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Aktuell

Landesbanken

Milliardenbelastungen heizen Fusionsdebatte an

Von Jörn Bender, dpa

Frankfurt/Main (dpa) - Die Finanzkrise zwingt die Landesbanken zum Handeln - rasche Zusammenschlüsse erwarten Experten trotzdem nicht. Die Chancen für die einzige derzeit öffentlich diskutierte Fusion zwischen der angeschlagenen WestLB und der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gelten ohnehin als gering. Und sie werden kaum besser durch fast täglich neue Meldungen über weitere Belastungen bei dem Düsseldorfer Institut.

Erschwerend kommt der knappe Ausgang der hessischen Landtagswahl hinzu: Die CDU beider Länder favorisiert den Zusammenschluss von WestLB und Helaba, doch ob die Union in Hessen an der Macht bleibt und damit ihr Gewicht bei dem Politikum Landesbanken weiterhin in die Waagschale werfen kann, ist fraglich. Indes reißen Forderungen nach einer Konzentration bei den Landesbanken nicht ab.

Ein Sprecher des Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen, dem 85 Prozent der Helaba gehören, betonte am Montag: "Wir nehmen nach wie vor die wirtschaftliche Lage der WestLB unter die Lupe, das wird bis Februar dauern. Diese Phase wird beendet - unabhängig vom Ausgang der Landtagswahl in Hessen und von aktuellen Überlegungen der WestLB- Eigner." Nach dpa-Informationen wird erwogen, künftige Risiken der drittgrößten deutschen Landesbank in einer Gesellschaft zu bündeln.

Doch Skeptiker sehen ihre Zweifel gestärkt, dass es zu einem Zusammenschluss der WestLB - die für 2007 gut eine Milliarde Euro Verlust erwartet - und der kleineren, aber besser aufgestellten Helaba kommt. "Die Chancen für eine schnelle Einigung haben sich verringert", meint der Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim. "Die Risiken bei der WestLB sind größer geworden. Wer auch immer Hessen künftig regiert, wird sich diese Belastung nicht aufbürden."

WestLB-Chef Alexander Stuhlmann hatte weiteren Abschreibungsbedarf nicht ausgeschlossen. Der Deutschland- Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, stimmte Anleger in einem Zeitungsinterview grundsätzlich auf weitere böse Überraschungen an den seit Monaten turbulenten Finanzmärkten ein: "Ich denke, die ganze Wahrheit liegt noch nicht auf dem Tisch."

Neuordnung der öffentlich-rechtlichen Bankenlandschaft

Fusionsbefürworter lassen indes keine Gelegenheit aus, ihre Forderungen zu bekräftigen. "Wir brauchen bei den Landesbanken dringend eine Konsolidierung zu einer neuen großen deutschen Geschäftsbank", sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) dem "Focus".

Auch der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Heinrich Haasis, sprach sich erneut für die seit Jahren diskutierte Neuordnung der öffentlich-rechtlichen Bankenlandschaft aus: "Sparkassen und Länder haben es nun in der Hand, eine große internationale Bank zu schaffen, die den deutschen Mittelstand und die Industrie ins Ausland begleitet." Kritiker halten den Einfluss der Politik bei den Landesbanken schon lange für nicht mehr zeitgemäß: "Selbst Banker haben heute Probleme, die komplexen Finanzstrukturen zu verstehen", sagte ein Frankfurter Banker.

Bankenprofessor Burghof geht davon aus, dass es frühestens in einem halben Jahr zu Zusammenschlüssen bei den öffentlich-rechtlichen Banken kommen wird - "wenn man die Krise besser im Griff hat". Noch ist die Branche von Unsicherheit geprägt, da etliche Institute ihre Bilanzen für das turbulente Jahr 2007 noch nicht vorgelegt haben und noch unklar ist, wie sehr die Krise am Markt für zweitklassige US- Hypothekenkredite (subprime) die Banken tatsächlich belastet hat.

Der Leidensdruck bei den Landesbanken sei noch nicht groß genug für weitere Zusammenschlüsse, sagt ein Manager aus dem Sparkassen- Lager. "Ich glaube es wird nichts passieren in Richtung Fusion - weder bei Helaba/WestLB noch generell in der Branche. Bewegung wird es nur geben, wenn es bei einem Institut eine Schieflage gibt wie im Fall der SachsenLB." Diese war infolge der Finanzkrise in Existenznot geraten und im Sommer bei einer Aktion übers Wochenende überstürzt gerettet worden. Bei der WestLB ist der Handlungsbedarf groß. Experte Burghof: "Zum Überleben braucht sie entweder einen Partner oder muss ihre Strukturen verschlanken."

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Copyright © FR-online.de 2008
Dokument erstellt am 28.01.2008 um 15:41:06 Uhr
Letzte Änderung am 28.01.2008 um 15:42:06 Uhr
Erscheinungsdatum 28.01.2008