Da hier und an anderen Orten die Diskussion über den unglücklichen Begriff "Fremdarbeiter" ohne Kenntnis des Wortlauts der Rede von Oskar Lafontaine geführt wurde, hier Oskar Lafontaines Rede in Chemnitz im Wortlaut (Auszug):
„[...] Die gegenwärtige europäische Verfassung zwingt dazu, dass die Staaten miteinander konkurrieren: Wer hat die niedrigsten Löhne, wer hat die niedrigsten sozialen Leistungen, und wer hat die niedrigsten Steuern für Unternehmen und Reiche? Und dieses Europa, liebe Bürgerinnen und Bürger, das wollen wir nicht. Wir wollen ein Europa des Volkes. (Beifall.)
Wenn wir protestieren, auch heute hier in Chemnitz, dann ist es nicht nur, dass wir die bestehenden Zustände kritisieren, sondern wir machen Gegenvorschläge, die ja schon lange auf dem Tisch liegen, die aber von den Volksvertretungen, aus welchen Gründen auch immer, nicht aufgenommen werden. Es ist doch einfach nicht mehr nachzuvollziehen, dass viele Gesetze gemacht werden - Hartz IV ist ein Beispiel - viele Gesetze gemacht werden, die von der großen Mehrheit des Volkes abgelehnt werden, von der großen Mehrheit der Volksvertreter aber beschlossen werden. Da stimmt etwas nicht mehr in unserer Demokratie in Deutschland. (Beifall.)
Wenn man Lohndumping verhindern will, dann genügt es nicht, irgendwelche albernen Reden zu halten. Dann genügt es nicht, mit unschuldigem Augenaufschlag zu sagen: "Das tut mir leid." Sondern dann muss man handeln. Der Staat ist verpflichtet, seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Er ist verpflichtet zu verhindern, dass Familienväter und Frauen arbeitslos werden, weil F... Fremdarbeiter zu niedrigen Löhnen ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen. Das kann nicht in einer sozialen Demokratie zum Alltag werden. (Applaus, einige Pfiffe.)
Und die Antwort, die wir geben müssen, ist erprobt. Sie ist in vielen Staaten der Welt gegeben. Wir brauchen staatlich erordnete Mindestlöhne, die dem Lebensstandard-Niveau hier in Deutschland entsprechen und nicht sich orientieren an Polen, an der Ukraine, an Tschechien oder sonst wo. (Beifall.)
Solche staatlichen Mindestlöhne gibt es in einer Reihe von Staaten Europas. Auch in dem viel gepriesenen England. Auch in den viel gepriesenen Vereinigten Staaten. Nur ist das weitgehend unbekannt. Was diese mehr am Profit orientierten angelsächsischen Wirtschaftsverfassungen akzeptieren, das sollte doch möglich sein in einem Deutschland, das nach dem Kriege eine solide sozialstaatliche Tradition aufgebaut hat. (Beifall.) [...]“
Quelle: http://germany.indymedia.org/2005/06/121298.shtml
(Die dort angegebene Video - http://media.de.indymedia.org/media/2005/06/121300.ogg - trägt die Datei-Endung „.ogg“. Diese kann in „.rm“ geändert werden. Dann lässt sich das Video ohne Schwierigkeiten mit dem „Real Player“ starten.)
------------------------------