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Oberhessische Zeitung (Alsfeld) vom Dienstag, 21. Juni 2005 • Seite 16

„Kooperation statt Fusion" der Sparkasse

Grüne haben eigene Vorschläge für die Sparkasse

VOGELSBERGKREIS (r). Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen erklärt in einer Pressemitteilung, man sei für eine Kooperation der Vogelsberger Sparkasse mit benachbarten Sparkassen im Wetteraukreis. Eine Fusion dagegen lehne der Kreisverband ab. Bei einer Fusion gingen zuviel Kompetenzen an den Wetteraukreis, und der Vogelsbergkreis würde ein eigenes Finanzierungsinstrument verlieren. Gleichzeitig sei ein erheblicher Arbeitsplatzverlust vorhersehbar.

Zwar sollen nach Angaben der Grünen die Arbeitsplätze über fünf Jahre sozial verträglich abgebaut werden, dennoch werden wieder hier im ländlichen Raum Arbeits- und Ausbildungsplätzevernichtet. Allerdings bedarf die Sparkasse Vogelsbergkreis deutlich einer Neuausrichtung im Markt. Dass eine wirkliche Neuorientierung und Modernisierung mit dem jetzigen Vorstand überhaupt machbar ist, bezweifeln die Grünen allerdings.

Ihre Kompetenz hat die Sparkasse des Wetteraukreises im Jahr 2003 gezeigt, in dem sie einen Bilanzgewinn von 3,6 Millionen erwirtschaftet hat, während die Sparkasse im Vogelsbergkreis schon seit mehreren Jahren mit rund 600000 Euro nur sehr magere Ergebnisse vorzeigen kann. Hätte die Sparkasse in der Bilanz auch noch Zuführungen zum Fonds für allgemeine Bankrisiken ausgewiesen, wäre sie deutlich ins Minus gerutscht.

Die „laue Erklärung von Landrat Marx" für die schwache Lage der Sparkasse halte nach Ansicht des Wirtschaftsexperten der Grünen, Dr. Erik Siefart, einer genaueren Betrachtung nicht stand. Marx habe angegeben, es läge zum einen an dem geringeren öeschäftsvolumen, zum anderen an dem Versuch der Sparkasse, heimische Firmen bevorzugt zu bedienen. Die Sparkasse Vogelsbergkreis habe aber seit Jahren einen erheblichen Abschreibungsbedarf, notwendige Wertberichtigungen auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere, sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft in Millionen Höhe. Diese beliefen sich immerhin auf rund elf Millionen Eure 2002 und rund 8 Millionen Euro 2003. „Diese Zahlen sprechen deutlich für sich, wenn man sie mit denen der Sparkasse im Wetteraukreis vergleicht, die bei dreifachem Geschäftsvolumen in diesen Jahren etwa die gleichen Beträge an Abschreibungsbedarf hatte", heißt es wörtlich.

Den Sicherheitsrücklagen der Sparkasse von 44 Millionen Euro stehen Verbindlichkeiten aus Bürgschaften und Gewährleistungsverträgen von rund 20 Millionen Euro gegenüber. Bei nur 900000 Euro Eigenkapital reichen diese für weiteren Abschreibungsbedarf wohl kaum aus. Nicht zu vergessen sind auch die Rückstellungen für Pensionsansprüche der Bankmitarbeiter.

Aus Sicht der Grünen hätte der Verwaltungsrat der Sparkasse schon wegen der jetzt auslaufenden Gewährträgerhaftung viel früher auf die Marktentwicklung reagieren und die Sparkasse neu ausrichten müssen. Hierzu gehört die Überprüfung der Sparkasse auf Effizienz und eine noch stärkere Ausrichtung an den Kundenwünschen. Denn der Bedarf an privaten Investitions-Krediten und denen für mittelständische Unternehmen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Als einzige in der Koalition habe dies wohl die FDP erkannt. Auch wenn der neuerliche Schwenk der FDP ein Manöver sein könne, um vom eigentlichen Ziel abzulenken. Der FDP gehe es nämlich auch um einen Sitz in dem neuen Verwaltungsrat. Die Arbeitsplatzargumente wirkten daher nur vorgeschoben.