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Oberhessische Zeitung vom 02.10.2006

Land offen für Privatisierung der Frankfurter Uni

Corts: Überlegungen kommen von der Hochschule selbst - Neugründung als private Stiftung bis zum Jubiläumsjahr 2014?

FRANKFURT (Ihe). Der hessische Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) zeigt sich offen für Pläne, die Frankfurter Universität zu privatisieren. „Es gibt keine Denkverbote, wir leben im Zeitalter der Autonomie der Hochschulen", sagte Corts in Hamburg. Die Überlegungen kämen von der Universität selbst und ihrem Präsidenten Rudolf Steinberg und befänden sich noch in einem „sehr frühen Stadium". Konkrete Vorschlüge lägen seinem Ministerium bisher nicht vor, sagte Corts zu einem Bericht des Hessischen Rundfunks, wonach eine Neugründung der Universität bis 2014 als private Stiftung vorgesehen sei.

Corts betonte, die Universität würde auf absehbare Zeit weiterhin auf Landesmittel angewiesen sein, da es sehr lange dauern würde, privates Kapital im Umfang von etwa zwei bis vier Milliarden Euro anzusammeln. Dieses würde benötigt, um aus den Erträgen den Betrieb der Hochschule zu finanzieren. Wenn am Ende eine „wettbewerbsfähigere Universität mit einer verbesserten Studien- und Forschungssituation" stehe, sei die Landesregierung aber unter bestimmten Bedingungen offen für eine Privatisierungslösung.

Die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Sarah Sorge, bezeichnete Corts als „Privatisierungsfanatiker".

Bei ihrer Gründung im Jahr 1914 war die heutige Johann-Wolfgang-Goethe-Universität rein aus privaten Mitteln finanziert worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus der ehemaligen Stiftungsuniversität eine staatliche Hochschule.