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Linke verlangt Börsensteuer
Klausurtagung in Bremen
Bremen - Die Linksfraktion im Bundestag fordert einen Volksentscheid
über die Gesundheitsreform. Außerdem solle eine
einprozentige Steuer auf Börsenumsätze eingeführt
werden, verlangten die Abgeordneten auf einer Klausurtagung in Bremen.
Wie die Fraktionschefs Gregor Gysi und Oskar Lafontaine am Donnerstag
erläuterten, brächte eine Börsenumsatzsteuer wie in
Irland mindestens 30 Milliarden Euro. Wenn zudem Vermögen und
höhere Einkünfte "angemessen besteuert" würden,
könnten "freie Kindergartenplätze für alle solide
finanziert werden" sowie 500 000 neue sozialversicherungspflichtige
Arbeitsplätze in den Feldern Bildung, Kultur, Ökologie und
Soziales gefördert werden; auch die jüngste
Mehrwertsteuer-Erhöhung könnte "spielend entfallen", und
"alle Sozialkürzungen der letzten Jahre wären
überflüssig gewesen".
Die Linksfraktion beschloss auch, die Gewerkschaften beim Kampf gegen
die Rente mit 67 zu unterstützen. Wenn auch Selbstständige
einzahlen müssten und die Beitragsgrenze für Gutverdienende
schrittweise entfiele, kämen die Rentenkassen laut Gysi sogar ohne
Steuerzuschüsse aus.
Lafontaine warf den Sozialdemokraten und namentlich Vizekanzler Franz
Müntefering vor, dass sie "schamlos die Bevölkerung
belügen", indem sie sich zwar für Mindestlöhne
einsetzten, aber entsprechende Anträge der Linksfraktion
ablehnten. Die "Mogelpackung" der SPD sehe nur branchenspezifische
Regelungen vor, was teilweise lediglich drei Euro pro Stunde bedeuten
würde.
"Wir machen ganz systemkonforme Vorschläge", betonte Gysi und
berief sich auf Vorbilder aus anderen Ländern. Deutschland sei der
einzige Staat, in dem das Eigentum laut Verfassung auch dem
Allgemeinwohl dienen solle. "Aber diese Verpflichtung ist raus aus den
Köpfen", so Gysi. Lafontaine ergänzte, das
Sozialstaatsprinzip müsse wieder mit Leben erfüllt werden.
"Immer stimmt die Volksvertretung gegen die Mehrheit des Volkes", sagte
er. Die Linksfraktion fordere deshalb die Einführung von
Volksentscheiden. So könnten die Bürger auch über die
Frage "Kopfpauschale oder Bürgerversicherung" abstimmen.
Die geforderten 500 000 zusätzlichen Arbeitsplätze
würden laut Gysi höchstens 20 Milliarden Euro kosten. Damit
sollte auch der öffentliche Dienst aufgestockt werden, der in
Deutschland viel kleiner sei als in vergleichbaren Staaten. Eckhard
Stengel
Reizthema Jobpolitik: Schwarz-rote Streitpunkte
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Copyright © FR online 2007
Dokument erstellt am 11.01.2007 um 17:28:02 Uhr
Letzte Änderung am 12.01.2007 um 12:56:38 Uhr
Erscheinungsdatum 12.01.2007