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www.welt.de - 13.12.2008 15:06

 

Kurier für Landesbank war die Sicherheitslücke

 

Datenskandal bei der Berliner Landesbank: Auf der

Fahrt eines Kuriers sind Zehntausende Kundendaten

verloren gegangen – darunter Namen, Adressen,

Kreditkartennummern und Abrechnungen. Jetzt

ermittelt die Polizei wegen Diebstahls. Datenschützer

knüpfen sich dagegen die Landesbank vor.

 

Die Berliner Landesbank hat nach eigenen Angaben

die Sicherheitslücke ausgemacht, deretwegen der Bank Zehntausende

Kundendaten abhanden gekommen sind. „Die Datensätze sollten per Kurier

transportiert werden und waren auf dem Weg vom Verarbeitungsunternehmen zur

Landesbank nach Berlin“, sagte Landesbank-Sprecherin Constanze Stempel zu

WELT ONLINE.

 

Die Daten, darunter die Kreditkartennummer, Namen, Anschriften und detaillierte

Abrechnungen von Einkäufen per Karte, waren nach Informationen von WELT

ONLINE vom Dienstleister Atos Worldline in Frankfurt am Main verarbeitet worden.

 

Die Landesbank Berlin (LBB) ist Deutschlands größte Ausgabestelle für Kreditkarten

und vermarktet auch die Karten anderer Anbieter wie des ADAC und des Online-

Kaufhauses Amazon.

 

Der Kurier hatte demnach Hunderte Mikrofiche-Folien (Was ist das? Eintrag bei

Wikipedia) bei sich, auf denen die Daten gesammelt waren. Die Kreditkarten-

Informationen stammen großenteils vom August 2008. „Wir sammeln die Daten zu

Archivierungszwecken“, sagte die Bank-Sprecherin. Dies sei ein übliches Prozedere

nach Abwicklung der Zahlungsvorgänge.

 

Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix kündigte eine Überprüfung der

Vorgänge bei der Landesbank an, sollten die Ermittlungen der

Strafverfolgungsbehörden dafür Ansatzpunkte liefern. Es müsse zunächst geklärt

werden, ob und von wem Sicherheitsvorschriften verletzt worden seien.

 

Grundsätzlich sei der Versand sensibler Daten per Kurier eine „der zuverlässigsten“

Methoden. „Vorausgesetzt natürlich, der Kurier ist zuverlässig“, sagte Dix zu WELT

ONLINE.

 

Die LBB hat nun genauso wie der Dienstleister Atos Worldline Anzeige wegen

Datendiebstahls bei der Polizei erstattet. Außerdem hält das Berliner Geldhaus

Kontakt zum Landeskriminalamt in Frankfurt am Main. Deren Beamte hatten die

Daten bei der „Frankfurter Rundschau“ wieder eingesammelt. Die Zeitung hatte

zuvor berichtet, dass ihr die Daten zugespielt worden seien.

 

Nach ersten Erkenntnissen der Polizisten im Frankfurter Kommissariat für

Betrugsdelikte soll das Paket mit den Daten zunächst unversehrt abgegeben

worden sein. Dies könnte nach Angaben aus Ermittlerkreisen darauf hindeuten,

dass der Kurier die brisanten Daten verloren hatte. Es sei fraglich, ob in der

Zwischenzeit ein Dritter mit den Kreditkartendaten unbefugt hätte hantieren

können.

 

„Wie die Paketsendung mit den brisanten Daten an die Frankfurter Rundschau

gelangte, wird derzeit vom K23 des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main ermittelt“,

sagte Polizeisprecher Karlheinz Wagner. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass

der Inhalt des Pakets höchstwahrscheinlich vollständig sei.

 

Die LBB widersprach dem Bericht der „FR“, in dem es außerdem hieß, dass in den

Datensätzen auch die Geheimnummern (Pin) von Kunden abgespeichert gewesen

seien. In der Datensammlung seien „keine Geheimnummern enthalten“, die einen

direkten Zugriff auf Bankkonten ermöglichten, sagte die Sprecherin weiter. „Es

besteht keine Gefahr für das Vermögen der Kunden“, hieß es. Sollte wider

Erwarten dennoch ein Schaden entstehen, werde die Landesbank Berlin ihre

Kunden „selbstverständlich davon freihalten“.

 

Auch bei der Frankfurter Polizei hieß es nach einer ersten Bewertung, dass mit den

Daten „kein großes Schindluder“ betrieben werden könne. Die Polizei empfiehlt

Bankkunden der Landesbank dennoch, im Zweifel bei der Bank anzurufen und

gegebenenfalls ihre Karten sperren lassen, wie der Sprecher der Frankfurter Polizei

sagte.

 

Opfern von Datendieben und falschen Abbuchungen empfiehlt die Polizei eine

Anzeige. Polizei rät allen Kunden, die Abrechungen für die „folgenden Monate

aufmerksam zu studieren und auffällige Umsätze bei ihrer Bank zu reklamieren“. In

der Pflicht sieht Berlins oberster Datenschützer Dix jetzt die Landesbank. Alle

betroffenen Kunden müssten umgehend unterrichtet werden, fordert der

Landesbeauftragte.

 

Dies gelte auch dann, wenn keine Pin-Geheimnummern in die falschen Hände

geraten sein sollten. Eine umfassende Kundeninformation liege vor allem im

Interesse der Bank, „um Transparenz und Vertrauen wiederherzustellen“.

Hotlines für Kreditkarten-Inhaber:

 

Kontakt-Telefon der Berliner Landesbank: (030) 869 869 69 Notruf-Nummer für

Kartensperre (24 Stunden, kostenlos): 116 116

 

© 2008 Microsoft und Lieferanten. Alle Rechte vorbehalten. 13.12.2008

 

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http://news.de.msn.com/wirtschaft/article.aspx?cp-documentid=11851424&ocid=MS... 13.12.2008