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Fraspa-Erlös dient der Schuldentilgung

Kämmerer sieht kaum Chancen für Investitionen oder Kulturstiftung / Arbeitsplatz-Abbau wohl vorerst kein Thema

Die Kunden bleiben gelassen, aber im Römer und bei der Polytechnischen Gesellschaft hat das Ringen um den Erlös begonnen, den der Verkauf der Frankfurter Sparkasse an die Helaba bringt. Eine Agenturmeldung, derzufolge Arbeitsplätze in beiden Unternehmen gefährdet seien, wurde nicht bestätigt.

Frankfurt · 17. Mai · abi / ft / skb / emem · In den Filialen der Fraspa ist von Aufregung nichts zu merken. Business as usual. Den meisten Kunden ist der Verkauf ihres Geldinstitutes völlig gleichgültig, solange der Geldautomat nur etwas ausspuckt. Lediglich eine Kundin trauert ihrer alten Fraspa hinterher: "Jedes Mal, wenn ich ein Problem hatte, bin ich von denen menschlich behandelt worden - wenn man das von einem Kreditinstitut überhaupt sagen kann." Ob das so bleibe, könne niemand garantieren - und auch um die Angestellten mache sie sich Sorgen. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass der Verkauf auf lange Sicht Arbeitsplätze kosten werde.

Diese Sorge teilt man in der Belegschaft offenbar nicht. Zwar will sich niemand zitieren lassen, aber unter der Hand versichert man, sich wenig Sorgen um den Arbeitsplatz zu machen. Als die Nachrichtenagentur dpa später meldete, man habe "aus Verhandlungskreisen" erfahren, dass in den Personal- und Rechtsabteilungen beider Unternehmen ein Abbau von Arbeitsplätzen drohe, erklärte Fraspa-Pressesprecher Sven Matthiesen umgehend: "Davon weiß ich nichts." Auch bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist nach Angaben von Herbert Bayer nichts über einen potenziellen Abbau von Arbeitsplätzen bekannt: "Das wäre für mich eine Überraschung." Die Helaba werde sich zu allen Fragen erst äußern, wenn der Vertrag in trockenen Tüchern sei, erklärte Pressesprecher Wolfgang Kuß.

Im Römer wird bereits um die Verwendung des Geldes aus dem Verkauf der Fraspa gerungen. Zudem ist die Zeit knapp, denn noch vor der Sommerpause muss das Stadtparlament die Umwandlung der Fraspa in eine Aktiengesellschaft sowie den Verkauf der Anteile an die Helaba beschließen. Nur so ist eine AG-Umgründung rückwirkend zum Januar möglich - Stichtag dafür ist der 31. August. Hinsichtlich der Verwendung des Verkaufserlöses - etwa 290 Millionen Euro werden an die Stadtkasse fließen - dämpfte Kämmerer Horst Hemzal (CDU) allzu kühne Erwartungen: "Wir werden nur Bruchteile für andere Dinge als die Schuldentilgung ausgeben können, und auch darüber muss verhandelt werden." Keinesfalls werde das Innenministerium einen prozentualen Anteil des Erlöses der Stadt "zur freien Verfügung" überlassen. "Wir müssen bei jeder Investition den dringenden Bedarf nachweisen und einzeln beantragen", sagte Hemzal. Die Idee, das Geld in eine Kulturstiftung zu stecken, sei "nicht genehmigungsfähig".

Dennoch möchten die Grünen die Stiftungs-Idee noch nicht begraben. "Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagte Fraktionschef Lutz Sikorski. In der SPD-Fraktion geht der Vorsitzende Klaus Oesterling davon aus, "dass wir 25 Prozent des Geldes für werterhaltende Dinge der Bauunterhaltung verwenden können". CDU-Fraktionsvorsitzender Uwe Becker betonte, man werde "keine Mittel für Konsumausgaben" akzeptieren.

Der erwartete Geldsegen macht derweil die Frontmänner der Polytechnischen Gesellschaft schweigsam. Wie die erwarteten 435 Millionen Euro verwendet werden sollen, die der wohltätigen Gesellschaft aufgrund ihres 60-Prozent-Anteils an der 1822 zufließen werden, darüber lässt Präsident Klaus Ring kein Wort verlauten. Immerhin gibt er zu, dass er eine Vorschlagsliste bereit hält. Die Polytechnische verfügt über ein Kapital von einer Million Euro, 225 000 Euro kamen in guten Zeiten jährlich als Ertrag ihres Fraspa-Anteils herein. "Im Vorjahr allerdings gar nichts", betont Ring. Die Gesellschaft musste ihre Zuschüsse auf ein Minimum zusammenstreichen. Zu den Tochter-Instituten der Gesellschaft zählen unter anderem die Stiftung Blindenanstalt, das Institut für Bienenkunde in Oberursel und das Kuratorium Kulturelles Frankfurt.

Siehe auch Interview auf Seite 30

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2005
Dokument erstellt am 17.05.2005 um 18:52:34 Uhr
Erscheinungsdatum 18.05.2005