwegischen Marktes mit Kleinkunden.

Die NordLB gehört den Ländern Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, den Sparkassen in diesen beiden Bundesländern sowie in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist die viertgrößte Landesbank in Deutschland.

Wie alle Landesbanken büßt die NordLB am 19. Juli dieses Jahres ihre staatlichen Garantien ein. Dank dieser Zusagen hat sie sich in den vergangenen Jahrzehnten extrem billig refinanzieren können. Ab Juli sind dafür die Noten von Ratingagenturen wie Standard & Poor's, Fitch oder Moody's extrem wichtig. Wie alle Landesbanken arbeitet das Institut deswegen seit einiger Zeit an einem neuen Geschäftsmodell und einem Sanierungsplan.

Aus der FTD vom 21.06.2005

© 2005 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD

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