Zurueck zur Vorseite
Zurueck zur Homepage
HINTERGRUND
Der kleine Unterschied zwischen Banken und Sparkassen

Der Kauf der Frankfurter Sparkasse 1822 durch die Helaba lenkt das Augenmerk der Öffentlichkeit einmal mehr auf die Rolle der Sparkassen. Die agieren "marktwidrig", schimpfen die Privatbanker.

VON D. FECHTNER (FRANKFURT A.M.)

Sparkassenpräsident Dietrich Hoppenstedt spart nicht mit großen Worten. Dass die Frankfurter Sparkasse nicht an eine Privatbank verkauft wird, sondern bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) unterschlüpft und damit im Lager der S-Finanzgruppe bleibt, sei "im Interesse der Bürgerinnen und Bürger Frankfurts, der Stadt Frankfurt, aber auch der gesamten Sparkassen-Finanzgruppe". Hoppenstedt sieht darin ein "wichtiges Signal", dass seine Organisation ("die größte kreditwirtschaftliche Gruppe") erhalten bleibt - und zwar "ungeschmälert".

Die Botschaft des Sparkassenpräsidenten lautet: Die Abwehr steht, das Eindringen privater Banken in die Domäne der S-Gruppe ist erneut verhindert worden - so wie zuletzt schon in Stralsund. Kein Präzedenzfall also.

Rechtfertigt wird die konzertierte Defensive gegen eine Durchlöcherung der traditionellen Mauern zwischen den drei Lagern des deutschen Kreditgewerbes - private Institute, genossenschaftliche Volks- und Raiffeisenbanken sowie öffentlich-rechtliche Sparkassen (plus Landesbanken) - mit Verweis auf die spezielle Funktion und den besonderen Charakter der Sparkassen.

Im Mittelpunkt der Argumentation stehen dabei zwei Themen: zum einen das Regionalprinzip, zum anderen der öffentliche Auftrag. Die Sparkassen sind an ihre Region gebunden. Sie "können sich nicht aus ihrer Region zurückziehen, um an anderen, vermeintlich lukrativeren Standorten tätig zu werden", betont der Sparkassenverband in der Selbstdarstellung. Daher "habe jede Sparkasse ein besonderes Interesse, die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand in ihrer Region zu fördern", wirbt die S-Gruppe in eigener Sache.

Dass die Sparkassen somit quasi der natürliche Partner des Mittelstands in allen Teilen der Republik sind, stellen die privaten Banken in Abrede. Sie verweisen auf ihr Kreditengagement für die mittelständische Wirtschaft und kontern den Vorwurf, ohne Sparkassen hätten Deutschlands Kleinbetriebe keinen Zugang zu attraktiven Finanzierungen. Die Kontroverse wird seit Jahren mit einer Fülle von Kennziffern und Marketing-Parolen ("Mittelstandsoffensive") geführt - und zwar von beiden Seiten. Ein "neutrales" Resümee fällt deshalb schwer, solange man dem Motto folgt: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.

Auch was den Service für die privaten Haushalte betrifft, wetteifern die Streithähne mit Zahlenblendwerk. 80 Prozent der Sozialhilfeempfänger unterhielten ihr Konto bei Sparkassen, hebt die S-Gruppe hervor, um zu signalisieren, auf wen sich auch jene Kunden verlassen können, die keine hohen Renditen erwarten lassen. Und: In jedem zehnten Landkreis sei mittlerweile keine Großbank mehr vor Ort.

Die Privatbanken halten entgegen, dass einige ihrer Mitgliedsinstitute das "Brot- und Buttergeschäft" mit kleinen Privatkunden nach wie vor ausbauen.

Weniger strittig ist indes der eigentliche Unterschied zwischen den Privaten und den Sparkassen: die Gemeinwohl-Orientierung. Denn während sich die privaten Häuser zweistellige Renditeziele vornehmen und ihren Anteilseignern steigende Gewinne und Dividenden versprechen, müssen Sparkassen "nur" auskömmlich wirtschaften. Gewinne dienen nicht dazu, Aktionäre bei Laune zu halten, sondern werden gemeinhin in die eigene Schatzkammer eingeliefert - als Puffer für schwere Zeiten, als Basis für Investitionen oder als Geldtopf für die Finanzierung von Förderaktivitäten wie Musikfestivals oder Umwelt- und Sozialprojekte.

Die Privatbanken erkennen genau darin ein Problem: Die Kombination aus öffentlicher Eigentümerschaft, Regionalprinzip und Verbundsystem ermögliche es Landesbanken und Sparkassen, "marktwidrig" eine "Strategie der Umsatzmaximierung zu verfolgen". Und mit der werde der Wettbewerb "aus dem Markt gedrängt", lautet die Klage der privaten Geldwirtschaft.

[ document info ]
Copyright © Frankfurter Rundschau online 2005
Dokument erstellt am 17.05.2005 um 17:05:43 Uhr
Erscheinungsdatum 18.05.2005